Besonders zur Weihnachtszeit erfreuen sich die Produkte von Pickerd großer Beliebtheit. Denn die Dekor-Backzutaten des Unternehmens, dazu gehören beispielsweise Kuchenglasuren oder bunte Streusel, machen das weihnachtliche Backwerk erst so richtig schön. Beim innerbetrieblichen Transport setzt Pickerd auf Fördertechnik von Wiese. dei sprach mit Birgitt Knobloch, Prokuristin der H. Pickerd GmbH & Co. KG, Walter Spreen, bei Pickerd als technischer Leiter tätig, und mit Ingo Pförtner, Vertriebs- und Projektingenieur bei der Wiese Förderelemente GmbH.
Gummibärchen, Backzutaten, Seifenflocken, Holzspäne, Dünger oder Güllegranulat – die Liste der Schüttgüter, die mit Becher- und Pendelbecherwerken von Wiese gefördert werden können, ist fast grenzenlos. Daneben haben die Fördertechnikspezialisten aus Burgwedel auch noch Stückgutvertikalförderer und Stabrostbänder im Programm. „Hauptabnehmer unserer fördertechnischen Anlagen ist die Schüttgutbranche und hier mit einem Anteil von etwa 80 % die Lebensmittel- und Süßwarenindustrie“, umreist Pförtner den Kundenstamm seines Unternehmens.
Im Vergleich zu Förderbändern lassen sich mit den Becher- und Pendelbecherwerken sehr große Höhenunterschiede auf platzsparende Weise überbrücken. Dazu werden die Becher gleichmäßig, beispielsweise mithilfe einer Schwingrinne, befüllt. Auf ihrem Weg zur Abgabestelle legen die befüllten Becher im einfachsten Fall einen horizontalen, vertikalen und horizontalen – also z-förmigen – Förderweg zurück. Und dies ohne Übergabestellen und damit sehr produktschonend.
Leistungsstarke Gummikette
Herzstück eines jeden Becher- und Pendelbecherwerkes sind zwei Gummiketten. Sie sind zum einen Antriebselement. Deshalb hat jede Kette auf der Unterseite eine Antriebsverzahnung, in die die Rollenverzahnung der Antriebsräder formschlüssig eingreifen kann. Zum anderen dienen die Gummiketten zur Aufnahme der Becher. Zu diesem Zweck befinden sich auf der Kettenoberseite in genau definierten Abständen quaderförmige Gummiblöcke mit Bohrungen, in die die Becher eingehängt werden. „Unsere gelenklosen Gummiketten laufen vibrationsfrei, geräuscharm und nahezu wartungsfrei“, stellt Pförtner fest. „Ihre hohe Zugfestigkeit resultiert aus einvulkanisierten Stahlseilen.“ Die Gummiketten können in beliebiger Länge als endloser Ring vulkanisiert oder mit Gelenkverbindern geschlossen werden. Wiese bietet die Gummiketten in unterschiedlichen Werkstoffqualitäten an. Das Spektrum reicht hier von Neopren-CR, EPDM, HNBR und NR/SBR bis hin zum FDA-konformen NBR-Perbunan, das für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie prädestiniert ist. Auf Anwendungen in explosionsgefährdeten Bereichen angesprochen, antwortet Pförtner: „Natürlich können wir unseren Kunden auch leitfähige und antistatische Gummiketten liefern, die die Atex-Anforderungen erfüllen.“
Der Becher ist die zweite Komponente, die in jedem Becher- und Pendelbecherwerk vorkommt. Neben der Umlaufgeschwindigkeit der Gummikette bestimmt seine Größe die Förderleistung der Anlage. Die Becher werden in der Regel aus glasfaserverstärktem Polyamid gefertigt. Möglich sind auch ABS oder Polypropylen.
Stabiles Becherband
Bei den Wiese-Becherwerken werden die Becher über einen Stab mit Spannhülse in die Gummiketten eingehangen. Flexible Laschen aus Neopren, Perbunan, EPDM oder Silikon verbinden die einzelnen Becher miteinander. „Es entsteht ein geschlossenes, stabiles und wenig störanfälliges Becherband“, erklärt Pförtner, „das bei reduziertem Bauraum vergleichsweise hohe Fördergeschwindigkeiten ermöglicht. Wir arbeiten standardmäßig mit einer Geschwindigkeit um 0,5 m/s. Bei dieser Geschwindigkeit ist die mechanischer Belastung und damit die Gefahr der Zerstörung des zu fördernden Gutes sehr gering. Die maximale Förderleistung der Becherwerke liegt bei 120 m3/h.“ Angetrieben werden die Gummiketten über rollenverzahnte Antriebsräder, die mit einem Aufsteckmotor verbunden sind. „Diese Art des Antriebs verhindert Friktionen zwischen Kette und Antriebsrad. Sie stellt also einen verschleiß- und wartungsarmen Betrieb der Anlage sicher“, betont Pförtner. Umlenkräder bewirken den Richtungswechsel der Ketten. Untergebracht ist das gesamte System in einem Metallgehäuse mit Inspektionsluken und Schubladen (Gehäuseboden), über die auch die Reinigung der Anlage erfolgt. Bewährt haben sich hierbei Industriesauger. Natürlich kann auch das gesamte Becherwerk einer Hochdruck- oder Schaumreinigung unterzogen werden.
Konstruktionsbedingt haben die Becherwerke nur eine Abgabestelle. Diese befindet sich unterhalb des obersten Antriebrades. Die Becher stehen an dieser Stelle auf dem Kopf und das zu fördernde Gut kann her-ausfallen.
Frei schwingende Becher
Der Aufbau der Wiese-Pendelbecherwerke entspricht im Wesentlichen dem der Becherwerke. In einem Punkt unterscheiden sich beide Fördersysteme jedoch deutlich: Beim Pendelbecherwerk sind die Becher nicht miteinander verbunden. Sie sind frei schwingend in die Gummiketten eingehangen. „Im Unterschied zu den Becherwerken lassen sich dadurch mehrere Abgabestellen einrichten“, so Pförtner. „Ihre Position kann zudem genau auf die Vorgaben des Anwenders abgestimmt werden. An den Abgabestellen sind elektrisch oder pneumatisch angesteuerte Pneumatikzylinder installiert, die eine Mechanik betätigen, die die Becher zum Umkippen und damit zur Entleerung zwingt.“ Außerdem ermöglichen die Pendelbecherwerke eine äußerst variantenreiche Auslegung der Förderwege. Neben den einfachen horizontalen und vertikalen Strecken sind auch O- und T-Linienführungen oder Auf- und Abwärtsförderungen in einem Förderer realisierbar.
Unter hygienischen Gesichtspunkten sind die Wiese-Pendelbecherwerke für Anwender aus der Lebensmittelindustrie besonders attraktiv: Die Becher können ohne Werkzeug und mit lediglich zwei Handgriffen ausgebaut werden. Dieser Umstand erleichtert nicht nur die Wartung der Anlagen, sondern macht auch eine Becherreinigung außerhalb des Förderers problemlos möglich. Die Förderleistung der Pendelbecherwerke beträgt maximal 46 m3/h. Diese im Vergleich zu den Becherwerken deutlich geringere Leistung begründet Pförtner mit den frei schwingenden Bechern: „Dadurch können wir die Anlagen nur mit einer Fördergeschwindigkeit von 0,25 m/s betreiben. Bei höheren Geschwindigkeiten würden die Becher zu stark ausschwingen und das zu fördernde Produkt herausfallen.“
Dekor-Backzutaten und mehr
Ein Anwender der Becher- und Pendelbecherwerke von Wiese ist Pickerd. Das IFS-zertifizierte Unternehmen hat seinen Sitz seit Anfang der 90er-Jahre in Burgwedel. Dort beschäftigt es 55 Mitarbeiter. 2006 wurde ein Umsatz von 30 Mio. Euro erwirtschaftet.
Der Anbieter von Dekor-Backzutaten wurde 1950 von Heinrich Pickerd in Hannover gegründet. An den Start ging der findige Kaufmann unter anderem mit verbrauchsfertigen Kuchenglasuren, die sich binnen kurzer Zeit zu einem echten Renner entwickelten. Denn die Glasuren schmeckten lecker, halfen der modernen Hausfrau Zeit zu sparen und waren zudem in einem attraktiven Gugelhupfförmchen verpackt.
Heute sind die Dekor-Backzutaten von Pickerd in fast jedem Supermarktregal zu finden. „Unser Hauptprodukt ist nach wie vor die Kuchenglasur im Gugelhupfförmchen“, erläutert Birgitt Knobloch. „Diese und verschiedene Streuselprodukte stellen wir selbst her. Andere Produkte wie Marzipan, Nussnougat oder Raspelschokolade kaufen wir fertig konfektioniert zu.“ Seit Anfang 2005 runden Mandeln, Hasel- und Walnusskerne sowie grüne Pistazien in unterschiedlichsten Variationen das Pickerd-Sortiment ab.
Bereits 1984 lieferte Wiese das erste Becherwerk an den Backzutatenanbieter. „Seit nunmehr 23 Jahren fördert diese Anlage verschiedene Streuselprodukte zur volumetrischen Dosiereinheit einer Becherbefüllmaschine. Und das störungsfrei und ohne Ersatzteile“, erzählt Walter Spreen. „Diese Tatsache und die räumliche Nähe von Wiese haben uns Anfang 2004 dazu veranlasst, im Rahmen von Kapazitätserweiterungen vier weitere Becherwerke zu ordern.“
Wenig später wurden zwei neue Schlauchbeutelverpackungsmaschinen für gehakte, gestiftete, gehobelte, geraspelte und gemahlene Nüsse und Mandeln angeschafft. Um die unterschiedlichen Produktfeinheiten problemlos dosieren zu können, kann jede Verpackungsmaschine über eine Mehrkopfwaage oder einen Schneckendosierer, die beide oberhalb der Maschine installiert sind, beschickt werden. Dazu lagerte man die Schlauchbeutelmaschinen auf Schienen, so dass sie zwischen Mehrkopfwaage und Schneckendosierer hin und her gefahren werden können. Diese intelligente Anordnung löste aber nicht alle Probleme: „Wir benötigten ein Fördersystem mit zwei Abgabestellen, eine für die Mehrkopfwaage und eine für den Schneckendosierer. Das war mit den gerade angeschafften Becherwerken nicht möglich. Deshalb haben wir zwei der ursprünglich vier Becherwerke gegen Pendelbecherwerke ausgetauscht. Später, nachdem wir festgestellt hatten, dass die flexiblen und reinigungsfreundlichen Pendelbecherwerke viel besser zu uns passen, haben wir auch die anderen beiden Becherwerke umgetauscht.“ Heute stehen bei Pickerd vier identische Pendelbecherwerke, mit denen ein Höhenunterschied von ca. 4 m überbrückt werden kann. Jeder Förderer ist mit 96 Bechern aus Polypropylen ausgestattet. Außerdem wurde ein Satz Ersatzbecher angeschafft. Bei einem Produktwechsel werden die benutzten Becher ausgebaut und durch die sauberen Ersatzbecher ersetzt. Auf diese Weise reduziert Pickerd Produktionsunterbrechungen auf ein Minimum.
Während die Becher nach jedem Produktwechsel unter fließendem Wasser gereinigt werden, findet eine Reinigung der Gesamtanlage nur in bestimmten Zeitabständen statt. Zum Einsatz kommen dabei Sauger und Gebläse. Bei Bedarf werden die Seitenwände und Gummiketten mit einem feuchten Tuch abgewischt.
Ergonomische Helfer
Neben den vier stationären Pendelbecherwerken hat Pickerd auch ein mobiles Becherwerk im Einsatz. Die Anlage mit einer Leistung von 4 m3/h hat zwei Aufgaben zu erfüllen. Sie transportiert ganze Mandeln und Nüsse zur Mühle. Daneben nutzt man sie zur Beschickung von Wechselcontainern. Dieser Schritt ist immer dann notwendig, wenn Rohstoffe in Säcken oder Kartons angeliefert werden. Denn die meisten Maschinen bei Pickerd sind auf eine Container- oder Big Bag-Befüllung eingestellt. „Ohne die Becher- und Pendelbecherwerke von Wiese würde unser Arbeitsalltag viel härter sein“, resümiert Spreen. „Dann müssten nämlich Menschen die schweren Lasten heben und tragen.“ (le)
Halle 2, Stand 222
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Fördertechnik aus Niedersachsen
Die Wiese Förderelemente GmbH kann auf eine fast 50-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. Das mittelständische Unternehmen wurde 1959 als Wiese Fördertechnik gegründet. Heute beschäftigt es an den Standorten Berlin, Salzwedel und Burgwedel insgesamt 35 Mitarbeiter. „In Salzwedel und Berlin produzieren wir die Gummiketten und Becherbänder“, erläutert Pförtner. „Außerdem sitzt in Berlin der Hauptteil unserer Monteure. In der Firmenzentrale in Burgwedel befinden sich Verwaltung, Technik, Vertrieb und Service.“ Der niedersächsische Fördertechnikspezialist ist mit seinen Produkten und Serviceleistungen auf der ganzen Welt aktiv. Dabei nutzt Wiese ein umfangreiches Netz von Firmenbeteiligungen und Vertretungen. Für das Jahr 2007 wird ein Umsatz von etwa 8 Mio. Euro erwartet.
Auf der FachPack präsentiert Wiese die Becherwerke SEB1/05 und SEB2/05. In diesen Maschinen werden die großen Becher der Becherwerke SEB1 und SEB2 mit der schmalen Gummikette und den kleineren Stützrollen und Umlenkrädern der SEB05-Becherwerke kombiniert. „Aufgrund der Bechergröße haben die beiden neuen Becherwerke dieselbe Leistung wie die SEB1- und SEB2-Anlagen, benötigen aber wegen der kleineren Einbauteile deutlich weniger Platz“, umreist Pförtner die Vorteile der Messeneuheiten. Die Becherwerke der Baureihe SEB1/05 haben eine Leistung von 18 m3/h, die SEB2/05-Anlagen können bis zu 23 m3/h fördern.
Wiese Förderelemente
H. Pickerd GmbH & Co. KG
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