Die Produkte der Kölner Verbundbrauereien erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Um der Nachfrage gerecht werden zu können, füllt das Unternehmen in drei hochmodernen, stark automatisierten Abfüllanlagen ab. Insgesamt neun Kuka-Roboter sind dort im Einsatz. Unter ihnen ein ganz besonderer, der KR 15 SL. Er ist der Experte für den Nassbereich.
Die Kölner Verbundbrauereien sind ein Unternehmen der Radeberger Gruppe, der größten Braugruppe in Deutschland. Etwa 600 000 Hektoliter werden in Köln hergestellt. Die Hälfte davon verlässt die Brauerei in Fässern. „500 Pittermännchen schafft unsere Anlage in der Stunde“, berichtet Volker Spohr, Leiter der Betriebstechnik. „Pittermännchen – so nennen wir hier in Köln die 10-Liter-Fässchen“, schiebt er die Erklärung nach. Die Anlage verarbeitet 10- bis 50-Liter-Fässer. Diese Fässer werden depalettiert, ehe sie gereinigt und von zwei Robotern mit Korken versehen werden. Dann gelangen sie in die Abfüllmaschine. Ist das Fass randvoll befüllt, dreht der KR 15 SL dem Pittermännchen den Verschluss in den Bauch. Vorher wird in die Fässer ein heißer Wasserstrahl injiziert, damit sie richtig schäumen, bevor sie verschlossen werden. „Wenn das Bier aufschäumt entweicht die Luft. Sauerstoff ist Gift für unser Bier“, erklärt Volker Spohr die Maßnahme. Für den KR 15 SL bedeutet dies aber eine äußerst nasse Arbeitsumgebung, die ihm dank seiner Edelstahl-Oberfläche wenig anhaben kann. „Problematisch ist ohnehin nicht die Feuchtigkeit“, erklärt Peter Fornoff, Key Technology Manager bei Kuka.
Die Reinigungs- und Desinfektionsmittel seien die eigentlichen Übeltäter. Alkalische Schaummittel, die zum Reinigen der Anlage eingesetzt werden, greifen Lack und vor allem die Dichtungen an. Und sind die erst einmal porös, gelangen Feuchtigkeit und Reinigungsmittel ins Getriebe. Wenn das kaputt ist, wird es richtig teuer. Deshalb wurde der KR 15 SL standardmäßig mit Spezialdichtungen versehen und so kann ihm auch das Wasserstoffperoxid, mit dem die Verschlüsse desinfiziert werden, nichts anhaben. Aufmerksam geworden auf den Edelstahlroboter ist das Unternehmen durch die Firma Carat Robotics, die auch schon die automatische Verkorkung und den Vorgänger des KR 15 SL in die Anlage integriert hatten. Die Gesamtanlage stammt von KHS. Ein besonderes Highlight ist die Verkorkung. Sowohl das Luft- als auch das Zapfloch, in das später der Holz- oder Messinghahn eingeführt wird, müssen vor der Befüllung verschlossen werden. Die manuell durchgeführte Verkorkung in der alten Anlage wurde in der neuen durch eine Roboterlösung ersetzt, bei der die beiden Roboter das Fass einer Korkenschusseinheit zuführen.
Oftmals befinden sind in den Öffnungen, die verschlossen werden müssen, Papiertücher oder Smartiedeckel, die ein Austropfen der leeren Fässer, beispielsweise im Kofferraum, verhindern sollen. In so einem Fall darf der Korken nicht einfach durchgeschossen werden. Der Hygiene und der Produktqualität wegen, versteht sich. Die Öffnungen werden daher im Vorfeld via Kamera überprüft. „Die Verkorkung mit Roboter ist schon etwas Besonderes“, meint Spohr.
Alles begann im Flaschenkeller
1999 wurden die ersten Roboter KR 350 und KR 210 für den Flaschenkeller angeschafft. Damals sollte die Flaschenabfüllanlage modernisiert werden. „Die engen Platzverhältnisse brachten uns auf die Idee, Sechsachsroboter statt Linearportale einzusetzen. Die niedrigen Decken boten einfach zu wenig Raum für eine Lösung mit dem Linearportal“, erinnert sich Spohr. „Außerdem erhofften wir uns geringere Wartungskosten und höhere Flexibilität.“ Zum Ent- und Beladen der Paletten sowie zur Entnahme der Flaschen aus der Kiste werden die Roboter seitdem eingesetzt.
Nachdem die Kölner Verbundbrauereien mit der automatisierten Flaschenabfüllung und der Bauchfassanlage gute Erfahrungen gemacht hatte, wagten sie sich an das vorerst letzte Automatisierungsprojekt: den Neubau der Keg-Anlage. Auch in dieser Anlage werden die Roboter, wie schon in der Flaschenabfüllung, zum Palettieren der Fässer eingesetzt. Anders als in der Flaschenabfüllung, wird in diesem Bereich aber auch das Palettenhandling von den Robotern übernommen. Hier sprachen die attraktiven Wartungsverträge für den Einsatz der Roboter aus Bayern. „Wir sind mit den Wartungs- und Serviceangeboten von Kuka bestens versorgt“, erklärt Spohr. „Das firmeninterne Know-how ist bei uns mittlerweile so groß, dass wir die Servicetechniker von Kuka fast ausschließlich zu Wartungszwecken in Anspruch nehmen müssen“, so der Ingenieur weiter.
Online-Info www.dei.de/1110460
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