Südmo hat die turbulenten Jahre überstanden. Heute befindet sich das Unternehmen auf einer gesunden Basis und erwirtschaftet steigende Umsätze. Im Vorfeld der drinktec-interbrau besuchte dei das Riesbürger Unternehmen. Wir sprachen mit Stephan Thomaschki, Geschäftsführer der Südmo Components GmbH und der Südmo Projects GmbH, sowie mit Peter Bangert, Sales Director bei Südmo Components.
Wie viele Geschäftsführer arbeitet Ste-phan Thomaschki in einem repräsentativ eingerichteten Büro. Das Besondere an diesem Raum ist der herrliche Blick über das Nördlinger Ries. Dieser weitläufige Kessel entstand vor 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Großmeteoriten. Wegen seiner Ähnlichkeit mit Mondkratern kamen 1970 die Besatzungen von Apollo 14 und 17 ins Ries und trainierten hier für ihre damals spektakulären Reisen zum Mond. Doch der schöne Blick ins Ries ist für Thomaschki zur Selbstverständlichkeit geworden. Immerhin ist er seit 1999 bei Südmo tätig. Das mittelständische Unternehmen entwickelt und produziert Ventile unterschiedlichster Bauart mit den dazugehörigen Rohrformteilen und fertigt komplette Prozesseinheiten. Darüber hinaus ist es als Dienstleister auf dem Gebiet des Komplettanlagenbaus tätig. Der Vertrieb der gesamten Südmo-Produktpalette erfolgt über acht internationale Schwestergesellschaften und 20 Vertretungen, die über den ganzen Erdball verteilt sind.
Engineering von Prozessanlagen
Südmo Projects plant und realisiert schlüsselfertige Prozessanlagen für die Mineralbrunnen- und Getränkeindustrie, für Molkereien und Lebensmittelproduzenten sowie für die pharmazeutische und chemische Industrie. „Unser Dienstleistungsspektrum beginnt beim Basic- und Detailengineering“, erläutert Thomaschki. „Anschließend übernehmen wir als Generalunternehmer die bauliche Ausführung des Projekts. Unsere Dienstleistung endet bei der Inbetriebnahme der fertigen Anlage.“
Ein vielversprechendes neues Betätigungsfeld für Südmo Projects ist das Engineering von aseptischen Anlagen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Dazu Bangert: „In der pharmazeutischen Industrie sind solche Anlagen Gang und Gäbe. Jetzt werden sie im wachsenden Umfang auch in der Lebensmittelindustrie, beispielsweise bei der Herstellung von Desserts oder Jogurt, eingesetzt. In diesen Anlagen lassen sich aseptische Prozesse realisieren, in denen ohne Zugabe von Konservierungsstoffen oder Wärmebehandlung Lebensmittel mit einer langen Haltbarkeit erzeugt werden können. Außerdem haben neue Verpackungslösungen wie PET-Flaschen dazu geführt, dass traditionelle Pasteurisierungsmethoden bei hohen Temperaturen nicht mehr funktionieren. Als Alternative kommen nun kaltaseptische Abfüllanlagen zum Einsatz. Wesentliche Komponenten dieser Anlagen sind die Aseptikventile von Südmo Components.“
Kerngeschäft der Südmo Components ist die Entwicklung und Produktion von Ventilen unterschiedlicher Bauart. „Unser Produktprogramm“, erläutert Bangert, „umfasst Klappen- und Leckage-Klappenventile, Doppelsitzventile für automatisierte Anlagen sowie Einsitzventile, die in hygienischer und aseptischer Ausführung erhältlich sind.“
Hygienische Klappenventile
Die Klappenventile gelten als hygienisch. In Rohrleitungen eingebaut, haben sie eine einfache Auf-Zu-Funktion. Eine konstruktive Besonderheit ist die Lagerung des Klappentellers in den Flanschen. Dadurch wirkt auf die Klappendichtung ein geringeres Drehmoment. Weniger Verschleiß und eine höhere Druckschlagsicherheit sind die daraus resultierenden Vorteile für den Anwender.
Die Südmo-Doppelklappenventile, auch Leckage-Klappenventile genannt, sollten immer dann zum Einsatz kommen, wenn zwei Medien, beispielsweise Produkt und CIP-Flüssigkeit, zuverlässig voneinander zu trennen sind. „Zwischen den beiden Klappen“, erklärt Bangert, „befindet sich ein spülbarer Leckageraum. Dieser und die doppelte Abdichtung der Rohrleitung sorgen für eine absolut sichere Trennung der Medien.“
Die Einzel- und Doppelklappenventile können sowohl manuell bedient als auch pneumatisch angetrieben werden. Ihre Einbindung in voll- oder teilautomatisierte Prozesse ist über den von Südmo angebotenen multifunktionalen Steuerkopf möglich, der sich über einen Flanschadapter auf jeden pneumatischen Antrieb aufbauen lässt. Die staub- und wasserdichten Geräte in Schutzart IP 67 minimieren die Schlauchverbindungen am Ventilsystem und zeichnen sich darüber hinaus durch folgende technische Merkmale aus:
• modularer Aufbau mit bis zu drei integrierten Magnetventilen
• elektrische Ansteuerung, wahlweise als Multipol oder als ASI-Busanschaltung
• Stellungsrückmeldung über induktive Initiatoren
• optische Stellungsanzeige über LEDs
Erhältlich sind die Klappenventile in den Nennweiten DN 15 bis 200 für alle gängigen Rohrklassen (DIN, ISO und Zoll). Standardmäßig werden die Klappenventile aus den Edelstahlqualitäten 1.4404 (AISI 316L) oder 1.4301 (AISI 304L) gefertigt. Andere Werkstoffe sind auf Anfrage möglich. Die verwendeten Dichtungswerkstoffe EPDM, VMQ, FPM und HNBR sind FDA-zertifiziert.
Hohe Anlagenverfügbarkeit durch Doppelsitzventile
„Automatisierte, festverrohrte Anlagen sind die Voraussetzung für reproduzierbare Prozesse“, stellt Thomaschki fest. „Wichtig ist außerdem, dass die Anlagenkomponenten im eingebauten Zustand automatisch gereinigt werden können. Vor diesem Hintergrund erfolgte 1976 die Entwicklung unserer Doppelsitzventile.“ Diese Ventile ermöglichen einen parallelen Ablauf von Produktions- und Reinigungsschritten. Voraussetzung dafür ist eine zuverlässige Trennung des Reinigungsmediums vom Produkt.
Südmo hat verschiedene Baureihen von Doppelsitzventilen im Programm. Gemeinsames Merkmal aller Ausführungen ist, dass sie EHEDG-geprüft sind und den amerikanischen 3A-Sanitary-Standard erfüllen. Bei der Baureihe D 600 handelt es sich um schaltverlustarme Ventile. Über einen kleinen Spalt tritt beim Öffnen des Ventils Produkt oder Reinigungsflüssigkeit über das Leckageablaufrohr aus. In Anwendungen, bei denen dieser minimierte Produktaustritt unerwünscht ist, können die schaltverlustfreien Doppelsitzventile der Baureihen D 620 eingesetzt werden. „Darüber hinaus“, erklärt Bangert, „gibt es seit etwa einem Jahr die Baureihen D 610 und D 630, die unser Angebot an schaltverlustfreien Doppelsitzventilen abrunden. Im Unterschied zu den Baureihen D 600 und D 620 handelt es sich hierbei um nichttaktbare Ventiltypen, bei denen der Ventilsitz mit einer Reinigungsflüssigkeit gespült wird, die über einen separaten Anschluss in den Leckageraum gelangt.“ Thomaschki ergänzt: „Außerdem stehen die Ventile der Baureihe D 620 in einer PMO-Ausführung für den amerikanischen Markt zur Verfügung. Konstruktive Besonderheit dieser Baureihe ist, dass der Leckageauslauf dieselbe Nennweite hat wie der größte Rohranschluss bei der Produktzufuhr. Des Weiteren bieten wir noch die Ventilbaureihen D 640 und 650 an. Bei der Baureihe D 640 handelt es sich um Doppelsitz-Bodenab-lass-ventile. Die Doppelsitzventile der Baureihe D 650 wurden unter Anderem für den Einbau in Ringleitungen entwickelt.“
Die in der Regel pneumatisch angetriebenen Doppelsitzventile können mit dem multifunktionalen Steuerkopf ausgerüstet werden. Sie stehen für alle gängigen nationalen und internationalen Rohrklassen in den Nennweiten DN 25 bis 200 zur Verfügung. In Abhängigkeit vom konkreten Einsatzfall können die Doppelsitzventile in den Werkstoffen 1.4404, 1.4301 und in höheren Edelstahlqualitäten wie Hastelloy geliefert werden. Die eingesetzten Dichtungsmaterialien sind FDA-konform.
Aseptik-Baukasten
Das Aseptik-Programm von Südmo umfasst neben verschiedenen Rohrverbindungselementen als Hauptkomponenten Einsitz- und Doppelsitzventile in den Nennweiten von DN 25 bis 200. Bangert ergänzt: „Es handelt sich hierbei größtenteils um Faltenbalgventile. Als Voraussetzung für aseptische Prozesse gewährleistet der Faltenbalg eine hermetische Trennung von Medium und Atmosphäre. In Abhängigkeit von den Prozessparametern und den Medieneigenschaften setzen wir als Werkstoffe für den Faltenbalg PTFE oder Edelstahl 1.4404 ein. Optional steht auch Hastelloy zur Verfügung.“
Vor kurzem hat Südmo sein Aseptik-Programm um Manschettenventile ergänzt. Bei diesen Ventilen trennt eine Manschette, die sich zwischen dem Gestänge des Kolbens bzw. Tellers und dem Gehäuse befindet, den Produktraum hermetisch von der Umwelt ab. Im Vergleich zu den Faltenbalgventilen sind die Manschettenventile leichter zu reinigen. Bangert weiter: „Die Hightec-Komponente in unserem Aseptik-Programm ist unser Aseptik-Prozess-Ventil. Dieses Ventil verbindet die Vorteile der Doppelsitzventiltechnik mit den Anforderungen der sterilen Verfahrenstechnik. Bei diesem Faltenbalgventil übernehmen zwei Pilotventile die Ausschleusung der Leckageflüssigkeit aus dem Leckageraum. Für eine hohe Prozesssicherheit sorgt außerdem eine Überwachungseinheit, die den Zustand des Faltenbalgs erfasst. Automatisch zeigt sie dem Bedienpersonal einen Balgbruch an. Diese Überwachungseinheit kann auch in alle anderen Faltenbalgventile von Südmo integriert werden.“
Die Aseptik-Ventile können pneumatisch oder manuell angetrieben werden. Zudem sind sie in unterschiedlichen Ausführungen als Bodensitz- und Eckventil sowie als Entnahme- und Schrägsitzventil erhältlich. (le)
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WECHSELVOLLE FIRMENGESCHICHTE : Wie Phoenix aus der Asche
Vor fast 50 Jahren gründete Leonhard Schleicher in Riesbürg die Süddeutsche Molkerei-Armarturenfabrik, kurz Südmo genannt. 1954 fertigten sechs Mitarbeiter Armaturen, Rohrformteile und Verschraubungen für Molkereien und Keltereibetriebe. Heute beschäftigt Südmo 260 Mitarbeiter. Neben einer Holding-Gesellschaft besteht das Unternehmen aus den beiden operativen Einheiten Südmo Projects GmbH und Südmo Components GmbH. Im Jahr 2000 lag der Umsatz des Gesamtunternehmens bei 60 Mio. DM. Für das laufende Jahr erwartet Thomaschki eine Umsatzsteigerung von 10 bis 20%.
Für die Entwicklung der Südmo waren die Doppelsitzventile von entscheidender strategischer Bedeutung. Denn sie ermöglichten dem damaligen Familienunternehmen den erfolgreichen Schritt von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie in Richtung pharmazeutische und auch chemische Industrie. Doch in der Vergangenheit gab es nicht nur Erfolge: Unternehmerische Fehleinschätzungen führten die Südmo 1998 in den Konkurs. Dazu Thomaschki: „Die Nachfolger von Leonhard Schleicher wollten mit dem Unternehmen in andere Bereiche des Anlagenbaus vorstoßen. Dieses Ziel schien ihnen durch den Kauf der Kyffhäuser Hütte mit seinem umfassenden Programm an Wärmetauschern, Pumpen und Zentrifugen erreichbar. Notwendigerweise wurden die Vertriebskanäle erweitert. So entstand eine Reihe rechtlich selbstständiger Verbundunternehmen, die eine beträchtliche Anschubfinanzierung benötigten. Mitte der 90er Jahre wurde dieses riskante und schnelle Unternehmenswachstum durch eine tiefe Rezession flankiert und führte schließlich in den Konkurs.“
Hilfe kam aus Holland: Am 1. November 1998 übernahm die international operierende Norit Process Technology Group Südmo. Das Unternehmen wurde auf seine Kernkompetenz, die Entwicklung und Fertigung von Armaturen sowie den Bau von Prozess-Units zurückgeführt. „Wir sind in der Norit-Gruppe gut aufgehoben“, freut sich Thomaschki. „Denn unsere Produkte passen sehr gut in das Produktspektrum der anderen in der Norit-Gruppe zusammengefassten Unternehmen. Dazu gehören beispielsweise Haffmanns, X-Flow oder Stork. Sie setzen die Armaturen von Südmo Components in ihren Anlagen ein. Umgekehrt greift Südmo Projects bei der Realisierung seiner Anlagen beispielsweise auf Carbonisierer von Haffmann oder auf Membranmodule von X-Flow oder Stork zurück.“
DRINKTEC INTERBRAU: Ventile für aseptische Prozesse
Auf der drinktec-interbrau in München wird Südmo nicht nur neue Ventilbaureihen zeigen, sondern auch ihre Einsatzmöglichkeiten in aseptischen Produktions- und Abfüllprozessen darstellen.
In Halle B3, Stand 203, präsentiert das Unternehmen neben den Doppelsitzventilen D 610 und 630 ein neues Konstantdruckventil. Dieses Ventil kann überall dort eingesetzt werden, wo bei wechselnden Betriebsbedingungen konstante Drücke herrschen müssen, beispielsweise in Separatoren, Filteranlagen oder Tanks. Außerdem wurden die Einsitzventile der SVP-Baureihe weiterentwickelt. Das Ergebnis ist die modular aufgebaute Ventilserie SVP 2000 mit umkehrbarem Antrieb. Optional können diese in hygienischer und aseptischer Ausführung erhältlichen Ventile mit einem Booster oder Dreistellungsantrieb kombiniert werden. Eventuell auftretende Torsionsbelastungen auf Balg oder Manschette absorbiert eine schwimmend gelagerte Ventilstange. Auf der Ventilserie SVP 2000 basiert auch ein neuentwickeltes Regulierventil in Eckbauweise. Das Ventil in hygienischer Edelstahlausführung ist mit linearen oder gleichprozentigen Kegeln und verschiedenen KVs-Werten pro Nennweite erhältlich. Lange Lebensdauer und minimierter Verschleiß sind Kennzeichen der spülbaren Leckageventile SD 370. Besonderheit dieser Tellerventile ist, dass ein Dichtring des zweifach dichtenden Ventiltellers axial und der andere radial dichtet. Die CIP-Pilotventile sind so angeordnet, dass der Spülraum tangential mit Reinigungsflüssigkeit beaufschlagt wird. Das Ergebnis ist eine gründliche Reinigung.
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