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Hygienepumpen neu durchdacht

Pumpenfabrik Wangen befeuert den Markt
Hygienepumpen neu durchdacht

Die Pumpenfabrik Wangen hat mit der Hyline-Exzenterschneckenpumpe und der Twin-Schraubenspindelpumpe in diesem Jahr gleich zwei neue bzw. überarbeitete Baureihen hygienischer Pumpen auf den Markt gebracht. Jürgen Demke, Geschäftsführer, und Wolfgang Vollmar, Leiter Entwicklung & Konstruktion, erklärten vor Ort die Vorteile der neuen Technologien.

2017 ist das Jahr der Innovationen bei Wangen. Welche Beweggründe gibt es für dieses Feuerwerk?

Demke: Mit den neuen Modellen wollen wir den Marktanteil in der Lebensmittelindustrieweiter erhöhen. Da 2017 gleich zwei bedeutende Messen stattfanden, die Interpack und die Drinktec, haben wir die Gelegenheit genutzt, hier unsere neuen Modelle vorzustellen. Grundsätzlich stellt unsere Firma zwei Grundtypen von Pumpen her, Exzenterschneckenpumpen und Schraubenspindelpumpen. Zur Interpack haben wir die Exzenterschneckenpumpenproduktlinie Hyline in den Markt eingeführt, die für kleine Fördermengen konzipiert ist, zur Drinktec wurde
die neue Twin-Schraubenspindelpumpe vorgestellt.

Was gab den Anstoß für die Entwicklung der Hyline-Baureihe?

Vollmar: Die Hyline löst das Vorgängermodell KB 20 ab, das nun nur noch für Spezialfälle verfügbar sein wird. Von unserem Vertriebsaußendienst in Deutschland kam die Forderung nach einer Pumpe, die technisch aufgerüstet, im Preis aber günstiger ist, als das, was wir bisher in diesem Segment anbieten konnten. Das ist uns mit der Hyline gelungen.

Welche Besonderheiten weisen die Pumpen der Hyline-Baureihe auf?

Vollmar: Das wirklich Innovative an der Maschine ist die Kraftübertragung vom Antriebsstrang auf den eigentlichen Pumpsatz. Das nennt sich in der Fachsprache Wellengelenk. Dieses übervulkanisierte Wellengelenk hat einen konstanten Durchmesser, sodass das Produkt beim Durchströmen der Pumpe in diesem Bereich eine gleichmäßige Fließgeschwindigkeit aufweist. Dadurch lassen sich Entmischungen vermeiden. Da das Gelenk vollständig überspritzt ist, gibt es auch keine Toträume und damit keine Angriffspunkte für Schmutz. Im Vorgängermodell war das Kardangelenk mit einer Gummimanschette ummantelt oder offen. Das hatte eine schlechtere Reinigbarkeit zur Folge.

Demke: Außerdem ist durch die neue Konstruktion die Servicefreundlichkeit verbessert. Das umspritzte Wellengelenk bildet nun eine Einheit mit dem Rotor, sodass sich der gesamte Pumpsatz bei Bedarf auswechseln lässt, ohne die Pumpe komplett zerlegen zu müssen. Der Pumpraum lässt sich werkzeuglos über die Klemmverschlüsse öffnen. Dies ist insbesondere auch dann vorteilhaft, wenn kein CIP-Reinigungsprozess vorgesehen ist, sondern die Pumpe mechanisch gereinigt wird. Außerdem sind Pumpsatz und Sauggehäuse der Hyline über einen Doppelmantel beheizbar.

Welche weiteren baulichen Details sorgen für gute Reinigbarkeit?

Vollmar: Auch das Design wurde auf gute Reinigbarkeit getrimmt. Der Sauganschluss ist genau über der kritischen Stelle am Gelenk und der Dichtung platziert. Auf diese Weise erreichen wir beim CIP-Prozess eine gute Überströmung und alle Rückstände werden entfernt. Darüber hinaus ist die Pumpe komplett restentleerungsfähig. Der O-Ring zur Abdichtung des Wellengelenks ist direkt am Gelenkende mit angespritzt und für besondere Anforderungen an die Hygiene können die Pumpen mit entsprechenden Hygieneantrieben ausgestattet werden.

Welche Zertifizierungen haben Sie für die Pumpenserie beantragt?

Demke: Die Zertifizierungen nach 3A Sanitary Standard und EHDG werden im vierten Quartal für die Pumpe durchgeführt.

Was macht die Pumpe günstiger im Preis?

Demke: Das ehemals geschweißte Sauggehäuse ist nun ein günstigeres Feingussteil und für die Statoren bzw. Pumpsätze haben wir ein Kassettensystem eingeführt, das einfach gewechselt werden kann. Daurch entfallen Zugstangen und weitere konstruktive Details, die die Pumpe verteuern.

Ihr zweites Produkthighlight in diesem Jahr ist die überarbeitete Schraubenspindelpumpe Twin. Was haben Sie hier verbessert?

Demke: Die alte Version der Twin ist jetzt vier Jahre alt. Wir haben alle Vertriebspartner aus Europa nach Wangen gebeten und beraten, was man an der Baureihe verbessern kann. Bei der Entwicklung der neuen Baureihen haben wir dann sowohl auf ein schönes Äußeres als auch auf eine verbesserte Technik Wert gelegt. Das neue Konzept wurde auf der Drinktec vorgestellt. Markteinführung der ersten Baureihe, der Twin 104, ist im 4. Quartal 2017 und es werden weitere folgen.

Vollmar: Mit der neuen Baureihe kann nun ein Maximaldruck zwischen 20 und 25 bar, bei einzelnen Modellen sogar bis 30 bar erreicht werden. Durch den Einsatz eines Cartridge-Dichtungssystems ist ein schneller Dichtungswechsel möglich. Bislang gab es bei den Dichtungen nur eine Hygieneausführung. Nun werden wir auch Versionen mit Industriedichtungen anbieten, sodass das Einsatzspektrum der Pumpen erweitert wird und gleichzeitig bei den Industriepumpen ein günstigerer Preis erzielt werden kann.

Gibt es noch weitere Besonderheiten?

Demke: Das besondere Highlight der neuen Twin-Pumpenbaureihe ist ein spezielles zum Patent angemeldetes Verfahren mit Namen „fast-X-change“ zur automatischen Synchronisation der Spindeln. Der Vorteil dieser Technik liegt darin, dass die Schraubenspindeln bei der Montage oder bei der Wartung einfach aufgesteckt werden können, ohne dass manuelle Einstellungen vorgenommen werden müssen. Unterstützt wird diese Technik auch durch die hohe Genauigkeit der im Haus gefertigten Spindeln. Im Vergleich zur bisherigen Version haben wir zudem die Spindelanzahl gesteigert und die Spindelvarianz erhöht.

Vollmar: Die gesamte Konstruktion ist damit sehr servicefreundlich. Man muss nur den Deckel abnehmen, die Schrauben lösen und kann dann die Spindeln abziehen und z. B. die Dichtung tauschen. Anschließend wird alles wieder zusammengesteckt und die Spindeln synchronisieren sich von selbst.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit zur Anbindung des Elektromotors mittels Laternenkupplung. Diese ist fest zwischen Pumpe und Motor platziert und vereinfacht das Anbringen des Motors. Durch die Laterne ist der Anschraubpunkt des Motors vorgegeben und Motor und Welle sind perfekt ausgerichtet. Auch für diese Baureihe streben wir die Zertifizierungen nach 3A Sanitary Standard und EHEDG an. Ergänzend wird es für die Industrieausführung auch eine Multiphasen-Atex- und EAC-Zertifizierung geben.

Kann ich die Pumpen der alten und der neuen Twin-Baureihe kombinieren?

Demke: Ja, wir haben eine Rückwärtskompabilität zu den alten Baureihen vorgesehen, d. h., die wichtigsten Bauteile unserer Schraubenspindelpumpen werden als Ersatzteile rückwärts kompatibel sein. Was wir uns ebenfalls von der alten Baureihe bewahrt haben, ist die Möglichkeit des Rechts- und Linkslaufs ohne Umbau des Lagers der Pumpe und dass wir kein geteiltes Pumpengehäuse haben.

Wann verwende ich nun die neue Hyline und wann die neue Twin?

Vollmar: Da Exzenterschneckenpumpen per se eine hohe Genauigkeit besitzen, sehen wir die Hyline bevorzugt in Eindosierprozessen und bei kleineren Fördermengen von 0,02 bis 7 m³/h. Die Twin wird bei höheren Fördermengen zwischen 25 und 100 m³/h eingesetzt.

Demke: Das ist das Besondere der Schraubenspindelpumpen. Sie pumpen berührungslos, möglicher Abrieb von Gummi, der das Produkt gelangen könnte, ist damit zu 100 % ausgeschlossen. Der Viskositätsbereich reicht bis sehr zähflüssige 1 000 000 MPas, wohingegen die Exzenterschneckenpumpen nur bis etwa 100 000 MPas eingesetzt werden.
Dagegen spielen die Exzenterschneckenpumpen ihre Vorteile bei kleinen Mengen aus, wo es häufig auf die Dosiergenauigkeit ankommt. Mit einer Exzenterschneckenpumpe erreicht man eine Dosiergenauigkeit von 1 % und liegt damit um einiges höher als mit der Schraubenspindelpumpe.

Vollmar: Ein großer Vorteil von Schraubenspindelpumpen beim Einsatz in hygienischer Umgebung ist wiederum, dass sie aufgrund ihres großen Drehzahlbereichs auch die CIP-Lösung pumpen können. Für den CIP-Prozess ist eine hohe Fließgeschwindigkeit nötig. Das ist mit den Exzenterschneckenpumpen nicht möglich. Sollen diese in den CIP-Kreislauf eingebunden werden, muss eine separate Pumpe für die Reinigungslösung vorgesehen werden.

Gibt es die Möglichkeit, bei Ihnen vor Ort oder im eigenen Betrieb Tests mit den Pumpen durchzuführen?

Vollmar: Wir haben die Möglichkeit, Tests bei uns im Haus durchzuführen, wobei wir aus Erfahrung die Tests beim Kunden bevorzugen. Dort hat man Zugang zu den entsprechenden Anlagen und Medien. Häufig liegt das Problem ja auch vor oder hinter der Pumpe und das können wir im Haus schwieriger simulieren. Werden große Mengen gefahren, können wir das im Haus ebenfalls nicht nachstellen. Wir bieten unseren Kunden an, dass sie unsere Maschinen zu Testzwecken ausleihen und bei Erfolg die Maschine direkt vor Ort belassen.

Welche Serviceleistungen werden für die Pumpen angeboten?

Demke: Wir haben zwei Servicewege: Zum einen können die Pumpen zu uns ins Haus geschickt werden. Die reparierten Aggregate gehen dann mit Garantie wieder zurück an den Kunden. Zum anderen haben wir im DACH-Bereich eine 24-h-Rufbereitschaft, mit der wir auch gleichzeitig eine Beratung anbieten. Jede Pumpe hat eine eigene Servicenummer, unter der die aktuell gültige Stückliste hinterlegt ist. So kann von jedem Standpunkt aus überprüft werden, welche Ersatzteile aktuell zur Verfügung stehen. Unser Team von Anwendungstechnikern unterstützt unsere Kunden auch, wenn das Problem einmal nicht an der Pumpe liegt. Alle weiteren Länder in Europa und weltweit sind durch unsere Vertriebspartner und deren Servicepartner abgedeckt.

Vollmar: Auch bei den Neuentwicklungen haben wir großen Wert auf Servicefreundlichkeit gelegt. Die Pumpen sind so konstruiert, dass sie einfach und mit wenig Werkzeug zerlegt werden können. Zur Unterstützung bei der Reparatur und Wartung gibt es auf unserem Youtube-Kanal entsprechende Videos, die die Arbeiten anschaulich erklären. Ersatzteilbestellungen können auch über das Smartphone oder Tablet erfolgen.

Auf der Drinktec wurde bekannt, dass bei der Pumpenfabrik Wangen ein Eigentümerwechsel ansteht. Welche Veränderungen werden dadurch auf Sie zukommen?

Demke: Die PWangen Beteiligungs GmbH hat ihre Geschäftsanteile an der Pumpenfabrik Wangen am 7. September 2017 an das Private-Equity-Unternehmen Silverfleet Capital veräußert. Mit der Umsetzung des Kaufvertrags werden die Herren Dr. Nico Brunner und Hans-Milo Halhuber aus der Geschäftsführung der Pumpenfabrik Wangen ausscheiden. Unser neuer Eigentümer will das internationale Wachstum vorantreiben und die Kernmärkte mit einem erweiterten Produktportfolio durchdringen. Ich werde zukünftig in der Funktion als COO gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Kim Hansen und Lorenz von Haller (CFO) die Verantwortung für die Umsetzung der internationalen Wachstumsstrategie der Pumpenfabrik Wangen tragen.

www.prozesstechnik-online.de
Suchwort: dei1017wangen


Daniela Held

Redakteurin,
dei – die ernährungsindustrie

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