Als vor einiger Zeit im Spinatsoufflé eines großen Herstellers Glassplitter gefunden wurden, startete dieser eine Rückrufaktion. Erst Wochen später stellte das Unternehmen fest, dass die Glassplitter aus einem Rohstoff stammten, der auch in einem anderen Endprodukt zum Einsatz gekommen war. So musste der Hersteller wenige Wochen später eine weitere Rückrufaktion durchführen. Inzwischen wurden sicher viele der betroffenen Produkte verkauft und Kunden durch die Splitter verärgert oder gar verletzt.
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Das Management solcher Rückrufaktionen ist meist komplex, zeit- und kostenaufwendig. Hinzu kommen Imageschäden und Vertrauensverluste bei den Kunden.
Digitale Plattform als Lösung
Um diese negativen Auswirkungen abzumildern und fundierte Entscheidungen innerhalb von Minuten treffen zu können, hat Tech Mahindra zusammen mit SAP Labs die digitale Plattform Sprint entwickelt. Der Name Sprint steht für Strategic Product Recall in Transparency. Sprint basiert auf SAP Leonardo mit der SAP-Cloud-Plattform (SCP) SAP HANA und einem Front-End auf UI5-Technologie. SCP liefert die Cloud-Basis und erleichtert die zukünftige Integration verschiedener Back-End-Anwendungen – unabhängig davon, ob diese von SAP stammen oder nicht. So verbindet Sprint die verschiedenen Akteure der Lieferkette und sorgt für einen transparenten und unveränderlichen Informationsfluss.
Ein Gedankenspiel: Hätte der Hersteller des Spinatsoufflés die Plattform Sprint genutzt, hätte er beide betroffenen Produkte sofort zurückrufen können: Die Fehlerquelle ist in der transparenten Lieferquelle sofort gefunden und somit ist direkt ersichtlich, in welchen Endprodukten die Zutat verarbeitet wurde. Das Unternehmen kann sofort handeln und alle betroffenen Produkte direkt aus dem Verkehr ziehen. Dieses Smart Monitoring führt zu einer kürzeren Dauer und höheren Effektivität des Rückrufs bei geringeren Gesamtkosten. Verbrauchern nehmen das Unternehmen als verantwortungsbewusst und handlungsfähig wahr.
Qualität von Anfang an
Idealerweise kommt es jedoch erst gar nicht zu einer Rückrufaktion. Leichter gesagt als getan, denn auf dem Weg vom Feld zum Produzenten legen Lebensmittel häufig Tausende von Kilometern zurück. Ihre oft nur kurze Haltbarkeit hängt davon ab, dass spezifische Transportbedingungen eingehalten werden. Allerdings ist die Lieferkette mit Landwirten, Zwischenhändlern, verarbeitenden Unternehmen und Logistikdienstleistern fragmentiert und unübersichtlich. Die Akteure verwenden unterschiedliche Backend-Systeme für die Verarbeitung ihrer Informationen, was die Verwaltung des Transports sowie der vor- und nachgelagerten Prozesse höchst komplex macht. So wird die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu einer Herausforderung. Kurzfristige Reaktionen auf dynamische Ereignisse in der Lieferkette, wie sie etwa in Folge der Corona-Pandemie entstanden sind, sind kaum möglich.
Eine Folge sind ein Frische- und Qualitätsverlust und damit relativ hohe Ausschussquoten bzw. Unzufriedenheit der Verbraucher durch mangelhafte Produkte. Der hohe Preisdruck begünstigt Lebensmittelbetrug und unsaubere Praktiken noch, wie Skandale wie der „Gammelfleisch-Skandal“ zeigen. Um dem vorzubeugen, werden die lebensmittelspezifischen behördlichen Vorschriften immer strikter und verlangen eine transparente Lieferkette „from farm to fork“. Und auch die Verbraucher kaufen immer bewusster ein und möchten wissen, wo ein Produkt herkommt bzw. verarbeitet wurde.
Lieferkette digital vernetzt
Um die verschiedenen Prozesse und Systeme zusammenzubringen und so die Zusammenarbeit, Reaktionsfähigkeit und Planbarkeit zu verbessern, hat Tech Mahindra ebenfalls zusammen mit SAP Labs eine weitere digitale Plattform entwickelt: Feeds (Fresh Produce End to End Digital Supply Chain) transformiert die fragmentierte physische Lieferkette in eine vernetzte, intelligente digitale Version. So ermöglicht sie eine einfache Interaktion und Transaktion zwischen den verschiedenen Lieferkettenteilnehmer in Echtzeit. Die Frische und die Qualität der Produkte kann auf jedem Abschnitt des Lieferkettenprozesses nachverfolgt werden, im Bedarfsfall kann schnell und zielgerichtet reagiert werden.
Feeds basiert auf der SAP-IoT-(Internet of Things)-HANA-Cloud-Plattform und ist gut in das ERP (Enterprise Resource Planning) -System von SAP integriert. Die HANA- Cloud-Plattform stellt die Kooperationsplattform für alle Beteiligten dar und ist mit den ERP-/SCM (Supply Chain Management)- und Filial-Systemen sowie weiteren Systemen von firmenexternen Logistikdienstleistern und Lager-/Kühlhausbesitzern vor Ort verbunden.
Für die Zustandsüberwachung werden Daten von mobilen IoT-Geräten und Sensoren sowie gescannte Barcodes, aufgenommene und hochgeladene Fotos sowie (Produkt)nummern in der Cloud-Plattform gesammelt und kontextbezogen analysiert, um Arbeitsabläufe, Transaktionen, Workflows und Analysen in Echtzeit bereitzustellen – in einer rollenzentrierten mobilen Anwendung mit SAP UI5. Die HANA-Cloud bietet die hierfür benötigte Rechenleistung.
Um die Frische und Qualität der Produkte zu bestimmen und sicherzustellen, können IoT-Sensoren zum Einsatz kommen, die Parameter wie Kohlendioxid, Temperatur, Feuchtigkeit, Ethylen und Luftstrom erfassen und an die HANA-Cloud-Plattform senden. Ein Algorithmus ermittelt auf dieser Basis den individuellen Frischeindex der verschiedenen Lebensmittel und bewertet, ob Parameter angepasst werden müssen, damit das Produkt nicht verdirbt. Stimmt ein Wert nicht mit dem vorab definierten Rahmen überein, erhält beispielsweise der LKW-Fahrer eine Nachricht, um schnell reagieren zu können.
So entsteht eine transparente Lieferkette mit Echtzeit-Rückverfolgbarkeit, die sogar vorausschauende Prognosen ermöglicht. Entscheidungen, beispielsweise eine Anpassung der Lieferkette aufgrund fehlender Rohstoffe, lassen sich auf Basis der damit zur Verfügung stehenden Informationen schnell treffen. Da jeder Prozessschritt dokumentiert ist, wird ein Großteil der behördlichen Vorgaben quasi nebenbei erfüllt.
Tech Mahindra GmbH, Wiesbaden