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Per Mausklick

Die gläserne Produktion: Durchgängige Informationskette vom Rohstoff bis zum Kunden
Per Mausklick

Mit den Möglichkeiten moderner Informationssysteme und unter Anwendung bewährter Organisationskonzepte können Produktions- und Qualitätsdaten im Prozess einfach erfasst und nach betriebsspezifischen Vorgaben mit den Produktionschargen verknüpft werden. Das GQM-Konzept erlaubt es, alle interessierenden Daten einer Charge zeitnah für Entscheidungen oder in archivierter Form für Nachweise per Mausklick zu nutzen.

Dipl.-Ing. Brigitte Kellerer-Mikschl und Dipl.-Ing. Uwe Hable

Ob als betriebswirtschaftliche Entscheidungshilfe, zur Nachweisführung im Krisenfall oder als Argumentationsgrundlage bei neuen Negativschlagzeilen – für die Lebensmittelindustrie stellen sich die stets gleichen Fragen: Von welchem Lieferanten kam welcher Rohstoff? Welche Eigenschaften hatte dieser und in welches Produkt floss er ein? Welche Produktions-, Qualitätsdaten, Besonderheiten gab es während der Herstellung? Und schließlich: Welcher Artikel gelangte zu welchem Kunden? Bedingt durch komplexe und zum Teil kontinuierliche Prozesse erfordert die Beantwortung dieser Fragen bei den Herstellern häufig eine umfangreiche Detek-tivarbeit. Letztere stößt nicht selten an irgendeinem Punkt der Informationskette an Grenzen: Eine eindeutige Zuordnung von Materialien oder Produktionsdaten ist nicht mehr möglich oder lässt sich nicht genau genug eingrenzen. In der Praxis bedeutet das im Falle einer Rückrufaktion, dass die zurückgerufene Charge sehr weit gefasst werden muss.
Organisation
Die Sicherstellung einer konsequenten Rückverfolgbarkeit muss unternehmensspezifisch organisiert werden. Der jeweilige Ablauf wird in allen Schritten exakt in der Software abgebildet. Eindeutige spezifische Identifikationen der erfassten Daten (Ort der Probenahme, Anlagennummer, Datum, Uhrzeit, Bearbeiter usw.), ermöglichen eine exakte Zuordnung der in der Datenbank gesicherten Informationen zu den jeweiligen Prozessschritten, Zwischenprodukten oder Lieferungen. Durch die kompetente Konzeption der GQM-Qualifax-Software werden auch komplexe, vielschichtig verzahnte Prozesse in der Lebensmittelwirtschaft transparent. Die individuell strukturierbare Prozess- und Qualitätsdatenverwaltung sowie chargenorientierte Bestandsführung mittels Software kann so effizient für die Chargenrückverfolgung in der Lebensmittelherstellung eingesetzt werden.
Erfassung der Daten
Um die Erfassung der interessierenden Daten zu Rohstoffen, Anlagen, Prozessschritten, Bedien- oder Kontrollpersonal möglichst reibungslos in den Arbeitsablauf einzubinden, stehen verschiedene technische Möglichkeiten zur Verfügung. Elegante Lösungen für die Identifizierung von Anlagen bzw. Transporteinrichtungen bietet der Einsatz von Barcodes oder Transpondern. Das Übertragen der jeweiligen Anlagenkennzeichnung bei der Bearbeitung einer Charge kann beispielsweise durch Einlesen mit Funk-Scannern erfolgen oder durch manuelle Eingabe an einem PC in der Produktionsabteilung. Auf diese Weise ist eine eindeutige Zuordnung von Produktionsanlage und Produktionscharge sichergestellt.
Moderne Anlagensteuerungen bieten die Möglichkeit, die Prozessdaten über Schnittstellen automatisch in andere Systeme zu exportieren. Beispielsweise können Misch-, Erhitzungs-, Trocknungsdaten, Übergabezeitpunkte etc. direkt von der Anlage in die Chargenverfolgungs-Software übergeben werden.
Artikeldaten oder Anlagenbediener-Kennungen kann man über Funkscanner oder am PC manuell eingeben oder von gedruckten Barcodes einlesen. Eine Daten-übernahme ist sowohl aus einer systeminternen Produktionsplanung als auch über definierte Schnittstellen aus anderen Software-Systemen möglich.
Zur Chargenverfolgung innerhalb der Verarbeitung erfolgt die Identifizierung der Rohstoffgebinde über ihren Barcode, Rohstoffe bzw. Zwischenprodukte aus Silos werden durch ihre Silokennung unter Berücksichtigung der Entnahmedauer zugeordnet. Waagenschnittstellen liefern die zugehörigen Materialmengen.
Eindeutige Personenzuordnung
Um eine eindeutige Personenzuordnung des jeweils ausführenden Mitarbeiters sicherzustellen, ist bei jeder Dateneingabe, auch beim Einlesen, die Eingabe der Benutzerkennung erforderlich. Je nach Ablauforganisation kann dies jeweils zum Schichtwechsel ausreichend sein oder für jede Einzeleingabe erfolgen.
Rohstoffeingang
Beim Wareneingang liegen dem Annahmepersonal die jeweiligen Rohstoffdaten zum Beispiel in Form von Bestellformularen oder über das Betriebsnetzwerk vor. Die tatsächlichen Warenannahmedaten für den jeweiligen Artikel werden an der Warenannahme eingelesen oder eingegeben oder von einer anderen Software übernommen. Bei jeder Einlagerung werden die Artikeldaten – dazu zählen Artikelnummer, Lieferant, Lieferdatum, Qualitätsdaten usw. – Menge und Lagerbehälter an die Software übergeben. Rohstoffdaten werden dieser Charge zugeordnet und sind für Rückverfolgungen jederzeit zugänglich.
Kontinuierliche Mischprozesse
Bei kontinuierlichen Mischvorgängen, zum Beispiel im Zuge der Rohstoffstandardisierung, lässt sich eine Chargenbegrenzung lediglich zeitlich verwirklichen. Bei jedem in die Mischung eingebrachten Rohstoff werden Identifikation und Uhrzeit erfasst. Analysenergebnisse, Mengendaten von Waagen werden ebenfalls über die Probenidentifikation (Artikelnummer, Probenahmezeit, Prüfer bzw. Bediener) dem jeweiligen Material zugeordnet. Die maximale Chargengröße zwischen zwei Entleerungs- bzw. Reinigungszyklen kann durch einen Zeitfilter eingegrenzt werden, indem man beispielsweise bei der Rückverfolgung des für ein Endproduktlos eingesetzten Rohstoffes die betreffende Silobefüllzeit oder Entnahmezeit herausfiltert.
Übergabe von Messergebnissen
An den verschiedenen Produktionsstufen fallen chemische und physikalische Mess-ergebnisse sowie mikrobiologische Untersuchungsergebnisse von Materialien oder Anlagenteilen an. Diese Daten können – unabhängig davon, ob sie vom Labor oder den Produktionsmitarbeitern ermittelt wurden – je nach technischer Ausstattung direkt von den Messgeräten über Schnittstellen in die Software übernommen oder manuell eingegeben werden. Die eindeutige Zuordnung zu den jeweiligen Anlagenteilen oder Rohstoffen, Zwischenprodukten bzw. Fertigerzeugnissen ist wiederum durch die spezifischen Kennzeichnungen möglich. Durch Hinterlegen von Sollwerten, Toleranzen und Bewertungen können aktuell für Freigaben oder für zurückliegende Produktionen Besonderheiten, Abweichungen, Ausreißer etc. gezielt und schnell angezeigt werden.
Abpacken und Auslagern der Fertigprodukte
Für die laut Prüfergebnissen und Prozess-daten freigegebenen Produkte werden beim Abpacken die Kennungen für die Verpackungsanlage und die Mitarbeiter eingelesen, Angaben zur Verpackungszeit ergänzen diese Daten. Qualitäts- und vorgelagerte Prozessdaten werden den abgepackten Chargen über die vorausgehende Stufe zugeordnet. Verpackte Mengen, Ausschussmengen, Fehlerarten etc. können von Waagen übernommen respektive aus einem hinterlegten Fehlerkatalog ausgewählt werden.
In den Lägern werden die Artikel über Behälter- oder Palettenetiketten eingelagert und bei der Kommissionierung zum Beispiel mit Funkscannern auftragsspezifisch ausgelagert. Dadurch ist eine Zuordnung der einzelnen Versandeinheiten zum jeweiligen Auftrag und Kunden gewährleistet. Die Zuordnung der Produktdaten bei loser Verladung erfolgt durch Fixierung von Entnahmeort und -zeit.
Vorteile des Konzepts
Durch vor- oder rückwärtiges Betrachten des Prozessablaufs über die jeweilige Vorgängerstufe oder Nachfolgerstufe in der softwareseitigen Prozessabbildung ist die Kette Rohstoff – Kunde und Kunde – Rohstoff ohne Unterbrechung rückverfolgbar. Alle erfassten Daten stehen für vielfältige Auswertungen, z.B. dem Controlling oder Qualitätsmanagement, zur Verfügung. Neben den Qualitätsdaten werden Verbrauch, Kosten, Zeiten und andere Daten erfasst und analysiert. Daraus ergibt sich die Möglichkeit der Integration von betriebswirtschaftlichen Aspekten wie Ausbeute, Verluste, Mengenbewegungen, Anlagenauslastung oder Umweltcontrolling. Wiederkehrende Auswertungen lassen sich in Berichtsform vorkonfigurieren. Sie liefern nach individuellen Vorgaben eine zeitnahe Auswertung der Echtdaten für Entscheidungsprozesse. Nebenbei bietet diese Art der Datenerfassung und -auswertung komfortable Möglichkeiten, der Forderung der ISO 9001:2000 nach Datenanalyse zu Prozessen und Produkten gerecht zu werden. Wesentliche Vorteile für das Unternehmen sind jedoch eindeutig in der raschen, gezielten Informationsmöglichkeit zu sehen, die sowohl im Tagesgeschäft die faktenbasierte Steuerung von Abläufen unterstützt als auch im Falle erforderlicher Argumentationen bei Reklamationen oder Krisen klare, nachvollziehbare Aussagen schnell ermöglicht.
E dei 248
Statement ISO 9001:2000 mit Ergebnisorientierung
In der Vergangenheit waren Qualitätsmanagementsysteme in ihrer Struktur oft starr an die Norm angelehnt. Dies hatte den Vorteil, dass relativ schnell eine Standard-Dokumentation erstellt werden konnte. Andererseits führte die strenge Normorientierung häufig zu parallel geführten und dokumentierten Systemen für HACCP, Umwelt, Arbeitssicherheit etc. Ein weiterer Nachteil dieses Klebens an der Norm war oft eine uniforme Beschreibung des QM-Systems. Die Mitarbeiter erkannten in der Dokumentation ihren Betrieb nicht wieder und empfanden das System als von außen aufgezwungene Knebelung, die man nur um des Zertifikats willen unterstützte. Meist entwickelten sich die QM-Systeme erst im Laufe der Zeit zu ergebnisorientierten Managementsystemen.
Die aktuelle ISO 9001:2000 setzt nun stärker auf Kundenorientierung und kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensgesamtleis-tung unter Nutzung des Regelkreisprinzips. Analogien zum Business Excellence Modell der EFQM werden in den zugrundegelegten Managementprinzipien deutlich, die u.a. die Führungsverantwortung und neben den Kunden auch die Einbeziehung von Mitarbeitern und Lieferanten als weitere Interessenpartner betonen. Eine Orientierung an den Prozessen des Unternehmens soll eine wirksamere Umsetzung in den unterschiedlich strukturierten Unternehmen unterstützen. Die Darstellung der Normforderungen in einem Prozessmodell erleichtert die Integration unterschiedlicher betrieblicher bzw. behördlicher Forderungen in ein einziges Managementsystem. Das Unternehmen entscheidet darüber, welche Prozesse für den Unternehmenserfolg wesentlich, und wie sie zu lenken und zu dokumentieren sind. Die freiere Gestaltung der QM-Systeme erfordert aber gleichzeitig mehr Eigenverantwortung und Eigeninitiative von den Verantwortlichen. Die Revision der QM-Normen bietet die Chance, starre, aufgeblähte Dokumentationen zu verschlanken, sich am Nutzen von Regelungen und Dokumenten zu orientieren und unternehmensspezifische, aber nicht QM-Norm-spezifische Forderungen zu integrieren. Datenanalyse und Kennzahlenermittlung zur faktenbasierten Entscheidungsfindung und Nutzung als Führungsinstrument stellen wesentliche Weiterentwicklungen der QM-Normen dar. Die entscheidende Frage bei der Einführung/Änderung eines QM-Systems sollte nicht nur sein „Was fordert die Norm?“ sondern „Welche Vorteile ergeben sich für unsere Kunden und unseren Unternehmenserfolg?“.
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