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Auf der Braubeviale 2016 hat der schwäbische Pumpenhersteller Masosine Process Pumps, Teil der Watson-Marlow Fluid Technology Group, mit der Certa eine neue Pumpe nach dem Sinusprinzip vorgestellt. Florian Walter, Product Manager bei Masosine Process Pumps, erklärt, wo die Vorteile des Sinusprinzips und der Certa für die Anwender liegen.
Herr Walter, wie funktionieren die Masosine-Verdrängerpumpen nach dem Sinusprinzip?
Walter: Bei unseren Pumpen dreht sich ein sinusförmiger Rotor. Dadurch entstehen vier gleich große umlaufende Kammern, die im Ganzen verschoben werden. Das zu fördernde Medium wird in diesen Kammern schonend von der Einlass- bis zur Auslassöffnung befördert. Die Abdichtung von der Druck- zur Saugseite wird durch ein auf dem Rotor sitzendes Gate gewährleistet.
Welche Vorteile ergeben sich daraus für den Anwender?
Walter: Dank dieses Aufbaus sind Sinuspumpen anderen Pumpenarten in vielen Belangen deutlich überlegen: Sie liefern mehr Saugleistung bei sehr geringer Scherwirkung und besonders geringer Pulsation, was zu einer deutlich schonenderen Förderung des Produkts verhilft. Sinuspumpen sind praktisch konkurrenzlos, wenn es darum geht, die Unversehrtheit des geförderten Produktes zu gewährleisten – vor allem wenn es gilt, große und empfindliche Partikel ohne Beschädigungen zu fördern. Der spezielle Pumpenaufbau ermöglicht eine einfache und kostengünstige Wartung und minimiert die Ausfallzeiten.
Und wie steht es bei den Sinuspumpen um die Energieeffizienz?
Walter: Das kommt natürlich immer auf den Antrieb an. Grundsätzlich verbrauchen Sinuspumpen im Vergleich zu anderen Pumpenarten aber deutlich weniger Energie, vor allem bei viskosen und hochviskosen Fördermedien: Während der Energieverbrauch bei steigender Viskosität bei den meisten Pumpen sehr rasch ansteigt, ist das bei Sinuspumpen praktisch nicht der Fall. Das hat zwei Gründe: Zum einen verfügen sie über wenig Gleitflächen und eine sehr geringe innere Reibung. Zum anderen schneidet – anders als bei vielen anderen Pumpenarten – der Rotor bei Sinuspumpen nicht durch das Medium. Dadurch kommt es selbst bei hochviskosen Medien weder zu Reibungsverlusten, noch muss das Drehmoment nennenswert gesteigert werden. Der Verbrauch erhöht sich dadurch auch bei hoher Viskosität praktisch nicht. So schaffen unsere Pumpen nicht nur spielend Fördermedien mit Viskositäten von bis zu 8 Mio. cP, sondern sind dabei auch noch besonders sparsam.
Lässt sich das Einsparpotenzial in Zahlen ausdrücken?
Walter: Um die Einsparmöglichkeiten zu verdeutlichen, haben wir mit „Masosine Energy Efficiency“ (mee) ein Werkzeug entwickelt, das – basierend auf realen Tests und Berechnungen – die Einsparmöglichkeiten durch den Einsatz von Sinuspumpen aufzeigt. Außerdem hat der Lehrstuhl für Prozessmaschinen und Anlagentechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg umfassende Tests durchgeführt. Diese haben gezeigt, dass Sinuspumpen in Kombination mit energieeffizienten Motoren bei hohen Viskositäten je nach Anwendung und gefördertem Medium bis zu 50 Prozent weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Verdrängerpumpen. Da können schnell mehrere Tausend Euro pro Jahr an Ersparnis zusammenkommen.
Mit Certa haben Sie im vergangenen Jahr bei der Braubeviale eine neue Pumpe vorgestellt. Handelt es sich auch dabei um eine Pumpe nach dem Sinusprinzip? Und was war die Motivation hinter dieser Überarbeitung?
Walter: Bei Certa handelt es sich nicht lediglich um eine Überarbeitung, sondern um eine vollständige Neuentwicklung nach unserem bewährten Sinusprinzip. Unser Ziel war es, die Pumpe hinsichtlich Reinigung und Hygiene nochmals zu verbessern. Dabei ist es uns gelungen, die Zahl der Verschleißteile deutlich zu reduzieren, ohne Kompromisse bei der Leistungsfähigkeit einzugehen. So bietet die Certa eine nahezu pulsationsfreie und besonders produktschonende Förderung mit sehr geringen Scherkräften bis zu 99 000 l/h bei einem maximalen Druck von 15 bar und einer maximalen Viskosität von 8 Mio. mPas. Gleichzeitig ist die Pumpe vollständig CIP-fähig und ermöglicht ganz besonders kurze Reinigungszyklen.
Für welche Einsatzbereiche wurde Certa denn entwickelt?
Walter: Mit diesem Modell zielen wir auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit ihren immer weiter steigenden Hygieneanforderungen. Certa ist überall dort die beste Wahl, wo hochviskose Produkte möglichst schonend gefördert werden müssen und gleichzeitig höchste Anforderungen an Reinigungsstandards gestellt werden. Bei der Entwicklung waren daher gerade Aspekte wie leichte und schnelle CIP-Reinigung, maximale Hygiene, Minimierung des Kontaminationsrisikos und Garantie eines hohen Qualitätsstandards sowie hohe Zuverlässigkeit entscheidend. So ist eine der hygienischsten Pumpen auf dem Markt entstanden.
Ein zentrales Thema bei Hygienepumpen ist die ausreichende Zertifizierung. Was kann die Neue in diesem Bereich vorweisen?
Walter: Certa kann auf jeden Fall alle Ansprüche an Zertifizierung und Hygiene erfüllen: Alle produktberührenden Teile sind natürlich FDA- und EC1935/2004-konform. Standardmäßig verfügt sie über eine Zertifizierung nach EHEDG (Typ EL Class I) und 3A. Und worauf wir ganz besonders stolz sind: Als eine von nur ganz wenigen Pumpen verfügt Certa zusätzlich sogar über eine Zertifizierung nach EHEDG Type EL Aseptic Class I, kann also auch in aseptischen Prozessen eingesetzt werden und ist SIP-fähig.
Können Sie konkrete Beispiele für Einsatzgebiete der neuen Pumpe geben?
Walter: Gerne. Zwar wird sie häufig auch in der Kosmetikindustrie verwendet, ihr Haupteinsatzgebiet ist jedoch ganz klar die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Certa fördert beispielsweise angefrorenen Orangensaft genauso zuverlässig wie Mayonnaise. Feinkostsalate ebenso wie Backwaren oder Fertiggerichte mit empfindlichen Fleischstückchen. Auch für die Milchwirtschaft, wo es ja besonders auf eine sanfte Förderung ankommt, ist Certa bestens geeignet. Molkereien setzen unsere Pumpe dank der geringen Scherkräfte zum Beispiel für den Transfer von Milch und empfindlichem Rahm ein. Da Sinuspumpen Viskositätsverluste auf ein Minimum reduzieren, sind sie auch eine hervorragende Lösung für das Fördern von Joghurt.
Herr Walter, vielen Dank für das Gespräch.
Suchwort: dei0417watsonmarlow
Dr. Bernd Rademacher
Redakteur,
dei die ernährungsindustrie
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