Gerade einmal 12 Jahre ist es her, dass die Brauerei Baltika mit der Produktion von Bier in der Bierhauptstadt Russlands, St. Petersburg, begann. Innerhalb dieser 12 Jahre ist Baltika nicht nur kräftig gewachsen, sondern mit einem prozentualen Anteil von 22,5 Prozent und einem Produktionsvolumen von 14 006 Millionen hl Bier gar zum Marktführer auf dem russischen Biermarkt geworden. Um höchste Qualitätsmaßstäbe zu erfüllen, setzt Baltika bei der Abfüll- und Verpackungstechnik auf die Partnerschaft mit KHS.
Der Ursprung von Baltika liegt in St. Petersburg. Hier wurde 1990 die erste Braustätte eröffnet. Mittlerweile hat die Baltika Brauerei, die zu BBH (Baltic Beverage Holding) gehört, weitere Brauereien übernommen. Diese sind Baltika-Don, größte Brauerei im Süden Russlands und seit 1998 Mitglied der Baltika-Gruppe sowie die Tulskoje pivo Brewery, sechstgrößte Brauerei Russlands und seit 2000 Mitglied der Baltika-Gruppe. Ein Neubau weiterer Braustätten ist an den Standorten Samara, Zentralrussland, und Chabarowsk im östlichen Teil Russlands geplant. Beide Brauereien sollen nach Aufbau eine Kapazität von jeweils einer Million hl halten. Zur optimalen Betreuung des russischen Marktes verfügt Baltika zudem über 21 Vertriebsorganisationen, die in den größten Städten Russlands angesiedelt sind.
Das Biersortiment der Baltika umfasst heute 11 „Zahlenbiere”, von der Nummer 0 beginnend bis hin zur Nummer 10. Nummer 0 ist beispielsweise die Bezeichnung für das erst kürzlich ins Sortiment aufgenommene alkoholfreie Bier, Nummer 3 für „Classic”, Nummer 9 für ein spezielles Jubiläumsbier. Hinzu kommen weitere Bierspezialitäten wie die noch junge Marke Parnas und das berühmte Honigbier, das ausschließlich in der 1,5-l-PET-Flasche angeboten wird. In der Braustätte Tula setzt man auf regionale Biere der Marke Arsenalnoye, in Rostov am Don auf die Marke Baltika-Don.
Neben Bierspezialitäten produziert die Baltika-Gruppe auch alkoholfreie Getränke, allerdings in geringem Maße und vor allem, weil der Handel die Sortimentsergänzung wünscht.
Die Baltika-Gruppe nahm in 2000 unter den großen internationalen Brauereigruppen den zehn-ten Platz im Hinblick auf Absatzzahlen ein und stand damit im Ranking noch vor Holsten, Guin-ness, Efes, Brau und Brunnen sowie der Warsteiner Brauerei.
Abfüll- und Verpackungslinie für Flaschenbier
Bis 1998 arbeitete Baltika ausschließlich mit drei Abfülllinien für Glas, von denen zwei mit KHS-Füllern, KHS-Reinigungsmaschinen und KHS-Transporteuren ausgestattet sind. Prozentuale Absatzsteigerun-gen machten die Investition in neue technische Lösungen größeren Ausmaßes erforderlich. Baltika orderte daher Ende 1998, als die Ausstoßzahlen bereits bei 4,88 Millionen hl lagen, eine 120 000er-Glaslinie bei Partner KHS. Diese Anlage stellte zum damaligen Zeitpunkt die größte je gebaute Abfüll- und Verpackungsanlage für Flaschenbier im gesamten osteuropäischen Raum dar.
In der 120 000er-Glasanlage zur Abfüllung der 0,5-l-Bierflasche übernehmen zwei Säulenroboter Innopal sowohl Entpalettierung der Leergutkästen als auch die Bepalettierung der Vollgutkästen. Die mehrachsigen Geräte sind durch einen drehbaren Kombigreifkopf flexibel für unterschiedlichste Aufgabenbereiche einsetzbar und arbeiten vollautomatisch. Kastenaus- und -einpacker ist jeweils der kontinuierlich arbeitende vollautomatische Rundlaufpacker Innopack CR. Der Kastenwascher Innoclean KW säubert das Kastenmaterial zuverlässig. Für die Reinigung der Flaschen kommt die Doppelendreinigungsmaschine Innoclean DM zum Einsatz. Sie ist ausgelegt für höchste Reinigungsansprüche mit konsequenter Trennung von Schmutzgut und Reinflaschenabgabe. Herzstück der Anlage sind zwei rechnergesteuerte, pneumatische Druckfüllsysteme Innofill DRF. Durch das Füllrohr mit integrierter Füllhöhensonde wird die präzise Befüllung der Glasflaschen gewährleis-tet. Der unterschichtende Füllprozess steht für hohe Produktqualität durch niedrige Sauerstoffaufnahme. Ein hohes Maß an mikrobiologischer Sicherheit bietet der mikrobiologische Füllervortisch. Er gewährleistet einen optimalen, gezielten und schnellen Abfluss von Produktresten, Schaum, Wasser und Scherben aus dem biologisch kritischen Bereich des Füllers zum Boden. Moderne Inspektionstechnik bietet Sicherheit durch stete Prüfung von Leerflaschenmaterial und befüllten Glasflaschen.
PET-Großgebinde für das gesellige Konsumerlebnis
Als PET-Gebinde ihren Siegeszug auf dem russischen Markt starteten, investierte Baltika in St. Petersburg in eine 20 000er-PET-Anlage, die vorwiegend zur Befüllung der großformatigen 1,5-l-PET-Flasche zum Einsatz kommt.
Während in Europa die Abfüllung von Bier in PET hauptsächlich in Kleingebinde stattfindet und der Vertrieb dieser Gebinde meist hochpreisig erfolgt, sind in Russland sowohl Verbrauchervorstellungen als auch Brauereikonzepte, das Gebinde PET betreffend, ganz andere. Bier in PET wird aus mehreren Gründen in großvolumige Gebinde befüllt. Zum einen ist dadurch eine günstigere Preisgestaltung möglich, zum anderen ist das Großgebinde für den Konsum in Gruppen bestens geeignet.
KHS lieferte die PET-Anlage turnkey und plante notwendige Anlagenkomponenten bei äußerst knapp bemessenen Platzverhältnissen passgenau ein. Die PET-Flaschen werden direkt von der Blasmaschine über Lufttransport in den Rinser Inno-clean FR transportiert, der die PET-Flaschen zunächst mit Desinfektionslösung und im Anschluss daran mit Sterilwasser spült. Das Füllsystem Innofill DRF arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie das Füllsystem in der vorhandenen Glasanlage. Ein unterschichtender Füllprozess gewährleistet auch hier die sauerstoffarme Abfüllung. Die Etikettierung der befüllten PET-Flaschen übernimmt die Kaltleim-Etikettiermaschine Innoket KL. Hohe Verfügbarkeit, einfache Bedienung und minimierter Wartungsaufwand sind die entscheidenden Merkmale dieser Etikettiermaschinen-Generation. Die PET-Flaschen werden von einem Kisters Tray-Shrink-Packer in 9er- Trays gepackt, anschließend mit Folie versehen und geschrumpft. Der vollautomatische Portal-Palettierer Innopal PL 1 BSN übernimmt die Palettierung der Trayverpackungen. Die programmierte Drehung der einzelnen Trays geschieht gemäß vorgegebenem Lagenbild. Die Palettierung erfolgt mittels Schiebeblechsystem und sichert schonende Behandlung der Gebinde.
Vor allem für die junge Zielgruppe: Die Dose
Kaum war das PET-Gebinde in das Baltika-Gebindesortiment integriert, schon begeisterte sich insbesondere die junge Zielgruppe für ein weiteres Gebinde: Die Dose. Dosenbier genießt auf dem russischen Biermarkt mittlerweile einen ganz besonderen Status. Die Dose ist das Symbol für Modernität, Hochpreisigkeit und Convenience.
In der Folge wurde eine 60 000er-Dosenlinie für den Baltika-Standort St. Petersburg bestellt und in die Anlage integriert. Die Entpalettierung der Leerdosen übernimmt hierbei der Dosenabräumer Innopal AM 1 ASH, der sicheres Abräumen bei hoher Geschwindigkeit durch ein 4-seitiges Schiebesystem garantiert. In einem schräg liegenden Rinser erfolgt die Spülung der Dosen mit Wasser. Mit dem Füller Innofill DMD ist ein Füllsystem im Einsatz, das flexibel umstellbar ist, eine Füllhöhenkorrektur auch während des Betriebes zulässt und für minimierte Sauerstoffaufnahme bei geringem CO2-Verlust steht. Der Pasteurisationsvorgang im Doppelstockpasteur Innopas geschieht bei integrierter PE-Regelung. Der Kisters Tray-Shrink-Packer bildet die auf dem russischen Markt gewünschten 24er Trays. Die Palettierung übernimmt ebenso wie bei der PET-Anlage ein vollautomatischer Portal-Palettierer Innopal PL 1 BSN.
Heute steht die identische Dosenlinie mit gleicher Kapazität auch in Tula.
Zweistelliges Wachstum
Die russische Wirtschaft mag die Zurückhaltung ausländischer Investoren generell beklagen, im Fall der russischen Brau- und Getränkeindustrie ist die Klage darüber verfehlt. Es ist vor allem dem Engagement der ausländischen Braukonzerne zu verdanken, dass der russischen Brauwirtschaft im Jahr 1996 die Wende zum Besseren gelang, nachdem der Bierausstoß von 1990 bis 1996 um geschätzt 40% gefallen war. Zum einen trugen Privatisierung und nachfolgend ausländische Investitionen zur Verbesserung der Produktqualität bei. Zum anderen riefen Marketingkampagnen nach westlichem Vorbild das Interesse an Bier wieder wach. Entscheidend war jedoch, dass die ausländischen Braukonzerne ihr Know-how in den Dienst von russischen Biermarken stellten und nicht allein darauf bedacht waren, ihre internationalen Marken zu etablieren. Daher stieg von 1996 bis 2000 der Bierkonsum Russlands um 24% bei gleichzeitig fallenden Bierimporten. Von einstmals 12% (1996) sanken die Bierimporte auf ein Prozent (2000), so die Marktforscher von Canadean, London. Folglich kommt die Zunahme des Verbrauchs von 23 Mio. hl Bier (1996) auf 55 Mio. hl (2000) ausschließlich der heimischen bzw. internationalen Brauindustrie zugute, die aufgrund einer Ausstoßsteigerungsrate von jährlich 15% (1998 bis 2000) den europäischen Spitzenplatz belegt.
Noch gibt es rund 300 Brauereien, doch der Prozess der Konsolidierung des Marktes ist auch in Russland voll im Gange. Laut einer Untersuchung von Ernst & Young, Moskau, kontrollieren fünf Brauereigruppen über 50% des Marktes. Den höchsten Anteil hat die Baltic Beverages Holding, im Besitz von Carlsberg Breweries und Scottish & Newcastle, mit 26%, gefolgt von Sun Interbrew, einem Joint Venture zwischen der indischen Sun-Gruppe und dem belgischen Braukonzern Interbrew, mit 14%. Die 1978 gegründete Brauerei Ochakovo, eine russische Mitarbeiter-AG, kontrolliert 7% des Marktes. Wichtige Player sind außerdem die Braukonzerne Efes (2,8%) aus der Türkei und South African Breweries. Seit Februar dieses Jahres muss man auch Heineken zu diesem Kreis zählen, da sich der niederländische Braukonzern über den Kauf der Brauerei Bravo International in St. Petersburg (geschätzt 4,2 Mio. hl Bierausstoß) in die Startposition geschoben hat.
Obwohl der 1992 gegründete Getränkekonzern Wimm-Bill-Dann erst vor kurzem sein Produktportfolio, bestehend aus Molkereiprodukten und Säften, um Bier erweiterte, zählt der russische Konzern, der im Februar die Listung an der New Yorker Börse erhielt, zu den Neueinsteigern mit dem größten Potenzial.
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