Wie viele verschiedene Produktvarianten lassen sich auf einer Anlage abpacken? Alles eine Frage der richtigen Einstellung, kann der Hersteller für Snack- und Convenience-Spezialitäten Daloon A/S heute auf diese Frage antworten. Denn bei der neuen vollautomatisierten Verpackungslinie am Hauptstandort Nyborg in Dänemark genügt eine entsprechende Programmwahl am Display sowie ein einfacher Wechsel der Roboterwerkzeuge in Plug & Play-Manier, um die Anlage auf verschiedene Formate umzustellen.
Von der Schlauchbeutelverpackung einer 100 g schweren rohen Frühlingsrolle bis zur Kartonverpackung von frittierten Tacos sowie Minirollen mit 30 g Gewicht – zur Zeit lassen sich über 100 unterschiedliche Produkt- und 30 Packvarianten auf der vollautomatisierten Verpackungslinie in Nyborg realisieren, die nutzerfreundlich in wenigen Minuten eingestellt werden können. Neue Programme hinzuzufügen ist problemlos möglich, da alle Aggregate programmierbar sind. Das gut geschulte Daloon-Personal erledigt dies selbstständig und nutzt somit die Möglichkeiten flexibler Verpackungstechnik.
Daloon ist das chinesische Wort für „großer Drache“. Ein Einwanderer aus China gründete das Unternehmen 1960 als Kleinbetrieb für die Herstellung von Frühlingsrollen. Heute verfügt Daloon nach eigenen Angaben über die weltweit größte Produktionskapazität für diese Spezialität: Pro Tag werden in Nyborg und im englischen Newark eine Million Frühlingsrollen hergestellt. Abnehmer ist sowohl der Einzelhandel als auch der Food-Servicebereich. Das Hauptabsatzgebiet ist Europa. Deutschland zählt zu den wichtigsten Märkten, hier gehören die großen Discounter zu den Kunden von Daloon.
Know-how aus Crailsheim
Prozesse und Produkte konsequent neu denken, mit dieser Strategie ist die Geschäftsführung darangegangen, anstehende Veränderungen für eine Neupositionierung zu nutzen. Sie entschied sich dafür, die Angebotspalette auf die Kernkompetenz zu konzentrieren, nämlich auf Frühlingsrollen und ähnliche Produkte. Im Packbereich holte sich Daloon das Know-how der IPS International Packaging Systems GmbH in das Unternehmen. Der Generalunternehmer aus Crailsheim wurde mit der Projektierung für eine Vollautomatisierung aller Verpackungsschritte im Primär- und Sekundärverpackungsbereich beauftragt. Ursprünglich plante man bei Daloon jedoch lediglich eine Teilautomatisierung im Primärverpackungsbereich – eine TLM-F44-Pickerlinie der Gerhard Schubert GmbH sollte das manuelle Einlegen der Produkte in die Schlauchbeutelmaschine ersetzen.
Die meisten Prozesse im Packbereich wurden bis dahin von Hand erledigt. Mitarbeiter legten die im Bulk zugeführten Produkte – je nach Produktvariante – entweder in die Schlauchbeutelmaschinen ein oder in Schachteln, die zuvor maschinell aufgerichtet und anschließend automatisch mit Heißleim verschlossen wurden. Im Sekundärverpackungsbereich war nur das Verschließen der befüllten Versandkisten mit Selbstklebeband automatisiert. Die Versandkisten aufrichten, befüllen und palettieren, das alles geschah manuell.
IPS analysierte die Situation und entwarf mögliche Szenarien für die gewünschte Produktivitätssteigerung im Packbereich. Dies führte dazu, dass Daloon die ursprünglichen Pläne änderte. Denn es wurde deutlich, dass nur eine Vollautomatisierung aller Verpackungsschritte ab dem Zeitpunkt, an dem die Produkte aus dem Froster kommen, die angestrebten Kosten- und Leistungseffekte ermöglicht. Nach der Projektvorstellung erteilte Daloon den Auftrag. Lediglich sieben Monate später ging die Anlage in Betrieb.
Formenvielfalt kein Problem
Zentrale Herausforderung bei Planung und Umsetzung der Verpackungsanlage war es, dass alle Komponenten trotz der großen Formenvielfalt, die es zu verpacken gilt, hohe Leistung bei allen Produktformaten ermöglichen. Denn obschon Daloon das Portfolio reduziert hat, gibt es noch immer 13 verschiedene Spezialitäten, die in Nyborg hergestellt werden, deren Konsistenz, Maße und Gewicht sich stark voneinander unterscheiden. Dieselben Aggregate müssen zum Beispiel Mini-Frühlingsrollen von 6,5 cm Breite genauso schonend aufnehmen können wie Chopsticks, die 17,5 cm breit sind. Das Gewicht reicht von 20 bis 200 g und die Ware ist roh oder frittiert. Die Absatzmärkte und ihre Vertriebswege erfordern darüber hinaus eine große Bandbreite an Verpackungen und Packarten. Zur Zeit gibt es 20 verschiedene Primärverpackungen – sechs Kartonvarianten und 14 unterschiedliche Schlauchbeutelformate zum Teil mit unterschiedlichen Packschemata – sowie 15 verschiedene Versandkartons. Die Pickerlinie ist für 30 Packvarianten eingerichtet. Bei Daloon wurden zwei Primärverpackungslinien mit je einem Aufrichter, Pickerlinie, Verschließer und Schlauchbeutelmaschine eingesetzt sowie zwei Sekundärverpackungslinien mit Versandkarton-Aufrichter, -Füller und -Verschließer.
Die Wahl der richtigen Anlagenkomponenten, die jede für sich die geforderte Flexibilität mitbringt, war nur der erste Schritt bei der Lösung dieser Aufgabe. Denn damit die Gesamtleistung das geforderte Niveau erreicht, ist es notwendig, die Einzelkomponenten steuerungstechnisch zu verknüpfen. Übergänge an technisch anspruchsvollen Schnittstellen, wie beispielsweise der zwischen Pickerlinie und Schlauchbeutelmaschine, spielten hierbei ebenso eine Schlüsselfunktion. IPS koordiniert die Abstimmung und Steuerungslogistik mit den Spezialisten von Schubert und Fuji. Jederzeit stand die Anforderung höchster Flexibilität im Vordergrund.
Der Planungsprozess wurde abgerundet, indem die Beutelgrößen und Caseformate der Verpackungen optimiert bzw. auf die neue, leistungsstarke Prozessumgebung angepasst wurden. Die akzeptablen Produkttoleranzen waren in diesem Zusammenhang ebenso neu zu definieren. Positiver Nebeneffekt: Die Produktqualität konnte gesteigert werden.
Leistung auf der ganzen Linie
Für die Zuführung der tiefgefrorenen Produkte in die Verpackungslinie werden zwei Schwingförderer von Key Technology eingesetzt, die die Ware vereinzeln. Über je ein Produktband gelangen die Produkte in die Pickerlinien von Gerhard Schubert. Hier werden sie von jeweils vier TLM-F44-Robotern aufgenommen und je nach Programmwahl entweder in Kartons oder in die Transportkette der Fuji-Schlauchbeutelmaschine eingelegt. Fehlerhafte Ware wird am Schubert-Scanner erkannt und am Bandende automatisch ausgeschleust. Die Zuführung der Kartons besorgt eine weitere TLM-Aufrichtmaschine von Schubert, die zur Zeit sechs verschiedene Zuschnitte aufrichtet und verleimt. Die Pickerleistung beträgt bis zu 625 Stück pro Minute.
Im hygienesensiblen Bereich sind die Anlagenteile in Edelstahl- und in Wash-down-Ausführung installiert. Key-Systeme, Schubert-Pickerlinie, Fuji-Schlauchbeutelma-schine sowie Nikodan-Bandsysteme bilden den Primärverpackungsbereich.
Die Sekundärverpackung übernehmen zwei Casepacker aus dem Hause Schubert. Auf zwei Bändern werden, je nach Programmwahl, entweder bis zu 120 Schlauchbeutel oder bis zu 120 Kartons in die Anlage transportiert und von TLM-F44-Robotern als Formation auf das nächste Band abgelegt. TLM-F2-Roboter nehmen die Formation auf und legen sie in die zuvor automatisch aufgerichteten Kartons ab. Die befüllten Kartons werden in zwei Anlagen von Knecht mit Klebebändern oben und unten verschlossen und zu einem zentralen Palletierroboter des Anbieters PCA Roboter- und Verpackungstechnik weitergeleitet. Dieser setzt die Versandkartons auf Euro- oder UK-Paletten.
Hemming Van, Managing Director und Projektverantwortlicher bei Daloon, zieht ein positives Resümee: „Der enge Zeitplan mit einem präzisen Produktionsstart wurde gehalten und die Anlage hat das anvisierte Verfügbarkeits- und Leistungsniveau erreicht. Wir dachten anfangs, dass die vielen verschiedenen Formate unserer Produkte der Produktivitätssteigerung im Packbereich Grenzen setzen – da haben wir gerne dazugelernt.“
dei 459
IPS GmbH
Informationen zu den TLM-Maschinen
Daloon A/S
Teilen: