Die Wurzeln der Molkerei Zott reichen bis ins Jahr 1926. Damals kauften Anna und Balthasar Reiter eine kleine Landmolkerei im bayerisch-schwäbischen Mertingen. Da der Firmenchef früh starb, heiratete Anna Reiter 1938 Georg Zott, der zum Namensgeber des Unternehmens wurde. Frischmilch, Butter, Edamer, Limburger, Romadur, Joghurt, Schokotrunk und Eiscreme bildeten in den 1940er-Jahrern das Produktportfolio, die täglich verarbeitete Milchmenge belief sich auf 12 000 l. Im Jahr 1970 war sie bereits auf 80 000 l gestiegen. Das Stammwerk wurde erweitert, andere Molkereien übernommen und neue Standorte errichtet. Außerdem etablierte Zott erfolgreich viele neue, für ihre Zeit innovative Produkte auf dem Markt. Dazu zählt die portionierbare Kaffeesahne ebenso wie der Kaffee-Joghurt Zott Mocca, der Klassiker Zott Sahne-Joghurt oder die Mozzarella-Spezialität Zottarella.
Maschinen laufen rund um die Uhr
Heute produziert das selbstständige Familienunternehmen eine Vielzahl von Joghurt-, Dessert- und Käsespezialitäten, die in mehr als 75 Ländern vertrieben werden. Mit aktuell 3087 Mitarbeitern, einem Nettokonzernumsatz von 960 Mio. Euro und einer Milchverarbeitung von 935 Mio. kg im Jahr 2017 gehört das Unternehmen zu den führenden Molkereien Europas.
Auf insgesamt 17 Linien füllt Zott Joghurts und Desserts ab. Die Abfüllmaschinen laufen rund um die Uhr an fünf Tagen in der Woche. Eine Linie, die 150-g-Becher mit Joghurt befüllt, stößt pro Stunde 57600 Becher aus. „Wir füllen auf dieser Linie immer vier unterschiedliche Sorten ab“, erklärt Xaver Hillenbrand, Abfüllleiter bei Zott. „Jede Sorte hat einen eigenen Becher, der über Barcode eindeutig erkannt wird, und einen spezifischen Deckel, auch Platine genannt. Letztere stanzen wir hier im Werk aus, stapeln sie dann immer zu je 1000 Stück in speziellen, rohrförmigen Kunststoffmagazinen. So werden die Platinen an die Abfüllmaschine geliefert und müssen dann mit der farbigen Oberseite nach unten in die Maschine eingelegt werden.“
Beim Einlegen der Platinen können Fehler passieren. Beispielsweise kann der Anlagenbediener Erdbeer-Platinen in den Schacht für Kirsch-Amarena legen. Dieser Fehler würde, wenn überhaupt, erst viel später auffallen – im schlimmsten Fall erst beim Kunden. Vor diesem Hintergrund hat Zott ein optisches Inspektionssystem gesucht, das sowohl die Platinen als auch das Vorhandensein und die Lesbarkeit des MHD überprüft. Letzteres bringen Tintenstrahldrucker auf, die demnächst gegen moderne Laserdrucker ausgetauscht werden sollen.
Test erfolgreich bestanden
Hillenbrand traf den Verkaufsleiter von BBull, einem auf Kontroll- und Inspektionssysteme spezialisierten Unternehmen. „Der hat mir erzählt, dass sein Unternehmen seit Jahren derartige Systeme in der Getränkeindustrie installiert.“ Man einigte sich auf eine vierwöchige Testphase mit dem Tray-Inspektion-System – und zwar unter Produktionsbedingungen.
Die Tests verliefen erfolgreich. Zott kaufte das System und will nun auch weitere Linien mit ihm ausstatten.
Tray Inspektion ist ein optisches System zur Qualitätssicherung von Lebensmittelverpackungen im Tray. Sein Herzstück ist eine hochauflösende Farbkamera. Sie erfasst den Tray mit den jeweiligen Gebinden – in diesem Fall Joghurtbecher – gestochen scharf. Im Zusammenwirken mit einem leistungsstarken PC werden bei jedem Joghurtbecher folgende Merkmale kontrolliert:
- Befindet sich eine Platine auf dem Becher?
- Passt die Platine zur abgefüllten Joghurtsorte?
- Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum vorhanden, lesbar und inhaltlich korrekt?
Die für die Aufnahme notwendigen, verschleißarmen LED-Beleuchtungsmodule befinden sich oberhalb des Transportbandes. Sie sind in die Messbrücke integriert und damit vor Beschädigung geschützt.
Fehler werden sofort erkannt
Erkennt das System einen Fehler, wird das betroffene Tray ausgeschleust und der Fehler auf einem großen Display angezeigt, sodass der Bediener den entsprechenden Becher manuell austauschen kann. Sollten allerdings fünf Trays nacheinander Fehler aufwiesen, dann bleibt die Maschine stehen. Denn dann sind entweder die Platinen falsch eingelegt worden oder der Tintenstrahldrucker für das MHD arbeitet nicht ordnungsgemäß. Das heißt: Mit Tray Inspektion werden Fehler sofort erkannt und lassen sich zeitnah korrigieren.
Das MHD wird beliebig auf einer freien Stelle der Platine aufgebracht. Unter Umständen fehlte, je nach grafischer Gestaltung der Platine, der notwendige Kontrast, damit die Kamera das MHD korrekt erkennen kann. Dieses Problem konnte zwischenzeitlich durch entsprechende Optimierungen der Kamera und der Software beseitigt werden. Noch sind bei einer Sortenumstellung entsprechende manuelle Einstellungen an der Abfüllmaschine und am Tray-Inspektionssystem notwendig. Das wird sich in Zukunft ändern, wenn die Maschinen die Produktionsdaten direkt vom betrieblichen SAP-System erhalten.
Suchwort: dei0518bbull
Autor: Harald Schott
Verkaufsleiter Deutschland und Schweiz,
BBull/Stratec