Aluminiumflaschen waren bislang Nischenprodukte. Mit der Aluminium- flasche Fusion öffnet Rexam Beverage Can nun den Weg zur breit angelegten Nutzung. Das erste Fusion-Produkt in Deutschland kommt von Nutribeau aus Hamburg. Benjamin Heckmann sprach für die dei mit Welf Jung, Business Development Director Rexam Deutschland, und Oliver Strunck, Gründer und CEO von Nutribeau, über das außergewöhnliche Verpackungsformat und den gemeinsamen Weg bis zur Serienreife von Fusion.
dei: Herr Jung, am Anfang eines jeden Projektes steht immer eine Idee. Welche Idee steht hinter der Entwicklung der Aluminiumflasche Fusion?
Jung: Fusion wurde entwickelt, um für Getränke neue Zielgruppen und damit neue Märkte zu erschließen. Wir haben uns ausführlich mit der Frage beschäftigt, welche Anforderungen an eine moderne Getränkeverpackung gestellt werden – insbesondere von den eher trendbewussten, jungen Erwachsenen, die aktiv auf der Suche nach Lifestyleprodukten sind. Design, Individualismus und Emotionalität sind dabei wichtige Kategorien. Gleichzeitig sind aber auch die praktischen Gesichtspunkte entscheidend. Verbraucher möchten beides: Produkte, die praktisch und trendig sind. So kamen wir auf die Idee, die Aluminiumflasche so weit zu verbessern, dass sie auch für die Großserienproduktion rentabel ist. Denn die Verbindung von Getränkedose und Flasche bietet viele Vorteile: Die Aluminiumflasche ist bruchsicher, leicht, schnell zu kühlen, ideal zum Mitnehmen und liefert dabei praktische Einzelportionen. Und sie ist wiederverschließbar.
dei: Welche technologischen Schritte mussten unternommen werden, um mit der Aluminiumflasche in Großserienproduktion gehen zu können?
Jung: Um die Aluminiumflasche rentabel zu machen, mussten wir uns in erster Linie mit dem Gewicht der Flaschen auseinandersetzen – nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, mit dem Tiefziehverfahren die gleiche Technik anzuwenden, wie sie auch bei der normalen Getränkedosenproduktion eingesetzt wird. So konnten wir maximale Stabilität mit minimalem Gewicht kombinieren. Im Vergleich zu extrudierten Alu-Flaschen liegt der Materialeinsatz von Fusion bei etwa 50 %. Aber bis dorthin war es ein langer Weg. Insgesamt haben wir mehr als sechs Millionen Euro in die fünfjährige Entwicklung investiert. Dass Fusion aber jetzt in die Serienproduktion gegangen ist, ist für unser Unternehmen ein Meilenstein – und ein technologischer Durchbruch.
dei: Herr Strunck, ein Durchbruch war es sicherlich auch für Sie persönlich – schließlich haben Sie das erste Getränk in der neuen Aluminiumflasche in Deutschland auf den Markt gebracht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Rexam?
Strunck: Das erste Mal bin ich im Rahmen der Brau 2007 auf Rexam aufmerksam geworden. Damals war Fusion noch als Prototyp in Übergröße ausgestellt und ich war sofort begeistert. Genau ein Jahr später, auf der Brau 2008, habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht und den Kontakt zu den Rexam-Verantwortlichen gesucht. Ich bin ins Rexam Head-Office nach Luton in England gereist und habe mich dort ausführlich mit Stephen Howell, dem Innovation Manager von Rexam, unterhalten. Noch vor Weihnachten 2008 gab es dann eine größere Gesprächsrunde im Berliner Rexam-Werk. Das war der Startschuss für unsere Zusammenarbeit.
dei: Sich für ein Verpackungsformat zu entscheiden, das noch in der Entwicklung steckt, birgt durchaus ein Risiko. Wieso waren Sie bereit, sich auf dieses Abenteuer einzulassen?
Strunck: Ich sehe mich selbst als jemanden, der realistische Visionen erkennt, weiterverfolgt und zu einem erfolgreichen Abschluss bringt. Und eine vergleichbare Herangehensweise habe ich bei den Rexam-Verantwortlichen gesehen. Deswegen habe ich niemals gezweifelt – niemand hat das getan. Man konnte immer spüren, dass dieses Projekt einen erfolgreichen Abschluss finden würde. Denn ebenso wichtig wie das Produkt selbst sind die Menschen dahinter. Bei Rexam habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und Herr Jung hat mich während des gesamten Projektes mit seinem außergewöhnlichen persönlichen Engagement unterstützt. Natürlich habe ich mir mehrfach gewünscht, dass die Fusion-Produktion schon zu einem früheren Zeitpunkt stabil laufen würde – und die eine oder andere schlaflose Nacht kann ich nicht leugnen. Aber umso schöner war es dann, als im April 2010 unsere BeauQ-Fusion als erste 25-cl-Variante in einer kleinen Industrieserie im tschechischen Ejpovice vom Band laufen konnte.
dei: Herr Jung, was hat eine frühere Markt- reife verhindert? Wo lag die größte technologische Herausforderung bei der Entwicklung?
Jung: Ein besonders sensibler Bereich war der Flaschenhals. Denn zunächst sieht unsere Fusion wie ein normaler Dosenrohling aus, der in dieser Form auch schon fertig bedruckt wird. Der Flaschenhals wird erst später in einem aufwendigen Verfahren unter starkem Druck ausgeformt. Wenn man bedenkt, dass die Flaschenwand vor diesem Prozess dünner ist als ein menschliches Haar, wird klar, dass diese Umformung technologisch nicht so einfach von heute auf morgen umsetzbar ist. Entsprechende Maschinen gab es ja nicht einfach zu kaufen, alles musste neu entwickelt, hergestellt und immer wieder angepasst werden. Auch das Gewinde für den Schraubverschluss, das ganz am Ende mit Spezialmaschinen in den Flaschenhals gedreht wird, war eine Herausforderung. Schließlich geht es hierbei nicht nur um Dichtigkeit und mechanische Leichtgängigkeit, sondern auch um das Trinkgefühl. Wenn Sie direkt aus der Flasche trinken, dann muss sich das richtig gut anfühlen. Dieses Ziel haben wir erreicht, denn wir haben größten Wert auf perfekte Verarbeitungsqualität gelegt.
dei: Herr Strunck, es gibt mittlerweile un- zählige Verpackungsformate – und sicherlich viele, die günstiger sind als Fusion. Warum musste es dennoch die Aluminiumflasche sein?
Strunck: Ich war auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Verpackung, die den Charakter und die Eigenständigkeit unserer noch jungen Marke unterstreichen und prägen konnte – und Fusion erschien mir auf Anhieb ideal für diesen Zweck geeignet zu sein. Deswegen ist die Fusion für mich so revolutionär. Sie ermöglicht eine größtmögliche Individualität und eröffnet die Chance, sich als junges Unternehmen, als Produkthersteller, selbst zu verwirklichen. Und Fusion passt ideal zu unserem Produkt. Denn gerade wenn man sich mit einem außergewöhnlichen Getränkekonzept auf den Markt wagt, hat die Wahl der Verpackung eine besondere Bedeutung. Unser Beautydrink steht für Schönheit und Exklusivität – Eigenschaften, die durch die Fusion perfekt wiedergegeben werden.
dei: Reden wir noch kurz über den Inhalt der kleinen Alu-Flasche. Was genau verbirgt sich hinter BeauQ?
Strunck: BeauQ ist ein Beautydrink auf Fruchtnektarbasis mit dem Coenzym Q10 für mehr Lebensenergie. Der exklusive Wirkstoffkomplex aus wertvollen, natürlichen Inhaltsstoffen unterstützt die Schönheit der Haut. Dabei spielen Antioxidantien, Polyphenole und Carotinoide wie Beta-Carotin, Lutein oder auch Zeaxanthin eine entscheidende Rolle. Eine Flasche pro Tag ermöglicht den optimalen Power-Schutz für die Haut. Führende Dermatologen und Ernährungswissenschaftler haben die Entwicklung von BeauQ begleitet.
dei: Wer kauft BeauQ? Sprechen Sie mit Ihrem Produkt auch ein männliches Publikum an?
Strunck: Männer mögen den fruchtig-herben Geschmack und die schöne Flasche. Unsere Hauptzielgruppe sind jedoch Frauen, die Wert auf eine gesunde Ernährung und ein gepflegtes Äußeres legen. Deshalb haben wir uns auch entsprechende Distributionskanäle gesucht, etwa Parfümerien, Lifestyle-Apotheken, SPA-Luxus-Hotellerie sowie diverse Beauty-, Mode- und Konzeptgeschäfte. Ich bin sehr stolz auf den vielseitigen Distributionsmix.
dei: Stolz können Sie auch auf den Deutschen Verpackungspreis 2010 sein, den Sie und Rexam gemeinsam mit nach Hause nehmen durften. Herr Jung, haben Sie mit dieser Auszeichnung gerechnet?
Jung: Nun, wir freuen uns natürlich sehr über diese Auszeichnung. Fusion bis zur Serienreife zu bringen, war eine große technologische Herausforderung. Diesen Preis von Branchenexperten zu bekommen, ist eine tolle Bestätigung für die geleistete Arbeit. Ob wir damit gerechnet haben? Das sollte man natürlich nicht tun, es gibt jedes Jahr viele spannende Innovationen – gerade bei den Verkaufsverpackungen. Gehofft habe ich natürlich schon. Was aber viel wichtiger ist als Awards, das sind die Reaktionen von Verbrauchern. Und die sind sehr positiv. Wir haben in drei wichtigen europäischen Märkten Verbraucherbefragungen durchgeführt und waren vom Enthusiasmus der Menschen begeistert. Die Optik, die Haptik, das Trinkgefühl – Fusion wird als etwas ganz Besonderes wahrgenommen. Deswegen sind wir sehr zuversichtlich, was die Zukunft unserer Aluminiumflasche betrifft.
dei: Herr Jung, Herr Strunck – vielen Dank für das Gespräch.
Online-Info www.dei.de/0311450
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