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Elsa-Mifroma ist auf die Herstellung und Verpackung von Milchprodukten sowie die Herstellung, Veredelung und Verpackung von Käse spezialisiert. Die Gruppe ist Teil der M-Industrie, einer Vertriebsplattform für Lebensmittel. Die zur Schweizer Migros-Gruppe gehörende M-Industrie produziert mit ihren 23 Schweizer Unternehmen und sieben ausländischen Betrieben über 20 000 hochwertige Food- und Non-Food-Produkte.
Ein Unternehmen der Elsa-Mifroma-Gruppe ist die Estavayer Lait SA, kurz Elsa, mit Sitz im historischen Städtchen Estavayer-le-Lac im Kanton Freiburg am Neuenburgersee. Das 1955 gegründete Unternehmen ist die größte Molkerei der Schweiz an einem einzigen Standort. Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt es dem Unternehmen, ein breit gefächertes Sortiment anzubieten, das höchsten Hygiene- und Qualitätsansprüchen genügt. Die Produktpalette umfasst u. a. Milch, Rahm, Joghurts, Frischkäse, Quark und Desserts auf Milchbasis. Jeden Tag verarbeitet die Molkerei bis 750 000 l Milch. Dazu liefern bis 40 Kühl-Lkw täglich den wertvollen Ausgangsstoff aus der ganzen Schweiz an.
Optimierung der Produktion
Besonderes Augenmerk legt man bei Elsa auf Weitsicht in Sachen Marktveränderungen und Markttrends. Daher wurden die Produktionsbetriebe frühzeitig optimiert und automatisiert, um starke Nachfragen rasch bewältigen zu können. Ein gutes Beispiel dafür war die Installation von fahrerlosen Fahrzeugen mit Induktivführung, die das Unternehmen schon 1981 vornahm. Als es jüngst notwendig wurde, ein altes fahrerloses Transportsystem (FTS) der Firma Eisenmann zum Transport von Paletten mit Molkereiprodukten, das in den Jahren 2001 bis 2005 installiert wurde, zu ersetzen, wurde MLR System aus Ludwigsburg damit beauftragt, die Anlage in wesentlichen Teilen zu erneuern. Die in der Anlage betriebenen fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF), die täglich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche und an 365 Tagen im Jahr ihre Arbeit verrichten, waren hinsichtlich des Navigations-, Steuerungs- und Kommunikationssystems veraltet. Ersatzteile waren zum größten Teil gar nicht und zu einem kleineren Teil nur mit erheblich langen Lieferzeiten und hohen Kosten verfügbar.
Aufgabe der automatischen Fahrzeuge ist es, per Bahn eingehendes Leergut – Kunststoffbehälter und Rollpaletten, die sich ausschließlich auf Europaletten befinden und nur Migros-intern genutzt werden – aufzunehmen und zu den rund 50 Abfülllinien zu bringen. Dort erfolgen die komplett vollautomatische Depalettierung, Befüllung, Verpackung und erneute Palettierung. Den Abtransport der Waren übernehmen wieder die FTF. Nach einem kurzen Lageraufenthalt gelangen die Produkte dann schnell und frisch zu 40 % über die Schiene und zu 60 % auf der Straße zu den Vertriebsplattformen.
Mit Kettenförderern ausgestattet
Die fahrerlosen Fahrzeuge sind jeweils mit zwei hintereinander, quer zur Fahrtrichtung angeordneten Kettenförderern ausgestattet, mit denen sie die an den 600 mm hohen Förderstrecken bereitgestellten Paletten selbstständig abgeben und aufnehmen. Die Lastwechsel werden von den FTF direkt mit der Fördertechniksteuerung über eine Datenlichtschranke synchronisiert. Das FTS-Leitsystem ist dabei unbeteiligt. Um diese 50 Übernahmestationen mit jeweils einem Abholplatz für Paletten mit Leergut und die 27 Übergabestationen mit jeweils einem Anlieferplatz für Paletten mit verpackter Ware bedienen zu können, sind bei Elsa 17 Fahrzeuge im Einsatz. Die flächenbeweglichen Sechsrad-Sonderfahrzeuge vom Typ Phoenix K-2,0 Lr sind 3940 mm lang, 1075 mm breit und 2479 mm hoch und haben vorn und hinten je eine Fahr- und Lenkeinheit. Damit lassen sich auch in engen Umgebungen Quer- und Diagonalbewegungen durchführen. Jedes Fahrzeug, das mit Batterie etwas mehr als 2 t auf die Waage bringt, kann zwei Mal 1000 kg tragen. Die Anlage ist so konzipiert, dass pro Stunde bis zu 300 Transporte durchgeführt werden können.
Umbau in einzelnen Phasen
„Bei der Modernisierung mussten wir eine ganz bestimmte Reihenfolge einhalten“, erklärt Pierre-Alain Bigler, in Estavayer-le-Lac der Leiter der Automationsprojekte im Bereich Logistik. „Der erste Grund: Wir konnten nicht einfach einige alte Fahrzeuge aus der Anlage nehmen und zum Umbau nach Deutschland schicken. Dann nämlich hätte das FTS als Herzstück der Intralogistik die erforderliche Leistung nicht mehr erbracht und es wäre zu Verzögerungen bei der Auslieferung gekommen.“ Daher lieferte MLR zusätzlich zu den 17 bisherigen Geräten zwei baugleiche Neufahrzeuge für die Anlage, um Transportengpässe bei der Entnahme von Altgeräten zu unterbinden.
Der zweite Grund: Der alte Leitrechner auf Basis einer speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) von Siemens wäre nicht in der Lage gewesen, die modernisierten FTF zu steuern. So wurde beschlossen, in einer ersten Bauphase die SPS durch ein neues, intelligentes Transportleitsystem zu ersetzen. Dabei handelt es sich um die Leitrechnersoftware MLR-Logos-FTS neuester Generation auf PC-Basis, die in der Lage ist, auch die alten Eisenmann-Fahrzeuge zu steuern und zu verwalten. Die umgerüsteten FTF sind mittels WLAN an das Leitsystem Logos angebunden. Es stellte sich heraus, dass letzteres die alten Geräte intelligenter disponierte, indem zum Beispiel weniger Leerfahrten auftraten und – dank besserer Nutzung der zwei Lastaufnahmemittel auf den FTF – mehr Doppelspiele gefahren werden konnten.
Durch diese Leistungssteigerung konnte Elsa auf Anhieb auf drei Alt-FTF gleichzeitig verzichten und sie zum Modernisieren freigeben. Der SPS-Leitrechner blieb zunächst aus Redundanzgründen erhalten, um bei der Inbetriebnahme des Logos-Systems, die üblicherweise mit Unterbrechungen einhergeht, auf ihn zurückschalten zu können. Sobald der MLR-Leitrechner stabil arbeitete, wurden die beiden Nachbaugeräte in die Anlage integriert, um auf dem gleichen, 1366 m langen Parcours mitzuarbeiten.
Kontinuierlicher Austausch
Derzeit gibt es einen Mischbetrieb. Das heißt: Alte und modernisierte FTF fahren gemeinsam. Immer dann, wenn ein erneuertes Fahrzeug in die Schweiz geliefert wird, nimmt der Spediteur ein altes Fahrzeug zum Umbau mit nach Deutschland. Das geschieht etwa alle drei Wochen. „Wird ein umgerüstetes FTF morgens um 8 Uhr angeliefert, arbeitet es bereits gegen 12 Uhr im System mit“, freut sich Bigler. Das Reengineering und die Inbetriebnahme eines Gerätes dauern rund neun Wochen. Dazu werden die mechanischen, elektrischen und elektronischen Komponenten demontiert und geprüft sowie die Antriebseinheiten mit Reglern, Lasernavigation und Fahrzeugrechner neu aufgebaut.
Merkmal der modernisierten FTF ist ein leistungsfähiges und zugleich benutzerfreundliches Energiekonzept. „Bislang waren die alten Fahrzeuge mit Bleibatterien bestückt“, sagt Bigler. „Das automatische Laden dieser Energieträger war ein Prozess, der acht Stunden dauerte. Waren alle Plätze zum Batterieladen besetzt, kamen Wechselbatterien zum Einsatz.“ Die Retrofit-Fahrzeuge haben hingegen eine Lithium-Ionen-Batterie an Bord. Diese sind schnellladefähig, verbleiben im Fahrzeug und werden über Deckenkontakte von sechs Ladegeräten automatisch geladen. Darüber hinaus haben sie ein geringeres Gewicht, können zwischenzeitlich nachgeladen werden, haben sehr kurze Ladezeiten von nur etwa zwei Stunden und eine lange Lebensdauer. Der Umbau des fahrerlosen Transportsystems wird Ende 2017/Anfang 2018 abgeschlossen sein.
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