Beim Wägen, Dosieren oder Aufbereiten von pulverförmigen Stoffen können sich rasch explosionsgefährdete Staub-Luft-Gemische bilden, die im Falle einer Zündung eine große Gefahr für Mitarbeiter und Produktion bedeuten. Vor diesem Hintergrund setzt Reimelt Food Technology in seinen Anlagen und Komponenten, beispielsweise seinen Zellenradschleusen, auf konstruktive Explosionsschutzmaßnahmen von Kidde Brand- und Explosionsschutz.
Besonders in der Lebensmittelindustrie bedürfen Entwicklungs- und Produktionsprozesse umfassender und effektiver Sicherheitsmaßnahmen. Diesen Standpunkt vertritt Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Sussann, Geschäftsführer und Explosionsschutzbeauftragter der Reimelt Food Technologie GmbH. Er erläutert: „Bei Aufbereitungsprozessen pulverförmiger Stoffe, wie zum Beispiel Weizenmehl, können sich rasch explosionsgefährdete Staub-Luft-Gemische bilden, die im Falle einer Entzündung eine große Gefahr für Mitarbeiter und Produktion bedeuten. Entscheidend dabei ist die geringe Partikelgröße der zu verarbeitenden Schüttgüter. Je kleiner die Korngröße eines Partikels, desto größer sind die explosiven Eigenschaften. Lösungen, die solche gefährlichen Situationen zuverlässig unterbinden, haben dementsprechend besonders in der mit feinkörnigen, organischen Schüttgütern arbeitenden Lebensmittelindustrie oberste Priorität“.
Seit 125 Jahren im Geschäft
Als international anerkannter Experte für Verfahrenstechnik konzipiert und produziert Reimelt seit 125 Jahren Anlagen für das Wägen, Dosieren, Aufbereiten und Bereitstellen von Schüttgütern. Damit über die technisch ausgereiften Komponenten hinaus qualitativ hochwertige und sichere Anlagen ausgeliefert werden, setzt das Unternehmen u. a. auf konstruktive Explosionsschutzmaßnahmen von Kidde Brand- und Explosionsschutz (KBE). „Umfassend gesicherte Systeme gehören bei Reimelt zur Unternehmensphilosophie“, betont Sussann.
Die sich stetig verändernden Markt- und Sicherheitsanforderungen verlangen einen flexiblen und qualitätsorientierten Kooperationspartner. Diesen Anspruch sah Sussann bei KBE verwirklicht: „Kidde verfügt über eine langjähriger Erfahrung, ist kompetent und beeindruckte uns durch ein umfangreiches Portfolio an Schutzsystemen. Die internationale Präsenz unseres Geschäftspartners ist ein weiterer Vorteil.“
Als Generalunternehmer sorgt Reimelt dafür, dass Anlagen, bei denen potenzielle Zündquellen vorhanden sind oder in die Anlagen eingetragen werden können, mit Explosionsunterdrückungssystemen und Explosionsentkopplungseinrichtungen von KBE ausgestattet werden.
Reagiert blitzschnell
So wird an den bei der Dosierung und Austragung in pneumatischen Förderanlagen zum Einsatz kommenden Reimelt-Zellenradschleusen der dynamische Multiexplosionsdrucksensor MEX 3.2 von KBE als explosionstechnische Entkopplung implementiert. Mithilfe eines dynamischen Messprinzips erkennt der MEX 3.2 einen gefährlichen Druckanstieg, meldet Temperaturveränderungen und reagiert blitzschnell, wenn ein kritischer Wert überschritten wird.
Der Explosionsmultisensor verfügt über bis zu drei Sensoren in einem Gehäuse. Die auf Algorithmen basierende Auswerte- und Entscheidungslogik – eine Kidde-Explosion-Protection-Technik – basiert auf der Erkenntnis von Explosionsversuchen, Expertenwissen und computergesteuerten Simulationen. Die Auswerte- und Entscheidungslogik stellt eine hohe Detektionssicherheit und eine klare Unterscheidung zwischen einem Explosionsdruckanstieg und normalen Prozessschwankungen sicher. Die beiden Keramikdruckmesszellen machen den Sensor resistent gegenüber mechanischen Beschädigungen und aggressiven Stäuben, Gasen und Flüssigkeiten. Mit der Feldanschlussbox FAB-3.2 ist der Explosionsmultisensor an verschiedene Steuerzentralen anschließbar.
„Zellenradschleuse und MEX 3.2 müssen als einheitliches Sicherheitssystem funktionieren, damit eine reibungslose Förderung der Rohstoffe möglich ist“, stellt der Reimelt-Geschäftsführer fest. „Die gemeinsam erlangte ATEX-Zertifizierung bei der FSA bestätigt, dass das Schutzsystem selbst höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht wird.“
Beim Mahlen von Kristallzucker zu Puderzucker kommt es in den Mahlanlagen je nach Maschinentyp zu Umfangsgeschwindigkeiten von bis zu 120 m/s. Diese Mühlen sind im Regelfall mit Antriebsleistungen größer 4 kW ausgerüstet. Das davon ausgehende Risiko erklärt Sussann: „Das Zusammenwirken beider Faktoren erhöht das Risiko einer Funkenbildung im Störfall und damit einer möglichen Explosionsgefahr. Ohne konstruktive Explosionsschutzmaßnahmen wäre deshalb der Betrieb der Anlage nicht verantwortbar“.
Reduziert den Druckaufbau
Explosionsunterdrückungssysteme verhindern zwar nicht das Auftreten einer Explosion, aber durch sekundenschnell reagierende Detektoren reduzieren sie die Auswirkungen auf ein unbedenkliches Maß. „Die Flammen werden bereits im Anfangsstadium einer anlaufenden Explosion gelöscht. Dies reduziert den Druckaufbau in der Anlage auf einen Wert, der kleiner als die Behälterfestigkeit ist. Durch den Einsatz von Explosionsunterdrückungsanlagen wird der Explosionsdruck je nach Bedarf bis auf kleiner 300 mbar verringert, sodass für Personen und den Anlagenbereich zu keiner Zeit eine Gefahr besteht“, präzisiert Dipl.-Ing. Rudi Post, Vertriebsleiter IEP bei der Kidde Brand und Explosionsschutz GmbH.
Die explosionstechnische Entkopplung an den Zellenradschleusen dient der Vermeidung einer Explosionsfortpflanzung in angeschlossene Behälter. Ein ansteigender Explosionsdruck breitet sich mit Schallgeschwindigkeit aus. Durch den Einsatz von Drucksensoren wird innerhalb von Millisekunden ein gefährlicher Druckanstieg detektiert. Dieser Methodik folgt der dynamische Explosionsmultisensor MEX 3.2, der über zwei unabhängig voneinander funktionierende Sensoren verfügt. „Neben der redundanten Auslegung des Drucksensors waren die sehr schnelle Reaktionszeit, eine rasche Wiederinbetriebnahme sowie das unkomplizierte Nachrüsten des Systems an bestehende Anlagen, entscheidenden Kriterien, die für KBE als Vertragspartner ausschlaggebend waren“, erklärt Sussann. Die einzelnen Explosionsschutzkomponenten wie Detektionssystem, Steuerungszentrale und HRD-Löschmittelbehälter können zudem optimal an projektspezifische Anlagen angepasst werden.
Auch das Reimelt-Technikum wurde mit entsprechenden Explosionsunterdrückungssystemen der Ratinger Spezialisten ausgestattet. Die Relevanz erläutert der Reimelt-Geschäftsführer: „Bei anwendungstechnischen Versuchen im Kundenauftrag sind die explosionstechnischen Staubkenngrößen meist nicht bekannt. Konstruktive Schutzmaßnahmen sind deshalb auch hier unbedingt erforderlich.“
Online-Info www.dei.de/0909448
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