Die Nachfrage nach frischen Beeren und damit auch das Marktvolumen wächst. Davon profitiert auch die Baumann Vertriebs GmbH & Co. KG. Der landwirtschaftliche Produktionsbetrieb wird in dritter Generation von Annika Baumann geführt und betreibt das Beerengeschäft seit 1995. Heute liefert das Unternehmen seine frischen Beeren an den LEH in ganz Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz.
Baumann produziert seine verschiedenen Früchte in Topfkulturen, die in Folienhäusern stehen. Das ermöglicht einen sparsamen Umgang mit Wasser und Dünger und schützt die Pflanzen vor externen Faktoren, sodass der Betrieb Erntemengen und -zeitpunkt genau planen kann. Ausgeliefert wurden die Früchte lange Zeit in Kunststoffschalen, die per Hand mit einem Snap-on-Deckel verschlossen wurden. „Vor rund zwei Jahren erhielten wir vom LEH die Vorgabe, bis Juni 2020 bei der Verpackung Kunststoff einzusparen, unter anderem durch eine Topseal-Versiegelung“, erklärt Geschäftsführerin Annika Baumann. „Für uns bedeutete das, den gesamten Produktionsprozess umzustellen und in eine neue Anlage zu investieren. Auf der Suche nach der passenden Verpackungslösung wurden wir mit einem großen, unüberschaubaren Markt an verschiedenen Trays und Siegelfolien konfrontiert. Das war für uns zunächst sehr unüberschaubar.“
Beratung bei der Verpackungswahl
In der Regel gibt der Handelspartner seinen Produzenten zwar Anregungen hinsichtlich der gewünschten Verpackung, doch die Betriebe müssen selbst entscheiden, ob sie mit der Auswahl der Anlage beginnen oder erst die passende Verpackung aussuchen. Viele Fragen schließen sich an: Ist eine Schutzbegasung notwendig, und wenn ja, welche? Benötigt die Verpackung einen Wiederverschluss? Welches zusätzliche Equipment, z. B. zum Verwiegen und Etikettieren, ist notwendig? Der Beerenproduzent ließ sich von seinem langjährigen Partner Sealpac beraten. Das Maschinenbauunternehmen aus Oldenburg hatte Baumann im Jahr 2005 einen Traysealer SP 350 geliefert, den der Betrieb seitdem erfolgreich zur Verpackung von Spargel nutzt. Nach einem gemeinsamen Besuch der Fruit Logistica entschied sich Baumann zur Anschaffung eines vollautomatischen Traysealers Sealpac A6 der mittleren Leistungsklasse.
Seit der letzten Saison verpackt Baumann die Früchte in ressourcenschonenden Kunststoff-Trays aus rPET. Das Material stammt von gesammeltem, gereinigten und zerkleinerten PET, wie es z. B. aus der Flaschenproduktion bekannt ist. Die Früchte werden bereits auf dem Feld direkt nach dem Pflücken in Schalen gefüllt und im
Betrieb von einer speziellen Wiegeanlage auf das Zielgewicht gebracht. Von dieser zweispurigen Wiegezelle werden sie zum Traysealer transportiert. Die Anlage reagiert flexibel auf die Zuführung der Mehrkopfwaage, da nicht immer auf beiden Bahnen exakt die gleiche Schalenmenge zugeleitet wird. Beide Spuren arbeiten autark, um eine zuverlässige Versiegelung aller Schalen sicherzustellen.
Die Anlage verschließt die rPET-Schalen vollautomatisch mit einer Peelfolie, die mit Belüftungslöchern ausgestattet ist, um einen optimalen Feuchtigkeitsaustausch zu gewährleisten. Da die meisten Etikettieranlagen einspurig arbeiten, musste Sealpac eine Lösung finden, um die Doppelbahn nach dem Versiegeln zusammenzuführen. Aus Platzgründen hat der Maschinenbauer dies direkt in der Anlage realisiert: Die Schalen laufen einspurig aus der Maschine, werden etikettiert, gesammelt und kommissioniert. Eine weitere Herausforderung bei der Konzeption der Anlage war der begrenzte Raum, der zur Verfügung stand. Die Anlage wurde in U-Form ausgelegt, um sie bestmöglich auf die vorhandenen Räumlichkeiten zuzuschneiden. Das gelang unter Beibehaltung der vollen Leistungsfähigkeit: Der Traysealer Sealpac A6, eine flexible Schalenversiegelungsmaschine im mittleren Leistungsspektrum der Baureihen, versiegelt
zuverlässig zwischen 120 und 140 Schalen pro Minute.
Ergonomisches Reinigen und Warten
„Als produktionsverarbeitender Betrieb war für uns außerdem das Thema Hygiene besonders wichtig, denn wir benötigen damit ganz andere Zertifizierungen als landwirtschaftliche Betriebe. Deshalb haben wir unter anderem großen Wert auf die anwenderfreundliche Reinigung gelegt“, so Annika Baumann. Hier greift das Sealpac-Hygienekonzept, ausgelegt auf die Fleischproduktion, das für die Verpackung von Obst und Gemüse übernommen wurde: Die Anlage besteht komplett aus Edelstahl und verfügt über ein ausgeklügeltes Reinigungskonzept. Reinigung und Wartung werden auf Arbeitshöhe durchgeführt. Hochklappbare Hauben legen die gesamte Maschine frei, sodass alle Komponenten leicht zugänglich sind. Die Anlage wurde von der Berufsgenossenschaft abgenommen und trägt das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit). Das verschafft dem Betrieb zusätzliche Sicherheit.
Vorteile für die Logistik
Die Anschaffung der Anlage hat dem Früchteproduzenten viele, teilweise unerwartete, Vorteile verschafft. Sowohl der Betrieb selbst als auch der Handel profitieren von einer optimierten Logistik: Die Schalen mit Folienversiegelung, die den Snap-on-Deckel ersetzt, lassen sich sehr gut stapeln. Die Transportkisten können nun viel besser ausgenutzt werden, da sie mit mindestens zwölf anstatt sechs Verpackungen bestückt werden. Die zuverlässige Versiegelung sorgt für einen sicheren Transport der Schalen. „Sie garantiert dem Konsumenten außerdem, dass die Verpackung zuvor nicht geöffnet wurde – darauf achten viele Verbraucher nicht erst seit Pandemie-Zeiten“, meint Annika Baumann.
Das Ziel von Baumann, weniger Kunststoff für die Verpackung der frischen Beeren einzusetzen, wurde mit der Investition vollständig erfüllt. Die Verwendung von rPET und die optimierte Logistik tragen darüber hinaus zu mehr Nachhaltigkeit bei. Das passt zum Konzept des Betriebs, der seine Pflanzen in Substrattöpfen kultiviert, um Wasser und Dünger zu sparen. Die Anschaffung des Traysealers Sealpac A6 hat dem Beerenspezialisten sogar noch ein neues Geschäftsfeld eröffnet: Der Betrieb versiegelt seit dieser Saison auch Schalen für andere Produzenten.
Sealpac GmbH, Oldenburg