Das Thema Nachhaltigkeit wird aktuell stark durch Politik und Handel vorangetrieben. Mit der Packaging & Packaging Waste Regulation, kurz PPWR, hat sich der Druck auf die Branche noch einmal erhöht. Die EU-Verordnung gibt nicht nur ambitionierte Ziele für das Recycling von Verpackungsabfällen vor, sondern dürfte auch die Art und Weise verändern, wie Verpackungen in Europa hergestellt, verwendet und entsorgt werden. Virginia Janssens, Managing Director von Plastics Europe AISBL, geht davon aus, dass sich die PPWR auf viele Bereiche der Wertschöpfungskette auswirken wird. Abfallvermeidung, alternative Rohstoffquellen, Mehrwegsysteme, eine intelligente Sammlung und Sortierung der Kunststoffabfälle und Recyclingverfahren müssen ineinandergreifen, um die Kunststoffkreisläufe zu schließen. Janssens sieht vor allem in der Festlegung von verbindlichen Rezyklateinsatzquoten für Verpackungen „ein klares Signal, dass die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen steigen wird, was wiederum Investitionen in neue Recyclingtechnologien und zirkuläres Produktdesign fördert.“ Als Folge davon setzen Hersteller bei Trays, Flaschen und Folien auf dünnere Materialien, erhöhen den Recycling- oder Biomasseanteil in den Verpackungen oder versuchen, Nachfüllpackungen und Mehrwegsysteme zu etablieren.
Nachhaltig verpacken von Anfang an
Die hohen technologischen Herausforderungen, die für die Lebensmittelbranche damit einhergehen, liegen auf der Hand: Denn die komplexen Zusammenhänge zwischen den Materialeigenschaften machen es schwer, eine wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Entscheidung für oder gegen ein Verpackungsmaterial zu treffen. Hinzu kommt: Nur wenn Recyclingverpackung und Maschine optimal aufeinander abgestimmt sind, bleiben automatisierte Verpackungsprozesse effizient und wirtschaftlich.
Ein Ziel, das sich Schubert mit seinem Programm „Packaging Perspectives“ gesetzt hat. „Wir möchten bei der Materialwahl ebenso unterstützen wie bei der Konzeption einer Verpackungsmaschine“, sagt deshalb Laura Gascho, Kunststoffingenieurin in der Anwendungstechnik bei der Gerhard Schubert GmbH in Crailsheim. Monomaterialien sind für sie der wichtigste Trend. „Damit lassen sich vollständige Recyclingkreisläufe aufbauen, sowohl bei Papier als auch bei Kunststoff“, erläutert Gascho. Um jeweils die nachhaltigste Lösung für Produkte mit bestimmten Anforderungen an Barriere und Schutz zu finden, können Hersteller mit dem sogenannten Comfort Package aus einem großen Pool an marktgängigen Materialien wählen, die Schubert umfassend auf ihre Funktionalität getestet hat.
Der Hintergrund: Gerade wenn es um Barriereverpackungen geht, sieht der Markt heute ganz anders aus als noch vor zehn Jahren. Waren früher nicht recycelbare, mit Polyethylen beschichtete, mehrlagig laminierte flexible Materialien und Aluminium die Hauptoptionen für die Verpackung verderblicher Waren, arbeiten heute zahlreiche Anbieter und Start-ups an der Entwicklung leistungsfähiger, faserbasierter Alternativen.
Voll im Trend: Papier und faserbasierte Materialien
Paperisation heißt der Trend in der Packaging-Branche, bei dem es in erster Linie darum geht, Kunststoff durch Papier abzulösen. Sappi zählt hier zu den Vorreitern. Mit seinem Sortiment an Barrierepapieren will das Unternehmen nichtrecycelfähige Materialien wie Papier-Folien-Laminate und extrusionsbeschichtete Papiere ersetzen und bietet Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse. „Der Einsatz für Innovation und Nachhaltigkeit spiegelt sich in kontinuierlichen Investitionen in Technologie und Produktentwicklung wider,“ bestätigt René Köhler, Director Paper & Packaging Solutions bei Sappi Europe, und fügt hinzu: „Unsere kürzlich getätigte Investition in Höhe von mehreren Millionen Euro in eine neue weltweit einzigartige Beschichtungsanlage in Alfeld erhöht nicht nur unsere Produktionskapazitäten, sondern unterstützt uns auch dabei, bahnbrechende Produkte auf den Markt zu bringen.“ Das Werk produziert derzeit verschiedene Barrierepapiere mit unterschiedlichen Flächengewichten von 44 bis 120 g/m², deren Druckseite in den Ausführungen Natural, Silk und Gloss erhältlich ist. Dazu gehören heißsiegelfähige Papiere mit niedriger, mittlerer und hoher Barriere gegen Sauerstoff, Wasserdampf, Fette, Aromen oder Mineralöl. So soll die Qualität von Lebensmitteln und Non-Food-Produkten sichergestellt werden – ganz gleich, ob sie in Portionsbeuteln, Schlauchbeuteln, Doypacks oder Standbodenbeuteln verpackt sind.
Man kann sich fragen, ob der Trend der Substitution von Kunststoff durch Papier und faserbasierte Packstoffe sinnvoll ist oder nicht, denn die neuen papierbasierten Materialien verhalten sich in den Recyclingprozessen sehr unterschiedlich. Unbestritten ist aber, dass die Paperisation zu den Trends zählt, die durch die Ziele der PPWR noch verstärkt werden dürften. Dennoch: „Die Nachhaltigkeit einer Verpackung zu bewerten ist komplex und muss über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden. Es gibt hier nicht die ‚eine‘ nachhaltige Verpackung“, sagt Markus Rustler, Geschäftsführer von Theegarten-Pactec, über die aktuellen Herausforderungen in der Branche. Der Dresdner Verpackungsspezialist für kleinstückige Süßwaren hat die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit seit Langem im Blick und beispielsweise materialsparende Einschlagsarten entwickelt oder seine Maschinen für die Verarbeitung besonders dünner Folien optimiert. Exemplarisch dafür steht die FPC5, eine modulare Hochleistungsverpackungsmaschine für Riegel- und Tafelprodukte in Schlauchbeutel. Sie wurde so konzipiert, dass sie papierbasierte Packmittel verarbeiten kann: zum einen per gängigem Kaltsiegelverfahren, zum anderen aber per weitaus komplexerem Heißsiegelverfahren.
Ohne Partner keine Lösung
Das große Nachhaltigkeitspotenzial aus dem Zusammenspiel zwischen Verpackung und Maschine fängt bei Schubert bereits bei einer Kartonverpackung ohne Leim an – denn dann wird in der Anlage keine Energie für das Erhitzen des Leims benötigt und die Verpackung selbst enthält keine überflüssigen Zusatzstoffe und ist besser recycelbar. Eine der bemerkenswerten Technologien, die Schubert mit diesem Ansatz entwickelt hat, ist Dotlock: Das Verfahren wurde erstmals auf der Interpack 2023 vorgestellt und orientiert sich an der Clinchtechnik zum Verbinden von Metallen. Dabei werden die Kartonlagen von einer Seite mit einer Nadel durchstochen, wodurch sich auf der anderen Seite ein Kragen bildet. Dieser wird anschließend auf den Karton gepresst und erzeugt einen stabilen Kraft- und Formschluss. Mithilfe der charakteristischen Löcher lassen sich zum Beispiel Schachteln oder Trays fast jeglicher Art entwerfen, die zu 100 % recycelbar sind.
Das Beispiel zeigt: Der Weg zu immer ökologisch verträglicheren Verpackungen ist noch lange nicht zu Ende gegangen. Unerlässlich für den Aufbau eines Pools aus nachhaltigen Materialien im Sinne eines Wertstoffkreislaufs sind kompetente Partner. Je früher der Austausch zwischen Maschinenhersteller, Packmittelhersteller und Kunde stattfindet, umso besser das Ergebnis. Gemeinsam mit Schubert-Kunden wurden bereits mehr als 20 Projekte realisiert, die alle einen wesentlichen Beitrag im Hinblick auf umweltfreundlichere Verpackungslösungen leisten – unter anderem durch Karton statt Kunststoff, Materialeinsparungen, Ausschussvermeidung oder platzoptimierte Transportverpackungen. Schubert-Geschäftsführer Marcel Kiessling betont: „Bei solchen Projekten sind Partnerschaften für uns unerlässlich, um Innovationen gemeinsam voranzutreiben und die Kunden auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen.“ Zu sehen ist dies unter anderem an der Kooperation zwischen Schubert-Pharma und Faller Packaging mit der Verpackungslösung „Seamless Packaging Service“ für Kartonverpackungen von Medikamenten.
Suchwort: Nachhaltige Verpackung