Wind und vor allem Sonne für die Produktion von grünem Wasserstoff gibt es auf dem afrikanischen Kontinent im Überfluss. Die Bundesregierung setzt daher in der Nationalen Wasserstoffstrategie auf Kooperationen mit Nordwest-, West- und Süd-Afrika.
Um herauszufinden, welche Potenziale es für die Produktion und den Export von Grünem Wasserstoff in Afrika gibt, fördert das Bundesforschungsministerium seit 2020 einen „Potenzialatlas Wasserstoff“. Nach ersten Ergebnissen ließen sich allein in Westafrika sich jährlich bis zu 165 000 TWh grüner Wasserstoff herstellen. Das entspricht 110mal der Menge an Grünem Wasserstoff, die Deutschland 2050 voraussichtlich wird importieren müssen. Die dafür notwendige Solarenergie ließe sich am günstigsten in den nördlichen Regionen Westafrikas erzeugen, Windenergie in den südlichen.
Wasserstoff-Atlas für West-Afrika
Das H2-Atlas-Africa-Projekt ist der Beginn einer Kooperation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und afrikanischen Partnern in der Subsahara-Region, um die Potenziale der grünen Wasserstoffproduktion zu erforschen. Das Ziel ist auch die Unterstützung einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Entwicklung des afrikanischen Kontinents durch eine beständige Wasserstoffwirtschaft, wodurch Afrika als Exporteur von grünem Wasserstoff seine Bedeutung auf den internationalen Energiemärkten stärken kann. Das Forschungszentrum Jülich sowie die Experten der Zentren für erneuerbare Energien der regionalen Regierungsstellen (ECREEE und SACREEE) und ihre entsprechenden Kompetenzservicezentren für Klimawandel und angepasste Landnutzung (WASCAL und SASSCAL) sind im Projekt beteiligt. Im H2-Atlas lassen sich die Potenziale interkativ einsehen.
Grüner Wasserstoff aus Marokko
Konkret umgesetzt wird die Strategie in Marokko. Im März 2021 wurde dazu das Wasserstoffcluster Green H2 Maroc ins Leben gerufen, und im im Dezember 2021 die Einrichtung der Technologieplattform Green H2A beschlossen. Die Plattform Green H2A ist als industrieller Innovationskern gedacht, der auf innovativen Techniken und Methoden zur Förderung des Wasserstoff-Ökosystems in Marokko beruht. Das Hauptziel des GreenH2-Clusters besteht darin, die Wasserstoffbranche in Marokko zu fördern, insbesondere durch die Initiierung, Begleitung und Koordinierung innovativer Kooperationsprojekte im Bereich des grünen Wasserstoffs im Königreich Marokko und im Ausland.
Wasserstoffwirtschft in Namibia
Südlich des Äquators nehemen die Wissenschaftler insbesondere Namibia ins Visier. Seit Oktober 2022 analysieren Wissenschaftler und Berater der Dechema und ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit welchen Mitteln in Namibia der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft gelingen kann und welche Möglichkeiten des Exports es nach Deutschland gibt.
Im Rahmen einer Studie, die in den nächsten zweieinhalb Jahren erarbeitet wird, analysieren die Projektpartner Aspekte der Produktion, der Umwandlung und des Transports von grünem Wasserstoff in Namibia. Ziel der Studie ist es, das Potenzial einer grünen Wasserstoffindustrie – einschließlich innovativer Meerwasserentsalzungstechnologien vor Ort – sowie Möglichkeiten des Wasserstoffexports nach Deutschland zu untersuchen. Auch dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Strategie, internationale Wasserstoff-Partnerschaften auszubauen, gefördert.
Während sich die Dechema auf die technischen Aspekte der Wasserstoffproduktion und des Wassermanagements sowie auf Studien zur Marktentwicklung konzentriert, unterstützt das ISOE im Bereich Transformationsmanagement und bei den sozial-ökologischen Wirkungen.
Optimale Bedingungen in Namibia
Erste Berechnungen zeigen, dass Namibia über optimale Bedingungen verfügt, um Wind- und Solarenergie zu erzeugen und damit Grünem Wasserstoff zu produzieren. Namibia selbst strebt an, noch vor dem Jahr 2025 Grünen Wasserstoff zu exportieren.
Gelingt es im Rahmen der Studie, die Machbarkeit der Wasserstoffproduktion und des geplanten Exports erfolgreich zu demonstrieren, lässt sich das Konzept auf andere Regionen übertragen. Damit ließe sich eine Basis für den weltweiten Aufbau der Wasserstoffwirtschaft schaffen. Grüner Wasserstoff würde so einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität sowie zur sozio-ökonomischen Entwicklung des Globalen Südens leisten.
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