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DVGW, VCI, VDMA und WV Stahl präsentieren H2-Marktindex

DVGW, VCI, VDMA und WV Stahl präsentieren H2-Marktindex
Markthochlauf von Wasserstoff: Steigende Zustimmung darf nicht verspielt werden

Markthochlauf von Wasserstoff: Steigende Zustimmung darf nicht verspielt werden
H2-Marktindex 2024 Bild; ewi

Die Bewertung des Wasserstoffhochlaufs unter deutschen Marktteilnehmern ist im Vergleich zum vergangenen Jahr in der Zustimmung leicht gestiegen. Das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Interesse an Wasserstoff hat zugleich zugenommen. Der sogenannte H2-Marktindex liegt nun bei 44 von 100 möglichen Punkten und stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 2 Punkte an. Zugleich verdeutlicht die Befragung eindrücklich, dass der tatsächliche Hochlauf aus Sicht der Teilnehmer ins Stocken zu geraten droht.

 

  • Innovationsumfeld mit den meisten Punkten
  • Infrastrukturausbau: Wasserstoffkernnetz muss schnell kommen
  • Politisch-regulatorischer Rahmen: Anlagenbauer fordern Sicherheit für Investitionsentscheidungen
  • Marktentwicklung: Wasserstoffhochlauf gerät ins Stocken
  •  Über den H2-Marktindex

Drei Viertel der Marktakteure schätzen die Bedeutung von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland als hoch und sehr hoch ein (76 % der Befragten). Genauer betrachtet, zeigt sich in den vier im Fokus stehenden Themenfeldern Innovationsumfeld, politisch-regulatorischer Rahmen, Infrastruktur-ausbau und Marktentwicklung ein gemischtes Stimmungsbild. 

Durchgeführt wurde die Befragung von Stakeholdern der Wasserstoffwirtschaft vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln gGmbH (EWI) im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), dem Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) und der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl). Der H2-Marktindex dient dazu, die Wahrnehmung von Marktakteuren bezüglich der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes in Deutschland zu ermitteln. Der Index identifiziert Herausforderungen und mögliche Problemfelder im Markthochlauf und dient Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft als Handlungsgrundlage. 

Innovationsumfeld mit den meisten Punkten

Das Themenfeld Innovationsumfeld wird mit 57 Punkten als das positivste bewertet. „Transformation braucht Innovationen. Das laut Marktindex gute Innovationsumfeld müssen wir als Standortvorteil erhalten und mit Volldampf weiter ausbauen“, sagt Matthias Belitz, Bereichsleiter Nachhaltigkeit, Energie und Klimaschutz des VCI. Dabei gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen Stakeholdergruppen: So bewerten Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen (63) sowie Fernleitungsnetzbetreiber (62) das Innovationsumfeld am positivsten. Hersteller von H2-Produktion und Power-to-X sowie Industrie-Stakeholder (49 Punkte in Chemie, 48 bei Eisen und Stahl) schätzen das Umfeld hingegen eher neutral ein. 

Die Diskrepanz lässt sich möglicherweise mit regulatorischen Hürden erklären, vor denen Unternehmen bei der Erprobung neuer Technologien stehen. Dafür brauche es ein Reallaborgesetz, damit Unternehmen Innovationen leichter testen können. „Es besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf bei technischen Regeln und Standards. Offene technische Fragen, etwa zur Kohlendioxidabscheidung, -speicherung und -nutzung oder der Umstellung von Kraftwerken auf Wasserstoff, müssen schnellstmöglich beantwortet werden, damit sich die Industrie transformieren kann”, so Belitz.

Größter Innovationsbedarf besteht der Untersuchung zufolge bei der Wasserstofferzeugung (35 Prozent der Befragten). In der Chemiebranche ist grauer Wasserstoff bisher die Norm, grüner und kohlenstoffarmer Wasserstoff befinden sich noch am Anfang des Hochlaufs. „Wir müssen immer das Gesamtbild im Auge behalten. Dabei gilt: Auch ein gutes Forschungs- und Innovationsumfeld nutzt wenig, wenn neue Anwendungen nicht wettbewerbsfähig sind – hier muss die Politik dringend nachbessern“, fordert er.

Infrastrukturausbau: Wasserstoffkernnetz muss schnell kommen

Auch wenn im Vergleich zum Vorjahr der Indexwert für das Themenfeld Infrastrukturausbau von 27 auf 31 Punkte gestiegen ist, täuscht die positivere Wahrnehmung nicht über die Skepsis der Marktakteure beim Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur hinweg. Zwar gab es zuletzt große Fortschritte, wie etwa die Konkretisierung der Pläne der Fernleitungsnetzbetreiber zum Aufbau eines ca. 9000 km langes Wasserstoffkernnetzes, das bis 2032 entstehen soll. Mit einer Zunahme um 7 Indexpunkte von 31 (2023) auf nun 38 fiel die Bewertung der Pipelineinfrastruktur im Gesamtkontext überdurchschnittlich gut aus. 

Auch die Bewertungen des Ausbaus von Speicher- und Importinfrastruktur haben sich leicht verbessert – beide Felder kommen nun auf 28 Indexpunkte (2023: 25 Punkte). „Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland wird dann zum Erfolg, wenn alle Lücken in der gesamten Wertschöpfungskette geschlossen werden. Je umfangreicher das gelingt, desto schneller kommen wir unserem gemeinsamen Ziel näher, Deutschland mit klimaneutraler Energie zu versorgen“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches. Sorgen macht dem DVGW-Chef aber vor allem der Blick der Stakeholder auf wesentliche Faktoren, die den Hochlauf negativ beeinträchtigen können. So werden hohe Investitionskosten (55 %), hohe Investitionsrisiken (49 %) und die begrenzte Verfügbarkeit von Wasserstoff (46 %) von Marktakteuren übergreifend als die drei größten Hemmnisse identifiziert. „Unser technischer Nachweis, dass die vorhandene Infrastruktur H2-ready ist, dient als Basis für Transport, Speicherung und Import. Jetzt geht es darum, den politischen und regulatorischen Rahmen so zu gestalten, dass industrielle Investitionszurückhaltungen reduziert werden. Wichtig ist die Beschleunigung einer Regionalplanung und eine Fokussierung auf den Ausbau der Verteilnetze. Ein klares Bekenntnis der Politik, dass auch blauer Wasserstoff zur Überbrückung von Importlücken auf dem Weg zur Klimaneutralität unverzichtbar ist, wäre zudem ein wichtiges Signal“, so Linke. 

Politisch-regulatorischer Rahmen: Anlagenbauer fordern Sicherheit für Investitionsentscheidungen

Forderungen hinsichtlich der politischen Rahmenbedingungen kommen auch vom Maschinen- und Anlagenbau. Da der politische und regulatorische Rahmen für den weiteren Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft von außerordentlicher Bedeutung ist, überrascht es, dass der politische Wille für die Einführung von Wasserstoff in Deutschland von Marktakteuren weiterhin nur mit 51 Indexpunkten bewertet wird. Peter-Müller Baum, Geschäftsführer Power-to-X for Applications des VDMA: „Der H2-Index ist ein wichtiges Stimmungsbarometer. Die Ergebnisse unterstreichen: Wir brauchen endlich einen handwerklich soliden und verlässlichen regulatorischen Rahmen sowie eindeutige politische Zielsetzungen. Der Maschinenbau steht als Enabler der Energiewende bereit, aber unsere Unternehmen brauchen genauso wie Anlagenbetreiber Verlässlichkeit und Sicherheit für ihre Investitionsentscheidungen.“ 

Noch wichtiger als die Einschätzung des politischen Willens ist die Bewertung des bestehenden rechtlichen Rahmens für Wasserstoff, denn dieser Rahmen definiert die realen Bedingungen. Hier ist die aktuelle Einschätzung der befragten Marktakteure negativ (35 Indexpunkte). Als größtes regulatorisches Hindernis für den Hochlauf des Wasserstoffmarktes wird übermäßige Regulierung genannt.

Marktentwicklung: Wasserstoffhochlauf gerät ins Stocken

Der Index bestätigt, dass der Wasserstoffhochlauf ins Stocken gerät. Der Stand des Markthochlaufs wird mit 35 Punkten eher negativ bewertet und fällt damit noch schlechter aus als im vergangenen Jahr. Derzeit zögern sowohl die Produzenten als auch die Abnehmer von Wasserstoff mit ihren Investitionen. Ein zentrales Problem liegt in der erheblichen Planungsunsicherheit. Dabei geht es – neben der Entwicklung der Infrastruktur und der Förderung des Angebots – vor allem um die Voraussetzungen für die Anwenderseite, also die wasserstoffnutzende Industrie. Denn für Investitionen in das Wasserstoffangebot braucht es eine planbare Nachfrage. 

„Es muss dringend gehandelt werden, um die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Gerade die Stahlindustrie spielt eine maßgebliche Rolle als großer und flexibler Abnehmer – und somit, als Nachfrageanker, für den Wasserstoff-Hochlauf. Um die Anwendung in der Industrie und damit die Nachfrage voranzubringen, sind ein kohärenter Förderrahmen, der schnelle Aufbau der Infrastruktur sowie wettbewerbsfähige Strom- und Wasserstoffpreise entscheidend“, so die Einschätzung von Roderik Hömann, Leiter Energie- und Klimapolitik der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Weiterhin zeigt die Befragung zu Treibern und Hemmnissen des Markthochlaufs drei Bereiche auf, die für Unternehmen zur Investition entscheidend sind: Schaffung von Investitionssicherheit, angebotsseitige Förderprogramme und die richtige politische Zielsetzung – die aber nur durch entsprechendes politisches Handeln glaubwürdig wird.

 Über den H2-Marktindex

Der H2-Marktindex dient dazu, die Wahrnehmung von Marktakteuren bezüglich der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes in Deutschland zu ermitteln. Zielsetzung ist dabei die Abbildung der Wahrnehmungen von verschiedenen Stakeholdern, die Identifikation von Herausforderungen und möglicher Problemfelder sowie das Erfassen relevanter Indikatoren zur Messung des Fortschritts des Wasserstoffmarkthochlaufs. Der H2-Marktindex umfasst die vier Themenfelder Innovationsumfeld, politisch-regulatorischer Rahmen, Infrastrukturausbau und Marktentwicklung. Die Indexergebnisse werden auf einer Skala von 0 (negativ) bis 100 (positiv) abgebildet. Zur Erhebung des H2-Marktindex 2024 wurde eine Online-Befragung von Stakeholdern der Wasserstoffwirtschaft im Zeitraum Juni bis August 2024 durchgeführt. Insgesamt sind 311 indexrelevante Rückmeldungen in die Auswertung eingeflossen. Mehr Informationen sind unter www.h2-marktindex.de verfügbar.

Direkt zum H2-Marktindex-Gutachten

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