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Was ist die Nationale Wasserstoffstrategie?

Deutschland als Technologieführer für klimafeundlichen Wassertoff
Was ist die Nationale Wasserstoffstrategie?

Am 26.07.2023 hat das Bundeskabinett die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Doch was beinhaltet die Nationale Wasserstoffstrategie eigentlich und welche Institutionen sind daran beteiligt?

 

Klimafreundlich hergestellter Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die Energiewende. Deutschland hat daher das Ziel Marktführer in der Wasserstoffwirtschaft zu werden. Insbesondere Technologien zur Herstellung, Verbereitung und Verwendung von Wasserstoff stehen hier im Fokus. Die Nationale Wasserstoffstrategie mit ihrem aktuellen Update schafft die Basis. Noch ist die Erzeugung von grünem Wasserstoff teuer und für die Umstellung vieler industrieller Produktionsprozesse auf wasserstoffbasierte Anlagen sind hohe Investitionen nötig.

Was beinhaltet die Nationale Wasserstoffstrategie?

Die am 10. Juni 2020 verabschiedete Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) soll den Weg für Maßnahmen ebnen, die Deutschland unter anderem eine internationale Vorreiterrolle bei der Entwicklung und dem Export von Wasserstofftechnologien sichern. Die Strategie verspricht einen Mix aus Investitionsförderung, Betriebskostenentlastung, energiepolitischen Rahmenbedingungen und CO2-Bepreisung. Die Bundesregierung unterstützt den Aufbau von Elektrolysekapazitäten, die Kompensation der höheren betrieblichen Produktionskosten sowie die Schaffung stabiler Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Absatz von Wasserstoff. Insgesamt sollen für die Förderung der Erzeugung, für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur und die Nutzung von Wasserstoff mehrere Milliarden Euro aus Mitteln der Bundesregierung und der Länder zur Verfügung gestellt werden.

Darüber hinaus werden Energiepartnerschaften mit Lieferländern und Ländern geschlossen, die potenzielle Absatzmärkte für deutsche Wasserstofftechnologien sind. Mit Australien testet Deutschland derzeit beispielsweise HyGate–Informationen zur Wasserstoffkooperation von Deutschland und Australien und prüft den Wasserstoff-Import über den Hafen von Rotterdam. Für über 30 afrikanische Staaten hat zudem ein Potenzialatlas analysiert, wo in Afrika die Produktion von Wasserstoff unter welchen Bedingungen günstig und sinnvoll ist. Hier laufen bereits sechs Projekte, die eine deutsch-afrikanische Wasserstoff-Partnerschaft vorbereiten. Weitere Wasserstoff-Partnerschaften wurden unter anderem mit Kanada, den USA und Neuseeland initiiert.

Was sich mit der Fortschreibung der NWS ändert

Das Update der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) vom Juli 2023 verleiht der Dringlichkeit beim Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft ausdruck und konkretisiert dessen Umsetzung. Dazu benennt das Update vier Handlungsfelder (Quelle: BMWK):

  • 1. Ausreichende Verfügbarkeit von Wasserstoff:
    Bis 2030 will die Bundesregierung 10 GW Elektrolysekapazität aufbauen. Damit das überhaupt möglich ist, fördert das Bundesforschungsministerium die Wasserstoff-Leitprojekte H2Giga und H2Mare.
    Neben dem heimischen Transport wird Deutschland Wasserstoff in großen Mengen importieren müssen. Details hierzu werden im Rahmen einer Importstrategie geklärt, die noch 2023 veröffentlicht werden soll.
  • 2. H2-Infrastruktur:
    Grundvoraussetzung für den Hochlauf derWasserstoffwirtschaft ist, dass Wasserstoff überhaupt in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Und zwar dort, wo er gebraucht wird. Ein über 11 000 km langes Wasserstoffkernnetz soll daher bis 2032 alle großen Wasserstoffeinspeiser mit allen großen Verbrauchern verbinden. Zudem soll das Wasserstoffttankstellennetz umfangreich ausgebaut werden. Parallel arbeitet das Wasserstoff-Leitprojekt TransHyde bereits daran, alle marktrelevanten Wasserstofftransporttechnologien weiterzuentwickeln, zu testen und zu analysieren, wann, wo und unter welchen Voraussetzungen welche Transportmethode die beste ist.
  • 3. Etablierung von H2-Anwendungen:
    Klimafreundlicher Wasserstoff kann die Klimabilanz von Industrie und Verkehr erheblich verbessern. Damit das klappt, müssen allerdings ganze Industriezweige grundsätzlich umgebaut werden. Das gilt insbesondere für die Stahl- und die Chemieindustrie – aber auch für den gesamten Verkehrssektor. EU und Bund fördern diese Transformation umfassend. Das Bundesforschungsministerium fördert im Bereich Stahl das Projekt Carbon2Chem, das mit Wasserstoff Chemikalien aus Abgasen gewinnt, und das Projekt BeWiSe, das untersucht, wie sich ein Stahlwerk im laufenden Betrieb auf Wasserstoff umrüsten lässt.
    Im Bereich Chemie fördert das Bundesforschungsministerium unter anderem das Kopernikus-Projekt P2X, das aus Strom und CO2 Spezialchemikalien und Kunststoffe herstellt, und CatLab, das besonders wichtige Katalysatoren für die Chemieindustrie entwickelt.
    Im Bereich Verkehr fördert das Bundesforschungsministerium die Produktion von eFuels aus Luft und Strom im Rahmen des Wasserstoff-Leitprojekts H2Mare und des Kopernikus-Projekts P2X. Brennstoffzellen fördert das Ministerium im Rahmen der Wasserstoffgrundlagenforschung und in internationalen Forschungs-Kooperationen zum Beispiel mit Kanada.
  • 4. Gute Rahmenbedingungen:
    Eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft braucht eine dazu passende Gesetzgebung. So kündigt das Update der Nationalen Wasserstoffstrategie die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren an. Damit jedoch die Gesetzgebung mit den Entwicklungen der Wasserstoffwirtschaft schritthalten kann, analysiert das Kopernikus-Projekt Ariadne fortlaufend gesetzgeberische Optionen und ihre wahrscheinlichen Auswirkungen.
    Zudem führt das Projekt komplexe Untersuchen durch, wann unter welchen Bedingungen wie viel Wasserstoff in welchem Bereich benötigt wird – und was das in der Praxis bedeutet. So analysiert Ariadne beispielsweise, wie viel Wasserstoff die Industrie, der Verkehr, die Strom- und die Wärmeversorgung benötigen – abhängig davon, welche Entscheidungen Deutschland auf dem Weg in die Klimaneutralität trifft.

Was beinhalten die Wasserstoff-Leitprojekte?

Bis 2030 will die Bundesregierung 10 GW Elektrolysekapazität aufbauen. Das reicht voraussichtlich aus, um 30 bis 50 % des deutschen Wasserstoffbedarfs zu decken. Damit das überhaupt möglich ist, fördert das Bundesforschungsministerium die Wasserstoff-Leitprojekte H2Giga, H2Mare und TransHyDE (Quelle: BMBF):

  • H2Giga bringt die Herstellung von Elektrolyseuren zur Wasserstoff-Strategie in die Serienfertigung. Drei Arten von Wasser-Elektrolyseuren sollen anschließend reif für das Fließband sein: die PEM-Elektrolyse (PEM = Proton Exchange Membran), die alkalische Elektrolyse (AEL) und die Hochtemperatur-elektrolyse (HTEL). Forschungsseitig soll zudem auch die Elektrolyse mit anionenleitender Membran (AEM) weiterentwickelt werden.
    Mehr zu H2Giga.
  • H2Mare entwickelt Technologien zur Herstellung von Wasserstoff und Wasserstoff-Folgeprodukten auf hoher See. die Energie hierzu wird z.B. durch Windräder erzeugt. Der Wasser-Elektrolyseur soll dann direkt in eine Windkraftanlage integriert werden. H2Mare arbeitet auch an Lösungen, um mit grünem Wasserstoff direkt Folgeprodukte wie grünes Methanol oder grünen Ammoniak zu erzeugen.
    Mehr zu H2Mare
  • TransHyDE entwickelt, bewertet und demonstriert Technologien zum Wasserstofftransport Die Transporttechnologien sollen technologieoffen weiterentwickelt werden. Genauer wird TransHyDE in vier Demonstrationsprojekten je eine Transport-Technologie testen und hochskalieren: Wasserstofftransport in Hochdruckbehältern, Wasserstofftransport in bestehenden Gasleitungen, Transport von in Ammoniak gebundenem Wasserstoff und Wasserstofftransport mittels LOHC.
    Mehr zu TransHyDE

Wer überwacht die Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie?

Für eine erfolgreiche Umsetzung und Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie ist es wichtig, den Fortschritt der Umsetzung kontinuierlich zu überwachen und etwaigen Anpassungsbedarf zu identifizieren. Zu diesem Zweck wurde mit der NWS 2020 eine Governance-Struktur ins Leben gerufen. Die Struktur setzt sich aus dem Ausschuss der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre für Wasserstoff, dem Nationalen Wasserstoffrat und der Leitstelle Wasserstoff zusammen (siehe Grafik des BMWK).

Der Ausschuss der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre für Wasserstoff, kurz St-Ausschuss Wasserstoff, ist das Entscheidungsgremium der NWS. Zeichnet sich eine Verzögerung der Umsetzung oder eine Zielverfehlung ab, ergreift der St-Ausschuss kurzfristig korrigierende Maßnahmen. Dabei bezieht er auch aktuelle Entwicklungen am Markt oder Fortschritte in der Wissenschaft mit ein. Der St-Ausschuss trifft sich daher anlassbezogen nach Bedarf um Ziele, Programmatik und konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung der NWS zu beschließen.

Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) ist ein unabhängiges, überparteiliches Beratungsgremium. Der Rat besteht aus nunmehr 26 hochrangigen Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Mitglieder des Wasserstoffrates sind nicht Teil der öffentlichen Verwaltung und haben daher eine andere Perspektive auf das Thema als die Politik. Nähere Informationen zum Nationalen Wasserstoffrat.
Aufgabe des NWR ist es, den St-Ausschuss Wasserstoff durch Vorschläge und Handlungsempfehlungen bei der Gestaltung und Umsetzung der NWS zu beraten. Zur Organisation seiner Tätigkeit hat der NWR Arbeitsgruppen zu vier Themenfeldern gebildet: Forschungs- und Entwicklungsbedarfe, Erzeugung, Import und Integritätssicherung, Transport, Verteilung, Speicherung und Wärme und Wasserstoff-Anwendungen (mit den zwei Untergruppen „Industrie“ sowie „Mobilität und andere Energieanwendungen“).

Die Leitstelle Wasserstoff unterstützt im Auftrag der Bundesregierung zum einen die Ministerien bei der Umsetzung der NWS. Zum anderen steht sie auch dem Nationalen Wasserstoffrat (NWR) unterstützend zur Verfügung, etwa bei der Formulierung von Handlungsempfehlungen. Eine weitere Aufgabe der Leitstelle ist das Monitoring der NWS. (Quelle: BMWK)

Autorin: Daniela Held, Redakteurin

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