Wenn es sich beim Einsatz von Gehäusen um den direkten Kontakt mit Lebensmittel handelt, gilt es einiges zu beachten. Die wichtigsten Punkte hat Udo Baitinger, Diplom-Wirtschaftsingenieur und Prüfer von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN), Prävention Anlagenberatung, in dieser Aufstellung skizziert.
Ein erster Faktor im Bereich der Gehäuse für hygienesensible Umgebungen ist die Materialauswahl selbst. Die eingesetzten Materialien müssen nach der EG-Verordnung 1935/2004 für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sein. Das bedeutet, dass für alle außen liegenden Materialien, soweit dies möglich ist, ein Nachweis erforderlich ist, dass sie für den Kontakt mit Lebensmittel geeignet sind. Gibt es für diese Werkstoffe eine Einzelmaßnahme (nach 1935/2004), müssen dafür sogar evtl. Konformitätserklärungen (z.B. Kunststoffe) vorliegen.
Dichtungsproblematik gehört gelöst
Sehr wichtig ist auch die Dichtungsgestaltung selbst: Sowohl die Schaltschranktür als auch alle Verschlusselemente müssen abgedichtet sein, damit keine Spalte vorhanden sind, die nicht gereinigt werden können. Dazu müssen alle Dichtungsstellen hygienegerecht ausgeführt werden und den vorgeschriebenen Prinzipien folgen.
Auch der Ablauf von Flüssigkeiten muss beim Schrankdesign einbezogen werden: Sofern es sich um nasse Produkte handelt, oder falls es vorgesehen ist, dass der Schaltschrank nass gereinigt wird, sollte ein Ablauf von Flüssigkeiten vornehmlich durch Oberflächen mit Gefälle (Selbstabfluss aufgrund einer entsprechenden Neigung der Fläche) realisiert werden. Generell spielt das Thema Reinigungsfähigkeit eine große Rolle: Ein Schaltschrank ist z.B. durch geeignete Abstandshalter in hygienegerechte Ausführung auf einen Abstand zum Untergrund zu installieren. Die Zugänglichkeit zur Reinigung und zur Reinigungserfolgskontrolle muss ringsum gegeben sein. Alternativ hierzu kann der Schaltschrank auch auf eine Fläche montiert werden und hygienegerecht abgedichtet werden.
Die Einbauten dürfen ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Sämtliche Kabeldurchgänge in den Schaltschrank sind hygienegerecht auszuführen. Dies kann z.B. durch geeignete Kabelverschraubungen erfolgen. Ähnliches gilt auch für die Bedienelemente: Schalter, Taster usw. müssen die gleichen Anforderungen an Materialien, Gestaltung und Abdichtung erfüllen, wie die restlichen Bestandteile des Schaltschranks. Zudem gilt es die Abstände von Einbauten und Bedienelementen zu berücksichtigen: Diese Abstände müssen so groß gewählt werden, dass eine Reinigung dazwischen sowie eine Reinigung der Grundfläche möglich ist.
Instandhaltung als Kriterium
Die Instandhaltung ist ein wichtiger Aspekt, denn vor allem Dichtungen unterliegen immer einem Verschleiß, der von diversen Faktoren abhängt. Daher sind die Dichtungen in gewissen Zeitabständen zu kontrollieren und, falls erforderlich, auszutauschen (das gehört zum Beispiel in die Betriebsanleitung).
Bei Betätigung der Vorreiber ist auszuschließen, dass diese mit ungeeigneten Schlüsseln oder gar Zangen geöffnet werden dürfen (Betriebsanleitung), damit hier nicht die Oberflächen beschädigt werden (Hygienerisiko).
Um diese Punkte alle sauber zu dokumentieren, muss die Betriebsanleitung entsprechend aussagekräftig gestaltet werden. So sollte der Hersteller zum Beispiel unbedingt die hygienerelevante Aufstellung- oder Anbauanweisen angeben, die Reinigungsanweisungen (z.B. Verfahren, Reinigungs-, Desinfektionsmittel) empfehlen aber auch die Vorgaben für die Vorreiber und die Instandhaltungsaspekte definieren.
Besteht kein Kontakt mit Lebensmittel können diverse Anforderungen schwächer sein. Dies muss immer auf den Anwendungsfall und die Verwendung bzw. Nutzung abgestimmt sein.
Rainer Huttenloher, nach Vorlage von Udo Baitinger
Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe