Herr Franzke, warum ist modulare Produktion wichtig?
Franzke: Die Chemiebranche steht vor vielfältigen Herausforderungen: steigende Kosten, verschärfter Wettbewerb, wachsender Innovationsdruck sowie immer strengere Regulierungen innerhalb der EU. Modulare Produktionssysteme können helfen, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Sie steigern nicht nur die Flexibilität, sondern reduzieren mittelfristig auch den Investitionsaufwand und verkürzen die Time-to-Market.
Welche konkreten Vorteile bietet die modulare Produktion für die Chemieindustrie?
Franzke: Konventionell aufgebaute prozesstechnische Anlagen sind meist nicht flexibel genug. So können sie die Einführung neuer Produkte oder veränderte Produktionsmengen nicht effizient bewältigen. Digitalisierung und Modularisierung bieten Lösungen für diese Herausforderungen – denn sie vereinfachen den Prozess. Mit einer modularen Produktion lässt sich die Gesamtaufgabe in kleine Teile gliedern.
Welche speziellen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die modulare Produktion umgesetzt werden kann?
Franzke: Grundvoraussetzung für die durchgängige Modularisierung in der Produktion ist eine konsistente Beschreibung der Informationen der einzelnen Module. Welche Datenobjekte werden erfasst? Welche Dienste sollen ausgeführt werden? Die Beschreibung erfolgt einheitlich über den branchen- und herstellerübergreifenden Standard „MTP“ (Module Type Package).
Welche Vorteile haben Unternehmen durch den Einsatz von MTP?
Franzke: Unternehmen, die MTP frühzeitig einsetzen, haben die Möglichkeit, einen klaren Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Analysen zeigen, dass die Reduzierung von Stillstandzeiten, die schnelle Anpassung an Marktveränderungen und die verbesserte Ressourcennutzung unmittelbar zu Kosteneinsparungen führen. Je früher der Einsatz beginnt, desto schneller werden diese Vorteile realisiert.
Wie aber nun am besten mit der Implementierung starten?
Franzke: Die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten von MTP ist groß. Viele haben MTP dennoch noch nicht in der eigenen Linie eingesetzt. Dabei schlummert hier großes ungenutztes Potenzial, denn die Technologie ist längst praxisreif. Maschinenbauer, Anwender und Anbieter müssen nicht auf Veröffentlichungstermine von Positionspapieren warten, sondern können längst starten: Überschaubare Projekte und Piloten bieten eine sichere Möglichkeit, schon heute von den Vorteilen der Technologie zu profitieren und gleichzeitig einen soliden Wissens- und Erfahrungsvorsprung aufzubauen.
Die Technologie steht also bereit. Was braucht es jetzt noch?
Franzke: Im Prinzip braucht es jetzt nur noch den Mut, auch den ersten Schritt zu gehen. Daher sind Pioniergeist und Unternehmertum gefragt. Der Anreiz dafür sind die Reduzierung der Markteintrittszeiten von neuen Produkten und auch Energieeinsparungen von rund 30 % lassen sich mit MTP realisieren. Die Verwendung von Standardmodulen in modularen Anlagen bietet zahlreiche positive Vorteile. Erstens ermöglicht sie eine hohe Flexibilität, da die Produktion leicht an wechselnde Anforderungen angepasst werden kann, indem die Module je nach Bedarf zusammengestellt werden. Zweitens führen die vordefinierten Schnittstellen zu einer schnellen Integration der Module in die Automatisierung, was die Implementierung beschleunigt. Drittens ermöglicht dieser Ansatz einen zügigen Umstieg auf effizientere Verfahren, was letztendlich zu einer verbesserten Gesamteffizienz der Produktionsprozesse führt.
Was empfehlen Sie Unternehmen, die noch unschlüssig sind?
Franzke: : Franz Beckenbauer sagte einmal „In einem Fußballspiel gibt es nur einen Ball, und den wollen beide haben. Wenn der eine ihn hat, muss der andere kämpfen, um ihn zu bekommen.“ Übersetzt für MTP bedeutet das: Um das Spiel gewinnen zu können, ermutigen wir Unternehmen raus aufs Feld zu gehen. Holen Sie sich den Ball, gehen Sie nach vorne und sichern Sie sich den Weg in eine zukunftsweisende, effiziente und nachhaltige Produktion.
Firma mit Firmierung, Ort
Das Interview führte für Sie: Dr. Bernd Rademacher
Redakteur