Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland hat die Corona-Pandemie im ersten Quartal 2020 noch nicht mit voller Wucht zu spüren bekommen. Das geht aus dem aktuellen Quartalsbericht hervor, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) veröffentlicht hat. Produktion und Umsatz in Deutschlands drittgrößter Industriebranche legten sogar zu. Vor allem wegen einer hohen Nachfrage nach Pharmazeutika, verschiedensten Hygieneartikeln und Verpackungsmaterialien blieb die Chemie auch im März noch von größeren Rückschlägen verschont. Dennoch erwartet die Branche eine schwere Rezession, wie eine VCI-Mitgliederbefragung zeigt. Rückläufige Aufträge, gestörte Lieferketten und fehlende Transportkapazitäten machen den Unternehmen zu schaffen.
Auftragsmangel bremst Branche aus
Der VCI hat seine Mitgliedsunternehmen Anfang Mai nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Situation befragt. Die Unternehmen haben sich insgesamt rasch auf die Herausforderungen durch die Pandemie eingestellt. Die Produktion läuft insgesamt weiter, auch wenn die Kapazitäten deutlich geringer ausgelastet sind. Gestörte Lieferketten, coronabedingte Personalengpässe und fehlende Transportkapazitäten machen den Unternehmen zu schaffen. Das größte Problem ist aber der Auftragsmangel – vor allem aus der Automobilindustrie. Über 70 % der Unternehmen berichten von Auftragsrückgängen – 40 % sind davon schwer betroffen.
Im Januar und Februar 2020 hatte sich die Krise zunächst nur im Asiengeschäft bemerkbar gemacht, weil die chinesische Wirtschaft infolge des Lockdowns schrumpfte. Ab März bremste die Corona-Pandemie dann weltweit das Wirtschaftswachstum und die Chemienachfrage. Die europäische Wirtschaft kam in weiten Teilen zum Erliegen. VCI-Präsident Christian Kullmann sagt zur Lage der Branche: „2020 wird ein schwieriges Jahr für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Die Unternehmen werden die Corona-Folgen in den kommenden Monaten stark spüren. 75 % der VCI-Mitglieder erwarten einen Umsatzrückgang in Europa.“ Dementsprechend negativ sind auch die Folgen für Investitionen in Sachanlagen und in Forschung und Entwicklung. Viele Unternehmen werden ihre Investitionsprojekte verschieben. Auch wenn im zweiten Halbjahr mit einer deutlichen Verbesserung der Lage gerechnet wird, die Krise wird die Branche noch weit ins nächste Jahr begleiten.
Der VCI rechnet für 2020 mit einem deutlichen Produktions- und Umsatzrückgang in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland. Eine genaue Prognose wird der Verband erst nach dem zweiten Quartal veröffentlichen.