Für die chemisch-pharmazeutische Industrie ist im zweiten Quartal 2023 noch keine Erholung in Sicht. Alle Indikatoren – Produktion, Kapazitätsauslastung, Preise und Umsatz – sanken. Im folgenden finden Sie die aktuellen Zahlen.
„Es scheint, alles ist im Rückwärtsgang“, sagte Henrik Meincke, Chefvolkswirt beim Verband der Chemischen Industrie e.V. , bei der Präsentation des Quartalsberichts des VCI für das 2. Quartal 2023 am 14.09.2023. „Nachdem die Energiepreise im Laufe des Jahres rückläufig waren, hätten wir uns eine Erholung der Wirtschaft erwartet. Das hat sich so nicht eingestellt. Auch die Prognosen für Weltwirtschaft gehen aktuell nach unten.“ Die Inflationsraten blieben in vielen Ländern trotz der restriktiven Geldpolitik der Zentralbanken hoch und dämpften den Konsum. Steigende Zinsen belasteten Wirtschaftswachstum und Investitionen. Die weltweite Industrieproduktion war sogar rückläufig. Auch die europäische Wirtschaft entwickelte sich weiterhin schwach. Das BIP stagnierte auch im zweiten Quartal. Damit wuchs die EU-Wirtschaft seit drei Quartalen nicht mehr.
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Unternehmen rechnen mit Verschlechterung der Geschäftslage
Die Unternehmen der chemisch-pharmazeutische Industrie rechnen für das zweite Halbjahr mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage. Angesichts der zunehmenden Nachfrageschwäche muss die Hoffnung auf eine Erholung verschoben werden. Ob und in welchem Umfang die Branche in Zukunft von einem globalen Aufschwung profitieren kann, ist angesichts der Standortnachteile mehr als fraglich.
Die Chemieproduktion ging im Vergleich zum Vorquartal erneut zurück und zwar um um 1,2 % zurück. Im Vorjahresvergleich entsprach dies einem Minus von 8 %. Auftragsmangel und hohe Produktionskosten zwangen die chemisch-pharmazeutische Industrie im zweiten Quartal ihre Produktion weiter zu drosseln bzw. an ausländische Standorte zu verlagern.
Schwache Nachfrage
Auch im zweiten Quartal blieb die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen insgesamt schwach. Die Auftragseingänge in der chemisch-pharmazeutischen Industrie gingen weiter zurück, die Auftragspolster schmolzen dahin. Die Kapazitätsauslastung der Branche verschlechterte sich dementsprechend um rund einen Prozentpunkt. Mit 77,3 % blieben die Anlagen weiterhin unterausgelastet. Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank saisonbereinigt um 4,7 % auf insgesamt 54,2 Mrd. Euro. Daher bleibt der VCI bei der Prognose des Branchenumsatzes pessimistisch und rechnet mit einem Rückgang um 14 %
Die Unternehmen hielten die Zahl der Arbeitsplätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie aber weiterhin auf hohem Niveau stabil. Aktuell sind rund 477 000 Menschen in der Branche beschäftigt.
Chemikalienpreise im Sinkflug
Angesichts der Nachfrageschwäche, eines zunehmenden Wettbewerbsdrucks und sinkender Energie- und Rohstoffpreise gaben die Erzeugerpreise in den vergangenen Monaten deutlich nach. Die Preise für chemische und pharmazeutische Erzeugnisse lagen 3,1 % niedriger als ein Quartal zuvor. Im 12-Monatsvergleich waren Chemikalien damit um 0,5 % günstiger. Zwischen den Sparten fielen die Preisbewegungen allerdings unterschiedlich aus. Während die gasintensiven Düngemittel deutliche Preisrückgänge verbuchten, stiegen die Preise für Pharmazeutika im Vergleich zu den vergangenen drei Monaten moderat.
Wolfgang Große Entrup enttäuscht von Rede zur Lage der Europäischen Union
Schon am Vortag zeigte sich Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, enttäuscht von der Rede zur Lage der Europäischen Union von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: „Die Rede bietet leider wenig Anlass zur Hoffnung, dass in den Fluren von Brüssel ein Umdenken stattfindet. In den letzten vier Jahren hat die EU-Kommission jedes kleinste Detail der Transformation totreguliert.“ Seiner Meinung nach müsse endlich Schluss sein mit der Bürokratie-Obsessio. „Was wir brauchen, ist ein Burden Reduction Act mit größtmöglichem Wumms“,so Große-Entrup. Europa stehe am Scheideweg. Wenn der Umbau der Wirtschaft zu einer klimaneutralen Produktionsweise in Europa gelingen solle, müsse der Kontinent unbedingt zurück auf den Pfad der Wettbewerbsfähigkeit.