Polycarbonat hat seinen Ursprung in Krefeld-Uerdingen. Der vielseitige Kunststoff wurde 1953 vom Chemiker Hermann Schnell bei der Bayer AG erfunden. Noch im gleichen Jahr – am 16. Oktober – erhielt er das Patent für seine bahnbrechende Entdeckung. Seitdem hat der unter dem Markennamen Makrolon bekannte Covestro-Werkstoff das Leben von Millionen von Menschen bereichert. Durch die Aufspaltung des Bayer-Konzerns ist es heute die Covestro AG, die den Kunststoff produziert und das 70-jährige Jubiläum feiert.
Polycarbonat hat eine einzigartige Erfolgsstory hingelegt und dabei viele unvergessliche Momente ermöglicht. Zum Beispiel den Weltraumspaziergang von Astronaut Edward H. White am 3. Juni 1965. Ein Wegbegleiter bei seinem Ausflug in den Orbit: ein Helm mit Visier aus speziell beschichtetem Polycarbonat. 2004 sorgte der Covestro-Werkstoff dann für einen echten Weltrekord. Denn seitdem existiert in Athen das weltweit größte Stadiondach aus Polycarbonat. Beim Neubau zu den Olympischen Spielen kamen insgesamt 25 000 m2 Kunststoff-Platten aus Makrolon zum Einsatz.
Und auch in seiner Heimatstadt Krefeld-Uerdingen hat Polycarbonat über die Jahre einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als Mitte der 1990er Jahre der „Schluff“-Bahnhof restauriert werden musste, war die innovative Materiallösung von Covestro ebenfalls die erste Wahl. Polycarbonat kam in der 75 m langen Überdachung des Bahnsteigs zum Einsatz und sorgt seitdem für Schutz vor Wind und Wetter.
Vielseitig einsetzbarer Kunststoff
„Als Material ist Makrolon praktisch nicht mehr aus dem modernen Alltag wegzudenken – und durch Anwendungen in der E-Mobilität, Elektronikindustrie oder auch Medizintechnik dürfte der weltweite Bedarf für Polycarbonat weiter steigen. Denn Makrolon ist robust, leicht und einfach zu verarbeiten. Dadurch lässt es sich in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen und Branchen einsetzen und bereitet gleichzeitig den Weg für immer neue Innovationen“, erklärt Sucheta Govil, Vertriebs- und Marketing-Vorständin bei Covestro.
Der Werkstoff bietet beispielsweise der Automobilindustrie eine größere Bandbreite an Designmöglichkeiten auf dem Weg zur Elektromobilität. Fahrzeugkomponenten werden leichter und tragen somit zur Verbesserung der Energieeffizienz bei. Sowohl der BMW iX als auch der Ford Mustang Mach-E GT sind bereits mit Polycarbonat-Teilen auf den Straßen dieser Welt unterwegs. Neben der Automobilindustrie setzt auch die Medizintechnik auf die vielseitige Materiallösung von Covestro. Dank seiner Biokompatibilität und Sterilisierbarkeit kann Makrolon auch in anspruchsvollen Anwendungen in der Gesundheitsbranche eingesetzt werden – zum Bespiel bei der Behandlung von Diabetes.
Polycarbonat wird noch umweltfreundlicher
Seit 2021 bietet Covestro das erste klimaneutrale Polycarbonat gemäß verifizierter Ökobilanz auf der Grundlage von der ISO-Normen 14040/14044 aus Krefeld-Uerdingen an. Es wird auf Basis von Strom aus erneuerbaren Quellen und Rohstoffen hergestellt, die aus massenbilanzierten Bioabfällen und Reststoffen stammen.
Covestro übernimmt auch Verantwortung im Umgang mit dem Material nach Ende des Produktlebenszyklus. Als Ergänzung zum mechanischen Recycling hat der Werkstoffhersteller deswegen ein innovatives Verfahren entwickelt, bei dem der Kunststoff chemisch in seine Vorprodukte rückverwandelt und so als alternativer Rohstoff wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden kann. Chemisches Recycling kann insbesondere größere und für mechanische Prozesse ungeeignete Abfallströme für Recycling zugänglich machen. In Leverkusen ist kürzlich die technische Umsetzung dieses Verfahrens im Pilotmaßstab gestartet.
Und auch an seiner Geburtsstätte in Krefeld-Uerdingen wird Polycarbonat weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Mit 300 000 t/a Tonnen ist Krefeld-Uerdingen der größte Makrolon-Betrieb von Covestro in Europa. Damit trägt der Standort weiterhin entscheidend dazu bei, die Kunden auf dem Kontinent zu versorgen.