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Die chemisch-pharmazeutische Industrie steht weiter unter Druck

VCI-Jahresbilanz 2023: Katzenjammer zum Jahresende
Die chemische Industrie steht weiter unter Druck

In Umsatz und Produktion lässt eine Erholung der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Gesamtrückblick 2023 auf sich warten. Beide wichtige Kennzahlen liegen weiterhin im negativen Bereich. Da viele Faktoren für 2024 auf einen weiteren Produktionsrückgang im verarbeitenden Gewerbe hindeuten, sind die Erwartungen der VCI-Mitgliedunternehmen auch für das nächste Jahr sehr gedämpft. VCI-Präsident Markus Steilemann forderte daher anlässlich der Jahrespressekonferenz erneut eine unmittelbare Senkung der Strompreise für energieintensive Unternehmen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der chemisch-pharmazeutische Industrie zu erhalten.

Ein schwieriges Jahr geht für die chemisch-pharmazeutische Industrie zu Ende. Der Umsatz gibt um 12% nach, die Produktion sinkt um 8%, die Anlagen sind im Mittel nur zu 77% ausgelastet. „Alles in allem herrscht in der Branche Katzenjammer zum Jahresende,“ kommentierte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Markus Steilemann, die wirtschaftliche Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nicht erfüllt und ein schneller Aufschwung sei nicht in Sicht, erklärte Steilemann. „Vieles deutet für 2024 auf einen weiteren Produktionsrückgang im verarbeitenden Gewerbe hin und das bedeutet eine Nachfrageschwäche für einen großen Teil der VCI-Mitgliedunternehmen. 45% der Unternehmen im VCI erwarten daher erst im Jahr 2025 eine Erholung des Chemiegeschäfts, rund ein Drittel frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024, so die Ergebnisse der Mitgliederbefragung.

Deutschland stecke in einer Krise, die nicht nur die Chemieindustrie betreffe, erklärte Steilemann. Die gesamte deutsche Wirtschaft leide unter der schwachen Konjunktur und strukturellen Problemen. Und er appelierte: „Um den Standort Deutschland zurück in die Erfolgsspur zu bringen, braucht es aus Sicht des Verbandes dringend einen tiefgreifenden Politikwechsel und einen Fokus auf eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Denn sie sichert die Basis für eine nachhaltige Zukunft.“ Dabei sprach er insbesondere die Energiekosten und im speziellen den Industriestrompreis an, der im europäischen und nordamerikanischen Ausland nicht konkurrenzfähig ist. In diesem Zusammenhang forderte der Verbandspräsident erneut eine sofortige Senkung des Strompreises für energieintensive Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie. „Marode Infrastruktur, überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel und Bildungsmisere zahlen zudem auf die schwinden Standortvorteile ein“, so Steilemann. „Die Unternehmen haben den Standort Deutschland noch nicht aufgegeben. Sollte sich aber an den Rahmenbedingungen nichts ändern müssen wir langfristig mit Produktionsaufgaben und Produktionsverlagerungen rechnen.“

Die Zahlen für die Chemie- und Pharmaindustrie 2023

Insgesamt ging die Chemie- und Pharmaproduktion 2023 um 8 % zurück. Rechnet man das Pharmageschäft heraus, liegt der Rückgang für die Chemieproduktion bei 11 %. Den Unternehmen fehlten zunehmend die Aufträge. Die Kapazitäten der Branche waren mit durchschnittlich rund 77 % nicht ausgelastet. Damit liegt die Produktion seit neun Quartalen unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 %.

Die Hersteller anorganischer Grundstoffe sowie von Seifen, Reinigungsmitteln und Kosmetika drosselten ihre Produktion um 10 %. In der Fein- und Spezialchemie lag der Produktionsrückgang bei 4 %. Auch die Pharmasparte hatte nach dem Impfstoffboom mit schlechten Standortbedingungen zu kämpfen und büßte 3 % ein.

Mit rund 230 Mrd. Euro lag der Branchenumsatz 12 % niedriger als im Vorjahr. Besonders kräftig fiel der Rückgang im Inlandsgeschäft aus. Die Verkäufe sanken um 16 % auf 86 Mrd. Euro. Der Auslandsumsatz lag mit 144 Mrd. Euro 10 % niedriger als im Vorjahr. Zum Umsatzrückgang haben auch rückläufige Chemikalienpreise beigetragen. Die Erzeugerpreise für chemisch-pharmazeutische Produkte waren 2023 durchschnittlich rund 1 % günstiger als im Vorjahr.

Umsatzrückgang, sinkende Verkaufspreise und hohe Produktionskosten setzen die Gewinne der Unternehmen erheblich unter Druck. Laut aktueller VCI-Mitgliederumfrage beklagen knapp 40 % deutliche Gewinneinbrüche. Rund 15 % der Unternehmen schreiben bereits rote Zahlen.

Unternehmen setzen auf Effizienzsteigerung und Transformation

Laut VCI-Mitgliederumfrage stemmen sich die Unternehmen mit aller Kraft gegen die Krise. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, setzen viele Mitgliedsunternehmen auf Effizienzsteigerung (70 %) und Transformation. Jedes zweite Unternehmen plant, die Innovationsanstrengungen zu intensivieren. 30 % der Unternehmen wollen den ökologischen Umbau beschleunigen. „Wir sind ein Standort mit immensem Potenzial“, erklärt Steilemann. „Aber wir müssen Deutschland neu denken. Wir brauchen eine Offensive 2030. Denn eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sichert die Basis für eine nachhaltige Zukunft.“

Ausblick 2024: Erholung lässt auf sich warten

Zum Jahresende herrscht in der Branche weiterhin Rezessionsstimmung. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind negativ. Der VCI geht erwartet daher für das kommende Jahr beim Branchenumsatz ein Minus von 3 % Prozent erwartet.

Autorin: Daniela Held

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