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Endress+Hauser hat der Erfolgsgeschichte des Unternehmens ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Ein großes Fest zum 70. Geburtstag, ein Generationswechsel in der Unternehmensführung, ein Jahresstart mit Rekordauftragseingang und weltweit über 2,9 Mio. ausgelieferte Sensoren und Instrumente – diese beeindruckende Bilanz kann Endress+Hauser für das Jahr 2023 vorweisen. Für 2024 ist Endress+Hauser verhalten zuversichtlich, teilte das Unternehmen an der Bilanzmedienkonferenz im schweizerischen Reinach mit.
Zum Jahresbeginn 2024 übernahm Dr. Peter Selders als CEO die Leitung der Endress+Hauser Firmengruppe. Er war bisher Geschäftsführer des Product Centers für Füllstands- und Druckmesstechnik. Dennoch stellte bei der Bilanzmedienkonferenz Matthias Altendorf, der als als Präsident in den Verwaltungsrat wechselte, die Bilanz für 2023 vor. Denn, so wie er sagte, hatte er als CEO das vergangenen Jahr zu verantworten. Und das konnte sich sehen lassen. Zum 70. Jubiläum hat der Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik den Nettoumsatz um 11,0 % auf 3,719 Mrd. Euro.
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Endress+Hauser startete 2023 mit einem rekordhohen Auftragsbestand. „Auch wir haben in der zweiten Jahreshälfte 2023 ein Nachlassen der wirtschaftlichen Dynamik gespürt, dennoch haben wir uns gut entwickelt“, berichtete Matthias Altendorf. „Unser organisches Wachstum war so kräftig, dass weder die negativen Währungseinflüsse noch der Wegfall unseres Russlandgeschäfts uns zu stark gebremst haben.“
Wachstum in allen Regionen und Branchen
Alle Branchen und Regionen trugen zur guten Entwicklung bei. In Europa und Amerika wuchs das Geschäft überdurchschnittlich. Die größte Dynamik zeigte sich im Nahen Osten. Die USA lösten China als umsatzstärksten Markt ab, dahinter folgte – mit einigem Abstand – Deutschland. Sämtliche Kernbranchen verzeichneten gutes Wachstum. Einzig die chemische Industrie in Europa entwickelte sich vor dem Hintergrund hoher Energiepreise schwach. Endress+Hauser lieferte 2023 weltweit mehr als 2,9 Millionen Sensoren und Systeme aus. Während sich das Geschäft mit Prozessmesstechnik stark entwickelte, litt die Labormesstechnik weiter unter dem Ende des pandemiebedingten Nachfrageschubs. Ebenfalls rückläufig war das Sensorgeschäft, das auch zyklische Branchen wie die Gebäudetechnik einschließt.
Wirtschaftlichkeit verbessert
„Wechselkurseffekte haben uns 3,9 % Wachstum gekostet“, erläuterte CFO Dr. Luc Schultheiss weiter. „Weil jedoch Material- und Personalaufwand langsamer wuchsen als der Umsatz, legte das Betriebsergebnis um 20,3 % auf 573,0 Mio. Euro zu. Die Umsatzrendite verbesserte sich trotz höherer Kosten für Zinsen und Fremdwährungsabsicherung um 0,6 Punkte auf 14,4 %. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 14,5 %auf 408,7 Mio. Euro. Dahinter steht eine leicht höhere Steuerquote.
In den Geschäftszahlen blendet Endress+Hauser erstmals den Einfluss der strategischen Finanzmittel des Familienunternehmens aus. Diese hatten bisher – je nach Performance der Kapitalmärkte – das Ergebnis immer wieder stark beeinflusst. „Damit fokussieren wir ganz auf die Entwicklung unseres operativen Geschäfts“, erklärte Schultheiss. Sichtbar wird die Umstellung unter anderem in einer tieferen Eigenkapitalquote (2023: 55,1 %). „Hierin spiegelt sich die Finanzierung der operativen Firmengruppe über die Muttergesellschaft wider“, betonte der CFO.
Investitionen und Innovationen
260,6 Mio. Euro investierte die Firmengruppe vergangenes Jahr in Gebäude und Anlagen, ein Plus von 8,4 %. Geplant war hier ursprünglich ein weitaus höherer Betrag. „Durch Verzögerungen in Planung und baulicher Umsetzung einiger Projekte verschieben sich nun die Ausgaben“, erläuterte Schultheiss. Derzeit sind Vorhaben im Umfang von 570 Mio. Euro geplant. Die größten Projekte betreffen die Standorte Maulburg (Deutschland), Suzhou (China), Jena (Deutschland), Shanghai (China), Greenwood (Indiana/USA) und Waldheim (Deutschland).
„Innovation in allen Bereichen ist für Endress+Hauser ein Motor des Wachstums“, betonte Altendorf. „Davon zeugen auch die vielen Patentanmeldungen weltweit im Jahr 2023 (257). Über 1300 Menschen arbeiten unmittelbar an der Entwicklung neuer Produkte.“ 267,6 Mio. Euro, rund 7,2 % des Umsatzes, wandte die Firmengruppe für Forschung und Entwicklung auf, 10,4 % mehr als 2022. Rund 8900 Patente und Patentanmeldungen schützen das geistige Eigentum. Ende 2023 zählte die Firmengruppe 16 532 Beschäftigte, 715 mehr als vor Jahresfrist. Vor allem in der Produktion kamen neue Stellen hinzu.
Nachhaltige Transformation im Fokus
Im Ecovadis-Nachhaltigkeits-Rating erzielte Endress+Hauser 71 von 100 Punkten und erreichte damit Gold-Status – eine Platzierung unter den besten 5 % der Vergleichsgruppe. Das Unternehmen trat im vergangenen Jahr der Science Based Targets Initiative bei und wird bis 2050 den Treibhausgas-Ausstoß netto auf null senken.
CEO Peter Selders bezeichnete Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zentrale Themen. „Sie sind Treiber unseres Geschäfts. Und sie sind eng verbunden, denn nur durch Digitalisierung erreichen wir Nachhaltigkeit zu wettbewerbsfähigen Kosten.“ Mess- und Analysetechnik biete einen großen Hebel, um industrielle Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Dies wurde am Endress+Hauser Global Forum 2023 deutlich. Dort befassten sich über 800 Kunden aus aller Welt mit der Frage, wie sich die Prozessindustrie nachhaltig transformieren lässt.
Strategische Partnerschaft mit Sick
Vor diesem Hintergrund ist auch die geplante strategische Partnerschaft mit dem Sensorhersteller Sick im Bereich der Prozessautomatisierung zu sehen. „Wir möchten gemeinsam unsere Kunden bei Zukunftsthemen wie Klima- und Umweltschutz, Energiewende und Wasserstoffwirtschaft noch besser unterstützen“, erklärte Peter Selders.
Das Ziel der Partnerschaft ist, die Gas-Durchflussmessgeräte und Analysatoren von Sick zu einem Teil des Endress+Hauser-Angebots zu machen. Dazu sollen die Sick-Vertriebsteams des Geschäftsbereichs Prozessautomatisierung in die Endress+Hauser Sales Center integriert werden; die Produktion der Sick-Prozesstechnik soll ein Joint Venture übernehmen. „Wir sind in den Gesprächen gut vorangekommen“, sagte der CEO. „Wir planen die Vertragsunterzeichnung bis Mitte 2024 unterzeichnet, sodass die Partnerschaft zum Jahreswechsel 2024/25 wirksam werden kann.“
Unternehmen zuversichtlich für 2024
Für das laufende Jahr zeigte sich der CEO verhalten zuversichtlich. Mit über 70 neuen Produkten will Endress+Hauser die Kunden noch besser unterstützen. „Auftragseingang und Nettoumsatz haben sich in den ersten drei Monaten positiver entwickelt als erwartet. Aber das Wachstum ist noch nicht breit abgestützt“, berichtete Peter Selders. Nach Jahren mit doppelstelligem Raten erwartet der Firmenchef ein Plus im einstelligen Bereich. 300 Stellen will das Unternehmen weltweit schaffen. „Unser gemeinsames Ziel ist, Endress+Hauser gut aufzustellen für künftige Generationen“, betonte Matthias Altendorf und Selders erklärte, er werde das Familienunternehmen mit „Langfristigkeit im Denken und Handeln“ weiterentwickeln.
(Daniela Held)