Die Fußball-WM dauert genau 32 Tage. Durchschnittlich 102 Tage benötigte es dagegen im vergangenen Jahr, um eine offene Stelle in Deutschland zu besetzen. Von dieser Vakanzzeit können viele Arbeitgeber, die neue Mitarbeiter suchen, nur träumen. Besondere Sorge dürfte ihnen die Situation im IT-Bereich bereiten: Dieses Tätigkeitsfeld hatte im Frühjahr erstmals den größten Anteil am Stellenmarkt. Etwas entspannt hat sich hingegen die Lage in den klassischen Ingenieurdisziplinen. Maschinenbau- und Elektroingenieure sind auf den zwölften Platz zurückgefallen. Die ersten zehn Plätze am Stellenmarkt sind aber keineswegs akademischen Berufen vorbehalten. Elektroniker finden sich hier ebenso wie Gesundheits- und Krankenpfleger, Produktionshelfer oder Vertriebskräfte.
Für den Dekra-Arbeitsmarkt-Report 2018 wurden 12 966 Stellenangebote ausgewertet, die Unternehmen Ende Februar ausgeschrieben hatten. In diesem Jahr standen außerdem die Anforderungen in den Bereichen Facility-Management und IT-Security gesondert im Fokus. Ausgewählte Logistiker gaben in einem Exkurs einen Einblick zum Stand von „New Work in der Logistik“.
Hohe Nachfrage nach Software-Entwicklern
Deutlich mehr als jeder zehnte gesuchte Kandidat findet in der IT sein neues Aufgabengebiet (13,1 %). Innerhalb der IT-Berufe ist insbesondere die Nachfrage nach Software-Entwicklern und IT-Beratern groß. Beide liegen im Ranking der Berufe so weit vorne wie nie. Letzteren ist erstmals der Sprung unter die Top Ten gelungen. Vermutlich profitieren IT-Berater davon, dass die Optimierung von Prozessen durch neue Technologien momentan ganz oben auf der Agenda von Unternehmen steht und hier ein hoher Beratungsbedarf besteht. Darüber hinaus können auch Systemadministratoren aus deutlich mehr Jobangeboten wählen: Gut jedes zehnte IT-Jobangebot richtet sich an sie (2017: 6,9 %). Die IT-Berufe haben das Tätigkeitsfeld Verkaufsberatung/Vertrieb auf den zweiten Rang verwiesen (siehe 2. Tabelle). Das ist umso bemerkenswerter, als dieses die erste Position seit 2008 mit nur einer Unterbrechung innehatte.
Architekten profitieren vom Bauboom
In diesem Jahr befinden sich weder Maschinenbauer noch Elektroingenieure unter den ersten zehn Plätzen. Sie teilen sich nun den zwölften Platz. Ein Novum für Elektroingenieure, die seit 2008 zu den Top-Ten-Berufen zählten. Architekten und Bauingenieure profitieren hingegen vom anhaltenden Bauboom. „Junge Menschen brauchen bei der Berufswahl trotz der Entspannung keinen Schweinezyklus im Ingenieurwesen befürchten. Der Bedarf wird hoch bleiben und die Demografie tut das ihre dazu“, kommentiert Jörg Mannsperger, Geschäftsführer der Dekra-Akademie das Ergebnis. „In den nicht-akademischen technischen Berufen spitzt sich die Situation weiter zu: Elektroniker gehören seit Jahren zu den begehrtesten Fachkräften und auch Mechatroniker verzeichnen einen Höchststand innerhalb ihres Berufsfeldes.“
Höchster Personalbedarf in IT und Vertrieb
Die Berufe in der Stichprobe verteilen sich auf 28 Berufsfeldgruppen bzw. Tätigkeitsfelder. Knapp die Hälfte aller Stellenangebote wurden in den ersten fünf Tätigkeitsfeldern ausgeschrieben (46 %). IT-Berufe haben den mit Abstand höchsten Anteil an der Stichprobe. Ebenso suchen Arbeitgeber für den Bereich Verkaufsberatung/Vertrieb regelmäßig viele neue Mitarbeiter. Die Tatsache, dass sich gleich drei Vertriebsberufe unter den Top Ten befinden, spricht für sich. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung bei Call-Center-Agents interessant: Sie liegen derzeit auf Platz 16 im Ranking der gesuchten Berufe (2017: Platz 9) und ihr Anteil innerhalb des Berufsfeldes Beratung ist das dritte Jahr in Folge deutlich unter der 10-Prozent-Marke geblieben. Vermutlich macht sich hier der tiefgreifende Wandel des Tätigkeitsfeldes bemerkbar, über den auch die weiter starke Präsenz der Vertriebspositionen in der Gesamtstichprobe nicht hinwegtäuschen kann. Unternehmen setzen im Kontakt mit (potenziellen) Kunden zunehmend neue Technologien wie Chats, Künstliche Intelligenz sowie Augmented und Virtual Reality ein.
Positionen im Bereich Elektronik befinden sich an der siebten Stelle und damit so weit vorne wie noch nie seit Erhebungsbeginn (2017: Platz 10). Der Anteilsrückgang in der Gesundheits-, Sozial- und Rechtspflege gleicht hingegen vor allem den überdurchschnittlich starken Anstieg im vergangenen Jahr aus.
Gut jedes zehnte Jobangebot richtet sich an Bewerber mit Führungserfahrung (11,5 %). Die Quote an Stellen mit Personalverantwortung ist damit stabil geblieben. Vor allem ambitionierten Projektmanagern bieten sich vielfältige Jobchancen, fast jede dritte Position mit Personalverantwortung ist für sie ausgeschrieben (32,6 %). Dies dürfte weiter so bleiben, zumal Projektarbeit tendenziell zunimmt.
Inhalte des Dekra-Arbeitsmarkt-Reports 2018:
Im Kernerhebungszeitraum vom 19. bis 25. Februar wurden Stellenanzeigen in elf deutschen Tageszeitungen, zwei Online-Jobbörsen und zwei sozialen Netzwerken ausgewertet. Der Report beinhaltet:
- einen Überblick über die Entwicklung der Berufe und Tätigkeitsfelder
- eine vertiefende Analyse der Tätigkeit von IT-Security-Fachkräften
- eine vertiefende Analyse der Tätigkeit von Facility-Management-Fachkräften
- einen Exkurs zum Thema „New Work in der Logistik“
- Expertenkommentare
www.dekra-akademie.de/dekra-arbeitsmarkt-report-2018