Das Bundesumweltministerium (BMU) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) arbeiten seit 2010 an der Weiterentwicklung des sogenannten Human-Biomonitoring. Dabei geht es um die Entwicklung neuer Methoden, mit denen Chemikalien im menschlichen Körper nachgewiesen und gemessen werden können. Die Ausarbeitung der Analysemethoden ist aufwendig und benötigt Zeit. Deshalb wurde die Kooperation nun um weitere fünf Jahre bis 2025 verlängert. Die Partner wollen für bis zu 50 Chemikalien, die etwa über Lebensmittel, Luft, Kosmetika oder Gebrauchsgegenstände aufgenommen werden können, erstmals Messmethoden entwickeln. Damit soll anschließend die Belastung des menschlichen Organismus mit diesen Stoffen verlässlich gemessen werden.
Relevante Stoffe ausgewählt
Mit Unterstützung eines hochrangig besetzten Expertenkreises aus Forschung, Industrie und einschlägigen Fachbehörden sind auch dieses Jahr relevante Stoffe ausgewählt worden. Es handelt sich um die bioziden Wirkstoffe Piperonylbutoxid (PBO), 5-Chlor-2-(4-chlorphenoxy)phenol (Diclosan) sowie Fipronil, außerdem 2,4-Di-tert-butylphenol (2,4-DTBP), welches ein Abbauprodukt eines häufig verwendeten Zusatzstoffes für Kunststoffmaterialien mit Lebensmittelkontakt ist. 2020 werden nochmals drei weitere Stoffe ausgewählt. Dann ist die geplante Zielgröße von 50 erreicht.
Fortschritt bei der Methodenentwicklung
Für 22 Stoffe ist die Methodenentwicklung bereits abgeschlossen. Die analytischen Methoden wurden und werden in anerkannten, internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, damit sie weltweit verfügbar und nutzbar sind. An 21 weiteren Stoffen wird derzeit gearbeitet. Für vier ausgewählte Stoffe konnte die Methodenentwicklung aufgrund von analytischen Schwierigkeiten nicht erfolgreich abgeschlossen werden.
Aufgrund der Komplexität der Aufgabe ist eine Fertigstellung der Methoden nicht bis Ende 2020 möglich. Einer Verlängerung der gelungenen Kooperation zwischen BMU und VCI haben daher beide Seiten zugestimmt.
Fokus der Zusammenarbeit
Im Fokus der Zusammenarbeit von BMU und VCI stehen Stoffe, für die es bisher keine geeignete Messmethode gibt, denen die Bevölkerung aber potenziell vermehrt ausgesetzt ist oder die eine besondere Gesundheitsrelevanz haben können. Eine verlässliche Messung der im Körper nachweisbaren Menge ist eine wesentliche Voraussetzung, um beurteilen zu können, ob eine gesundheitlich relevante Belastung vorliegt.
Für die Entwicklung der Nachweismethoden hat der VCI die Verantwortung übernommen. Für die Anwendung der Methoden in geeigneten Studien liegt die Verantwortung beim BMU, das hier eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet. Geeignete Untersuchungen finden zum Beispiel im Rahmen der Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit (GerES) und in der Umweltprobenbank des Bundes (UPB) statt.
Die mit dem BMU/VCI-Projekt erzielten Fortschritte haben dazu beigetragen, dass Deutschland auch die Koordinierung eines EU-weiten Programms zum Human-Biomonitoring übertragen wurde. Dieses Programm trägt die Kurzbezeichnung HBM4EU. Im Zeitraum 2017 bis 2021 stellt die EU-Kommission 50 Mio. Euro zur Verfügung um die Human-Biomonitoring-Aktivitäten der EU-Mitgliedsstaaten und einiger assoziierter Staaten zusammen zu führen und weiter zu entwickeln.