Evonik ist in Umsatz und Ergebnis 2023 mit einem blauen Auge davongekommen. Allerdings gingen die Umsätze weltweit in allen Bereichen zurück. Um langfristig profitabler zu sein, wird der grundlegende Konzernumbau weiter vorangetrieben. Im Zuge dessen sollen bis 2026 bis zu 2000 Stellen gestrichen werden, davon überproportional viele Führungspositionen. Allein in Deutschland sollen 1500 Stellen wegfallen. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands wird stark reduziert.
„Für Evonik war 2023 ein schwieriges Jahr“, erklärte Christian Kullmann, Vorsitzender des Vorstands bei der Bekanntgabe der Zahlen. „Wir haben unserer Prognose erreicht, mussten diese aber der erste Mal nach unten korrigieren. Dennoch, 15 Mrd. Euro Umsatz ist eine ordentlichen Leistung. Wir sind also mit einem blauen Auge davongekommen.“ Der Abschwung hat Evonik weltweit in allen Regionen und in allen Geschäftsbereichen getroffen. Das bereinigte EBITDA des Spezialchemiekonzerns lag bei 1,66 Mrd. Euro und damit innerhalb der angestrebten Spanne von 1,6 bis 1,8 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz sank um 17 % auf 15,3 Mrd. Euro. Unter dem Strich weist Evonik im Jahr 2023 ein Konzernergebnis von -465 Mio. Euro aus. Dieser Wert wurde von außergewöhnlich hohen Wertminderungen und Belastungen aus Strukturmaßnahmen geprägt, die bereits nahezu vollständig in den ersten drei Quartalen berücksichtigt wurden. Im Vorjahr hatte das Konzernergebnis 540 Mio. Euro betragen.
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Für das Jahr 2024 erwartet Evonik bisher keine echte konjunkturelle Erholung. Sachinvestitionen werden auf etwa 750 Mio. Euro begrenzt. Das bereinigte EBITDA soll auf 1,7 bis 2,0 Mrd. Euro steigen, bei einem Umsatz von 15 bis 17 Mrd. Euro. Die Cash Conversion Rate dürfte bei etwa 40 Prozent liegen.
Dennoch wird Evonik weiter investieren in die grüne Transformation, in die Wachstumsgeschäfte und in eine handlungsfähige Evonik. Das bedeutet, dass Evonik den grundlegenden Konzernumbau fortsetzen wird. Davon Betroffen sind auch die Beschäftigten.
Veränderung der Organisationsstruktur
Im Rahmen des Programms „Evonik Tailor Made“ wurden zu Beginn in den vergangenen Monaten zunächst sämtliche Strukturen und Abläufe im Unternehmen umfangreich analysiert. Die erste Phase ist jetzt abgeschlossen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird eine neue Zielorganisation entworfen, die bis Ende 2026 etabliert werden soll. Auf administrative Aktivitäten, die nicht direkt das Geschäft unterstützen, will Evonik künftig, wo immer möglich, verzichten. Zugleich werden wesentliche Aufgaben in der neuen Struktur konsequent gebündelt. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands wird auf maximal sechs reduziert, zugleich werden Prüf- und Freigabeverfahren erheblich beschleunigt. Führungskräfte werden dann im Median sieben Beschäftigte führen, derzeit liegt die so genannte Führungsspanne noch bei eins zu vier. Dies gilt nicht nur für die Verwaltung, sondern für sämtliche Bereiche im Konzern.
Im Ergebnis wird Evonik damit schlanker, schneller und deutlich günstiger. Weltweit sollen bis zu 2000 Stellen entfallen, davon überproportional viele Führungspositionen. Der größte Teil dieser Anpassung entfällt mit rund 1500 Stellen auf Deutschland. Evonik rechnet damit, dass die jährlichen Kosten nach Abschluss des Programms 2026 um rund 400 Mio. Euro niedriger liegen werden. Diese Einsparungen entfallen zu rund 80 % auf Personalkosten und zu rund 20 % auf Sachkosten. Erste Effekte sollen sich bereits im laufenden Jahr positiv auswirken. Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird, werden Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln.
Innovationen tragen positiv zum Konzernergebnis bei
Neben allen negativen Konzernmeldungen, gab es aber auch noch positives Posititves zu vermelden. Evonik ist nach wie vor ein sehr innovatives Unternehmen. Harald Schwager, Mitglied und stellv. Vorsitzender des Vorstandes, Ressort Chemie und Innovation, stellte den wachsenden Anteil innovativer Produkte, sogenannter Next Generation Solutions, heraus. Im Jahr 2023 betrug der Anteil dieser Produkte am Umsatz bereits 43 % und bis 2030 soll er auf 50% ansteigen Die Geschäfte werden mit den sechs Innovationswachstumsfeldern Sustainable Nutrition, Healthcare Solution, Advanced Food Ingredients, Membranes, Cosmetic Solutions und Additive Manufacturing gemacht. Bis 2025 will Evonik mit diesen Geschäftsfeldern bezogen auf 2015 eine zusätzliche Milliarde an Umsatz erwirtschaften. Aktuell hat der Umsatz im vergangenen Jahr von rund 600 auf 650 Mio Euro zugelegt. Der positive Nebeneffekt: Mit Membranen zur Aufbereitung von Biogas und Extraktion von Wasserstoff beispielsweise leistet Evonik einen Beitrag zu Defossilierung des Energiesektors
Entwicklung der einzelnen Chemie-Divisionen
Die Geschäftsentwicklung der Division Specialty Additives wurde 2023 von schwacher Nachfrage sowie merklichem Lagerabbau bei Kunden belastet. Dies resultierte in einer Unterauslastung der Anlagen und damit einhergehendem Margendruck. Der Umsatz ging bei stabilen Verkaufspreisen vor allem infolge der spürbar geringeren Mengen sowie negativer Währungseinflüsse um 16 %auf 3,52 Mrd. Euro zurück. Die Produkte für die Bau- und Beschichtungsindustrie verzeichneten eine nachgebende Mengennachfrage aus allen Regionen. Der Umsatz der Additive für Polyurethanschäume und langlebige Konsumgüter ging infolge geringerer Mengen und leicht nachgebender Verkaufspreise zurück. Die Additive für den Automobilbereich verzeichneten bei stabilen Verkaufspreisen einen rückläufigen Mengenabsatz. Das bereinigte EBITDA der Division sank um 29 % auf 673 Mio. Euro.
In der Division Nutrition & Care gab der Umsatz um 15 % auf 3,61 Mrd. Euro nach, im Wesentlichen aufgrund niedrigerer Verkaufspreise im Bereich Animal Nutrition sowie negativer Währungseinflüsse. Bei Animal Nutrition schwächte sich der Abwärtstrend der Verkaufspreise jedoch in der zweiten Jahreshälfte ab. Die Absatzmengen erhöhten sich leicht. Insgesamt blieb der Umsatz von Animal Nutrition deutlich unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz bei Health & Care ging trotz leicht verbesserter Verkaufspreise infolge geringerer Absatzmengen zurück. Hier entwickelten sich aktive kosmetische Inhaltsstoffe gut, während die Nachfrage nach pharmazeutischen Lipiden für den Einsatz in mRNA-basierten Impfstoffen rückläufig war. Das bereinigte EBITDA der Division gab vor allem infolge der Preisentwicklung bei den essenziellen Aminosäuren um 43 % auf 389 Mio. Euro nach. Als Reaktion auf die Ergebnisentwicklung hat Evonik zu Beginn des Jahres 2023 eine Anpassung des Betriebsmodells für Aminosäuren beschlossen, die bereits erkennbare positive Effekte geliefert hat. Insgesamt sind Einsparungen von 200 Mio. Euro bis 2025 geplant.
Der Umsatz der Division Smart Materials ging aufgrund einer spürbar nachgebenden Mengennachfrage und negativer Währungseinflüsse um 15 % auf 4,46 Mrd. Euro zurück. Die Verkaufspreise blieben stabil. Die anorganischen Produkte erzielten infolge einer rückläufigen Nachfrage aus nahezu allen Marktsegmenten einen deutlich geringeren Umsatz. Während sich umweltfreundliche Spezialanwendungen für Wasserstoffperoxid positiv entwickelten, standen Produktionsanlagen in Asien aufgrund mangelnder Nachfrage zeitweise still. Kieselsäuren für den Automobilbereich verzeichneten eine stabile Entwicklung, in anderen Endmärkten war die Nachfrage schwächer. Im Bereich Polymere verzeichneten die Hochleistungspolymere, unterstützt durch neue Produktionskapazitäten, sowohl höhere Preise als auch Mengen. Das bereinigte EBITDA nahm um 27 % auf 540 Mio. Euro ab. Ursächlich hierfür waren die deutlich geringeren Mengen. Zudem belastete der geplante Wartungsstillstand beim Hochleistungskunststoff Polyamid 12.
Der Umsatz der Division Performance Materials ging um 22 %auf 2,55 Mrd. Euro zurück. Im Vorjahreswert war noch der gesamte Jahresumsatz des zum 30. Juni 2023 verkauften Standorts Lülsdorf enthalten. Das Geschäft mit Produkten des C4-Verbunds verzeichnete eine nachlassende Mengennachfrage, die Verkaufspreise lagen deutlich unter Vorjahr. Der Umsatz ging deutlich zurück. Der Umsatz der Superabsorber blieb infolge geringerer Rohstoffkosten, die an die Kunden weitergegeben wurden, ebenfalls unter dem Vorjahreswert. Das bereinigte EBITDA ging um 68 % auf 111 Mio. Euro zurück.