Der Klimawandel hat das Thema Nachhaltigkeit auch in vielen Unternehmen ganz oben auf die Agenda gesetzt – und eine breite Mehrheit hofft auf digitale Technologien, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dennoch klafft bei Chemie- und Pharmaunternehmen eine Lücke zwischen Strategie und Umsetzung: Drei Viertel der Unternehmen sehen Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Aber nur ein Viertel der Unternehmen (26 %) stellt dafür ein separates Budget bereit. 70 % sind überzeugt, dass digitale Technologien dabei helfen können, energieeffizienter zu wirtschaften. Fast ebenso viele (64 %) versprechen sich langfristige Vorteile von Investitionen in digitale Technologien, die die eigenen Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS) unter 951 Unternehmen in Deutschland.
Es fehlt an Wissen und Budget
„Die Unternehmen haben erkannt, dass es für die aktive Gestaltung nachhaltigen Unternehmenserfolges vor allem eines bedarf: Den orchestrierten Einsatz innovativer Technologien. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz, Blockchain und dem Internet der Dinge sind wir bereits heute schon in der Lage, viel ressourceneffizienter zu wirtschaften“, sagt Thorsten Mebs, Senior Supply Chain Advisor im Bereich Life Science bei TCS.
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Allerdings verfügt nicht einmal die Hälfte (49 %) der Unternehmen über das Wissen, wie sich digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit einsetzen lassen. Zudem hat gerade einmal jedes Vierte für mehr Nachhaltigkeit ein spezielles Budget eingeplant – weniger als der Gesamtdurchschnitt der untersuchten Branchen (33 %).
„Insbesondere in der energieintensiven Produktion der Chemie- und Pharmafirmen gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, um nicht nur die Emissionen zu reduzieren und den Wasserverbrauch zu senken, sondern auch den Einsatz von Ressourcen entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch intelligente Planung und Anwendung moderner Technologien zu optimieren und aktiv zu steuern“, sagt Thorsten Mebs
Blockchain noch kein Thema
Bei der Nachverfolgbarkeit von Materialien in der Lieferkette bietet beispielsweise die Blockchain-Technologie größtmöglichen Informations- und Datenschutz für alle Prozessbeteiligten. Allerdings nutzen erst 8 % der Unternehmen die Technologie, bei der Informationen statt zentral auf einem Server an vielen verschiedenen Stellen gespeichert werden. Die Daten können nicht geändert werden, ohne dass andere das mitbekommen. Die Blockchain ist praktisch fälschungssicher, schafft Transparenz und ermöglicht es, Informationen effizient und schnell auszutauschen. Weitere 13 % planen oder diskutieren den Einsatz. Für 77 % ist Blockchain jedoch kein Thema. Dabei erleichtert die Technologie die Zusammenarbeit verschiedener Akteure zu koordinieren, die sich nicht kennen.
Schleichende Digitalisierung
Auch die Digitalisierung der von Chemie- und Pharmabranche insgesamt geht nur langsam voran. Auf einer Skala von 1 (ganz am Anfang) bis 10 (vollständig digitalisiert) sehen sich die befragten Unternehmen aktuell bei einem Wert von 5,8. Vor einem Jahr lag der Wert erst bei 5,7. Im Branchenvergleich liegen Chemie- und Pharmaunternehmen damit auf dem vorletzten Platz. Zwar schritt die Digitalisierung in den vergangenen Jahren kontinuierlich voran, doch es gelang der Branche nicht, Plätze gutzumachen.
Handlungsbedarf erkannt
Den Handlungsbedarf haben die Chemie- und Pharmaunternehmen gleichwohl erkannt: Sechs von zehn Firmen haben eine spezielle Einheit gebildet, die die Digitalisierung im Unternehmen verantwortet (59 %) – in der Gesamtwirtschaft verfügt nicht einmal die Hälfte (45 %) über eine entsprechende Einheit. Ähnlich viele Unternehmen in der Branche (58 %) setzen auf Change-Management.
Weitere Ergebnisse der Trendstudie „Nachhaltig geht nur digital – Wie Deutschland mit KI und Co. die Zukunft gestaltet“, etwa zum Stellenwert der Digitalisierung in den Unternehmen oder zum Einsatz von Schlüsseltechnologien, sowie ausführliche Branchenergebnisse für die Informations- und Kommunikationstechnologie, den Handel, Banken und Versicherungen, die Automobilindustrie sowie den Maschinen- und Anlagenbau gibt es unter www.studie-digitalisierung.de.
Hinweis zur Methodik
Grundlage der Angaben ist eine Unternehmensbefragung, die Bitkom Research im Auftrag des IT-Beratungsunternehmen Tata Consultancy Services von März bis Mai 2021 durchgeführt hat. Dabei wurden 951 Unternehmen mit 100 oder mehr Beschäftigten befragt. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die in ihrem Unternehmen für das Thema Digitalisierung verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder ebenso wie Entscheider aus den Bereichen Digitale Technologien, Informationstechnik und Operatives Geschäft. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Gesamtwirtschaft ab 100 Mitarbeitern.