Gerade noch schöpfte die chemisch-pharmazeutische Industrie ein wenig Hoffnung auf einen sachten Aufschwung, schon trübt sich die Stimmung erneut ein. Zeitgleich mit der Herbstprognose der Bundesregierung, präsentierte der VCI die aktuellen Zahlen, die zeigen, dass sich die chemisch-pharmazeutische Industrie bislang nicht sichtbar aus der Stagnation befreien kann.
„Wann kommt der Aufschwung?“, mit diesen Worten präsentierte Christine Kellermann vom VCI die aktuellen Zahlen der Mitgliedsfirmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Die Chemieindustrie hatte sich zuletzt nach den multiplen Krisen Coronakrise, Energiekrise, etc. wieder etwas erholt. Aktuell folgt sie jedoch dem Trend der allgemeinen Industriekonjunktur, d.h. die Zahlen gehen leicht zurück. Im September hat sich die Nachfragesituation nochmal spürbar verschlechtert. Viele Kundenbranchen drosselten ihre Produktion, vor allem die Abnehmerbranchen Automobilindustrie und Bauwesen. Anders als erwartet, kamen auch aus dem Ausland kaum Impulse. Die Beurteilung der aktuellen Lage fiel demnach sowohl bei den Chemie- als auch bei den Pharmafirmen negativ aus. Die Umsätze verfehlten den Vorjahreswert um mehr als 2%. Fallende Erzeugerpreise machten das Plus in der Produktion zunichte. Auch für die kommenden Monate sind die Unternehmen skeptisch.
Eine aktuelle Umfrage des VCI unter den Mitgliedsunternehmen zu Investitionen am Standort Deutschland zeigt die Verunsicherung deutlich. Demnach sehen es rund 74% der Unternehmen momentan als unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich an, die Produktion in Deutschland mit neuen Standorten auszubauen. Als Gründe geben sie u. a. an, dass sie nicht weiter investieren wollen, da Anlagen bereits jetzt schlecht ausgelastet seien. Bei den weiteren Hemmnissen steht nach wie vor die Bürokratie an erster Stelle, gefolgt von den hohen Energiepreisen. Dennoch sei nicht alles schlecht am Standort Deutschland, so Kellermann. „Wir haben einen starken Standort, gute Unternehmen mit langer Tradition,Produktionsanlagen, die hohe Qualität liefern und gut ausgebildete Fachkräfte.“
VCI formuliert Forderungen in Politikbrief
Das sieht auch der VCI-Präsident Dr. Markus Steilemann so. In einem Politikbrief von September 2024 appelliert er an die Politik, strukturelle Probleme am Standort Deutschland anzugehen. Der Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik sollte auf der Verbesserung der Produktivität durch Bürokratieabbau und Regulierung, der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der Rahmenbedingungen für alle Unternehmen und Beschäftigten liegen. Nur auf eine Besserung im kommenden Jahr zu hoffen, reiche längst nicht mehr aus. Deutschland brauche schnellstmöglich einen industriepolitischen Aufbruch. Politik muss konsistent und verlässlich auf die Stärkung der Wirtschaft ausgerichtet werden – mit einer bezahlbaren Energiewende, steuerlicher Entlastung und Investitionen in Innovationen, Bildung, Sicherheit und Infrastruktur.
Autorin: Daniela Held, Redakteurin