Wasserstoff ist der Hoffnungsträger, wenn es um die Dekarbonisierung der Industrie geht. Es werden riesige Mengen an grünem Wasserstoff benötigt, um den CO2-Ausstoß wirksam zu reduzieren. Mit welchen Strategien dies zur Realität werden kann, war Thema auf der Highlight Session »Hyperscaling hydrogen – Turning strategy into reality«.
Gilles Le Van, Vice President Large Industries and Energy Transition Central Europa bei Air Liquide Deutschland, eröffnete die Session. Er sprach in seinem Statement von einem Erwachen in den letzten Jahren. Die anfängliche Euphorie sei gedämpft worden. Über 90 % des eingesetzten Wasserstoffs stammt derzeit aus fossilen Quellen und daran werde sich kurzfristig auch nicht viel ändern. Dafür seien nicht nur die hohen Energiepreise verantwortlich, es fehle auch eine Wasserstoff-Zertifizierung, mit der sich das produzierte Gut entsprechend seinem CO2-Fußabdruck bepreisen lasse.
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Größere Projekt realisierbar
Manuel Kühn, Vice President Sustainable Energy Systems bei Siemens Energy, stellte im Anschluss die Fortschritte in der Stack-Produktion für Elektrolyseure in seinem Unternehmen vor. Mit Hilfe von Digitalisierung und Robotik sei man hier gut vorangekommen. Größere Projekte bis zu 200 Megawatt könnten jetzt realisiert werden, Tendenz steigend.
Für die anschließenden Diskussion komplettierten Jürgen Nowicki, CEO von Linde Engineering, und Daniel Eisenhuth, Partner EY Strategie and Transactions bei EY, die von Ulrich Walter moderierte Runde. Für Nowicki sind die benötigten Wasserstoffmengen mit grünem Wasserstoff allein nicht zu erreichen. Daher plädierte er dafür, auch grauen und blauen Wasserstoff einzubeziehen. Für das Hyperscaling »sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, die wir haben«, so Nowicki weiter.
Auf einen weiteren Hemmschuh für groß skalierte Elektrolyse-Anlagen wies Manuel Kühn hin. Die zögerliche Modernisierung des Stromnetzes in Deutschland könnte nämlich verhindern, dass große Projekte ans Netz gehen können. Hier müssten parallel zum Wasserstoff-Hyperscaling die Anstrengungen deutlich verstärkt werden.
Politik steht vor Dilemma
Etwas Ratlosigkeit war zu spüren, als die Diskutanten auf die Frage zu sprechen kamen, durch welche politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen die Wasserstoffwirtschaft zusätzlichen Schub erhalten kann. Le Van vertrat mit Blick auf die kommenden sieben bis zehn Jahre die Ansicht, dass es ohne Subventionen und Eingriffe in den Markt nicht gelingen werde, die dringend notwendigen Investoren zu gewinnen.
Jürgen Nowicki sprach das Dilemma der Politik direkt an: »Wenn die Politiker ehrlich sind, dann müssen sie sagen, dass Grün teuer ist.« Mit dieser Wahrheit könne man aber keine Wähler gewinnen.
Daniel Eisenhuth gab zusätzlich zu bedenken, dass man die Transformation schaffen müsse, ohne eine Deindustrialisierung in Deutschland zu forcieren, was angesichts der hohen Energiepreise schwierig sei. il