Im vergangenen Jahr hat jeder Deutsche im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten durchschnittlich fast 77 l Bier und Biermixgetränke pro Kopf gekauft – das entspricht pro Person fast 3 l mehr als 2017. Hierfür haben die Deutschen für Bier und Biermixgetränke 2018 im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten durchschnittlich rund 100 Euro ausgegeben. Insgesamt gingen 2018 rund 6,1 Mrd. l über die Ladentheke. Das sind 2,9 % mehr als im Vorjahr. Auch der Umsatz ist um 7 % auf rund 8 Mrd. Euro gestiegen. Das zeigen die aktuellen Zahlen von Nielsen, einem Mess- und Datenanalyse-Unternehmen, das Informationen und Erkenntnisse zum Konsumverhalten von Verbrauchern liefert.
„Der vergangene Sommer hat bei Bier und Biermixgetränken für einen Aufschwung gesorgt. Der positive Wettereffekt sorgt auf dem Biermarkt zunächst für ein Ende der Durststrecke“, sagt Marcus Strobl, Spezialist für den Markt für Bier und Biermixgetränke bei Nielsen Deutschland. „Trotz eines guten Sommers kämpft der Biermarkt langfristig gesehen aber noch immer gegen eine Stagnation. Besonders die Klassiker Pils und Weizen sind hiervon betroffen. Radler, Spezialitätenbiere, Hellbiere und alkoholfreie Biere sind dagegen Treiber. Besonders Naturradler kommt bei den Deutschen aktuell gut an. Der große Umsatzanstieg ist vorrangig durch Preisentwicklungen zu erklären. So haben fast alle bekannten Pils-Marken ihre Preise im vergangenen Jahr erhöht. Allerdings greifen die Deutschen zunehmend auch zu Hellbier und Spezialitätenbieren, die in der Regel einen höheren Durchschnittspreis haben als die klassischen Sorten“, erklärt er.
Naturtrübe Biere sind im Trend
Während die Klassiker wie etwa Pils und Weizen – wenn auch auf einem hohen Niveau – noch immer stagnieren, wachsen Biermixgetränke sogar zweistellig und werden bei den Deutschen immer beliebter. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten hiervon rund 430 Mio. l und damit 19 % mehr als noch 2017. Besonders im Trend liegen naturtrübe Radler. So ist mittlerweile fast jedes dritte Radler, das über die deutschen Ladentheken geht, ein Naturradler. Während die Deutschen 2017 im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten nämlich noch rund 91 Mio. l davon kauften, waren es 2018 56 % mehr und damit gut 143 Mio. l, die in den Einkaufswägen der Deutschen gelandet sind.
„Naturradler sind zum echten Trend geworden und aus dem Biersortiment aktuell nicht mehr wegzudenken. Mit Blick auf die anderen naturtrüben Biere ist das kaum verwunderlich. Auch Landbier und Kellerbier sowie naturtrübe Limonaden und Schorle im alkoholfreien Bereich legen deutlich zu“, sagt Strobl. „Die Deutschen sind bewusste Konsumenten und legen immer stärker Wert auf Inhaltsstoffe. Da transportieren die naturtrüben Biere das passende Lebensgefühl.“
Pils kämpft mit einem Imageproblem, alkoholfreies Bier ist auf dem Vormarsch
Obwohl Pils insgesamt die Lieblingssorte der Deutschen bleibt, kann diese mit den hohen Wachstumszahlen von Radler, Spezialitäten & Co. nicht mithalten. 2018 kauften die Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten rund 3,2 Mrd. l Pils. „Der Pilsabsatz stagniert seit Jahren und ist sogar trotz des guten Sommers weiterhin leicht rückläufig“, sagt Strobl. „Neben den Trends um beispielsweise Naturradler und alkoholfreie Sorten hat Pils mit Blick auf die junge Zielgruppe ein Imageproblem. Dazu kommt, dass die Loyalität der Verbraucher zu Marken immer mehr abnimmt und stattdessen Individualisierung angesagt ist. Alkoholfreie Varianten werden zudem immer beliebter.“
So kauften die Deutschen im vergangenen Jahr im Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkeabholmärkten rund 400 Mio. l alkoholfreies Bier und alkoholfreie Biermixgetränke – besonders gerne Pils ohne Alkohol. Im Vergleich zu 2017 haben die Verbraucher 2018 rund 10 % mehr alkoholfreies Pils gekauft. Gut 141 Mio. l gingen hiervon über die Ladentheken. „Auch bei den alkoholfreien Bieren gibt es mittlerweile eine große Auswahl, die bei den Verbrauchern gut ankommt. Was früher noch außergewöhnlich war, ist heute längst etabliert. Für den Biermarkt und auch für die strauchelnden Klassiker steckt im alkoholfreien Sortiment noch viel Potential“, sagt Marcus Strobl. So landet alkoholfreies Bier in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland auf der Sorten-Beliebtheitsskala sogar auf Platz zwei. Am stärksten im Bereich alkoholfreies Bier wachsen im Vorjahresvergleich die Biermixgetränke (fast 24 %). Besonders die vielen Neuheiten wie beispielsweise die alkoholfreien Naturradler sind bei den Verbrauchern beliebt und treiben den Markt.
Beliebtheit der Halbliterdose setzt sich fort
Positive Wachstumstrends gibt es auch bei den Biergebinden. So etabliert sich Dosenbier immer stärker bei den Deutschen. Im vergangenen Jahr wurde mehr als jedes zwölfte Bier in der Halbliterdose statt in der Flasche gekauft. Insgesamt liegt der Marktanteil bei mittlerweile fast 8 %. Zum Vergleich: Die Halblitereinzelflaschen, die 20er- und die 11er-Kiste (0,5-l-Flaschen) kommen zusammen auf etwas über 60 % Marktanteil.
„Das Dosenbier ist wieder da. Die Halbliterdose ist nach dem 20er-Kasten Halbliterflaschen und den einzelnen Halbliterflaschen mittlerweile die bei den Deutschen drittbeliebteste Gebindeform. Da Dosen natürlich besonders praktisch für draußen und für unterwegs sind, beobachten wir auch hier für 2018 einen positiven Effekt des warmen Sommers“, sagt Strobl. Ebenfalls immer beliebter bei den Deutschen wird das Sixpack der 0,33-l-Flaschen Bier und Biermixgetränke. Hiervon kauften die Deutschen fast 8 % mehr als im Vorjahr, sodass das Sixpack der 0,33-l-Flaschen Bier und Biermixgetränke mittlerweile auf rund 5 % Marktanteil kommt.