Zunächst eine Gemeinsamkeit über alle Regionen hinweg: Kaffeekapseln boomen. Deutliche Unterschiede zeigen sich dann bereits bei den Kapselsystemen. In den USA und Kanada bevorzugen Konsumenten einen Kaffee, der durch Brühen mit nur geringem Druck erzeugt wird, sagt Markus Konz von der Optima Machinery Corporation in Green Bay, USA. Das K-Cup-System dominiere den Markt, Kaffee werde hier überwiegend in vergleichsweise großen Tassen und Bechern getrunken, zu Hause und unterwegs. Kaffeegetränke nach der Espresso-Methode seien hier noch wenig gefragt, allerdings steige die Nachfrage.
Ganz anders in Europa und Südamerika. Hier liegen bei Kapseln Espresso und Café Crème in der Gunst der Verbraucher klar vorne, sagen Andreas Dreschner (Optima Consumer, Schwäbisch Hall) und Michael Siebmann (Optima do Brasil, Vinhedo). Siebmann ergänzt, dass in Südamerika der Anteil der Milchmixgetränke stark steigend sei und in Ländern wie Argentinien und Kolumbien sogar an erster Stelle liege.
Brasilien, bekannt als der mit Abstand größte Kaffeeproduzent der Welt, weist eine weitere Besonderheit auf. Immer mehr kleine Unternehmen wagen den Sprung vom Kaffeanbauer zum Kaffeeröster oder vom mittelständischen lokalen Röster zum Exporteur. Dies beinhaltet nicht selten auch den Einstieg in die Produktion von Kaffeekapseln. Daher verwundert es nicht, dass das Einstiegsmodell für Kaffeekapseln von Optima, die CFR2 mit einer Ausbringung von 100 bis 200 Kapseln pro Minute, von Optima do Brasil stammt. Da in Europa heute ebenfalls diverse kleinere und mittelständische Röstereien in die Kapselproduktion einsteigen, sind auch hier erste Ausführungen dieser Maschine im Einsatz.
Global gerne die Komplettlösung
Am anderen Ende der „Leistungsskala“ würden immer häufiger Komplettlösungen nachgefragt, insbesondere von den internationalen Branchengrößen, sagt Technical Sales Manager Andreas Dreschner. Darüber hinaus würden Komplettlinien inzwischen verstärkt auch von Co-Packern, die wiederum für Markenartikler oder für Discounter arbeiten, gekauft. Bei Komplettlösungen reiht sich Funktion an Funktion, vom Abstapeln der Behältnisse, über die Dosier- und Siegelprozesse bis hin zu den Kartonierprozessen.
„In diesem Segment gelten die höchsten Ansprüche, absolut“, unterstreicht Dreschner. Die Linienverfügbarkeit orientiere sich an der 100-Prozent-Marke und sei ein Unterscheidungsmerkmal am Markt. Als wichtigen Trend innerhalb der stark nachgefragten Komplettlinien sieht Dreschner die Anlagenflexibilität: „Heute verlangt der Markt Verkaufsverpackungen mit zehn Kapseln, morgen sind es 17. Das leisten unsere Anlagen, auch bei extrem hoher Ausbringung.“
Bewegung bei den Materialien
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das auch bei Kaffeekapseln in großen Teilen der Welt eine zunehmend bedeutende Rolle spielt. Aktuell werden hier überwiegend Anlagen nachgefragt, die entweder Aluminiumkapseln oder Kapseln aus biologisch abbaubaren oder kompostierbaren Materialien verarbeiten. Aluminium kommt aus dem Premiumbereich und signalisiert höchste Qualität. Gleichzeitig greifen immer mehr Discounter diesen Trend auf, um sich ähnlich zu positionieren. Parallel dazu hätten sich kompostierbare Kapseln auf dem Markt etabliert, berichtet Dreschner. Da das Handling von Aluminiumkapseln besonderes Know-how erfordert und auch das Siegeln der kompostierbaren Kapseln eigene Herausforderungen mit sich bringt, bescheren diese Trends dem Anlagenbau in Europa einen großen Nachfrageschub.
Während mit den K-Cups in Nordamerika Kunststoff weiterhin das bevorzugte Kapselmaterial ist, werden kompostierbare Lösungen inzwischen von vielen Unternehmen auf den Weg gebracht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 sind in den USA und Kanada insbesondere die jüngeren Generationen (Millenials und Generation Z) bereit, für Nachhaltigkeit mehr zu bezahlen. Auch der Markt in Brasilien und Südamerika ist in Hinblick auf kompostierbare Verpackungen in Bewegung. Nachhaltigkeitsprojekte wurden mit Marktführern bereits umgesetzt und die Nachfrage wächst. Wie im Übrigen auch bei den Aluminiumkapseln, die zunehmend beliebt sind. Weiterhin präsent sind Kunststoffkapseln, die im Preiskampf der günstigen Anbieter bevorzugt eingesetzt werden. Insgesamt ist das Potenzial hier noch riesig. Michael Siebmann sagt, dass der Anteil von Kaffeekapseln am gesamten Kaffeemarkt in Brasilien noch unter 2 % liege.
Qualität ist gefragt
Kunden in allen Regionen und unabhängig von den Kapselsystemen legen größten Wert auf sehr hohe Qualität in den Prozessen, berichten die Experten übereinstimmend. Dazu zählen insbesondere die Dosiergenauigkeit für den Kaffee sowie alle Prozesse und Materialien, die dazu beitragen, den Kontakt des Kaffees mit Sauerstoff bis zum Zeitpunkt der Zubereitung zu minimieren.
Optima packaging group GmbH, Schwäbisch Hall
Bild: NDABCREATIVITY – stock.adobe.com
Daten und Fakten: Kaffeeliebe
Kaffee ist laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach Erdöl das zweitwichtigste globale Handelsgut. Aktuell ziehen die Preise für Kaffee deutlich an – insbesondere die der hochwertigen Arabica-Sorten, die auf gleichmäßig milde klimatische Bedingungen angewiesen sind. Extreme Wetterlagen, die global zunehmen, sind vor allem für die Arabica-Sorten ein Nachteil. Anbaugebiete werden in höhere Lagen verlagert, die wiederum schwieriger, das heißt mit mehr Handarbeit, zu kultivieren sind. Brasilien, der mit Abstand weltweit größte Rohkaffeeproduzent, rechnet für das noch laufende Kaffeejahr 2020/2021 mit einem Rückgang der eigenen Kaffeeproduktion um etwa ein Drittel, berichtet die International Coffee Organization (ICO).
Konsumenten wissen oftmals von den schwierigen Existenzbedingungen insbesondere der kleinen Kaffeebauern. Doch die Hoffnung, dass von den derzeit steigenden Kaffeepreisen insbesondere die Produzenten profitieren, wird sich nicht ohne Weiteres erfüllen. Zu vielfältig sind die Gründe: Wetter-/klimabedingte Ernteausfälle, Pandemie-bedingte Logistikprobleme sowie höhere Kosten für Düngemittel, Pestizide und teurere Verpackungsmaterialien für die Kaffeefarmer könnten dies verhindern bzw. die Preissteigerungen egalisieren.
Weltweit wird in den USA und Brasilien am meisten Kaffee getrunken. Dann folgt bereits Deutschland. Hier wurde im Pandemiejahr 2020 inhouse 11 % mehr Kaffee konsumiert als im Vorjahr, hat der Deutsche Kaffeeverband (DKV) ermittelt, was den massiv reduzierten Außerhaus-Verzehr mehr als kompensierte. Dies obwohl die Preise bereits leicht gestiegen sind und die deutsche Kaffeetrinker-Nation als durchaus preissensibel gilt. Kaffees mit Gütesiegel wie Fairtrade, die einen Preisschutz für Kaffeefarmer bieten, und UTZ/Rainforest-Alliance für den Umweltschutz weisen in Deutschland einerseits kontinuierliches Wachstum auf, fristen andererseits immer noch ein Nischendasein. Im Jahr 2019 betrug der Anteil von Fairtrade-Kaffee in Deutschland lediglich 5 % des konsumierten Gesamtvolumens (nach Gewicht).
Interessanterweise beträgt der Anteil von nach UTZ/Rainforest Alliance-Kriterien produziertem Kaffee in Brasilien bereits ca. 36 % (2018). Brasilianische und vietnamesische Farmer verfügen zugleich über die effizientesten Anbau- bzw. Produktionsmethoden. In vielen anderen Anbauländern herrschen dagegen meist kleinbäuerliche Strukturen vor. Hier fehle es oft an Wissen und Kapital, um vom Kaffeeanbau auskömmlich leben zu können. Der renommierte Ökonom Jeffrey Sachs (Direktor des „Center for Sustainable Development“, Columbia University) fordert daher eine übergreifende Strategie, die Kaffeeröster und Regierungen miteinbezieht, um die Situation der Klein- und Kleinstbetriebe nachhaltig zu verbessern und deren Anbaugebiete zu erhalten.
Unterm Strich gehen die Marktforscher von Statista und Co. auch bei steigenden Preisen von zunehmendem Kaffeekonsum in Deutschland aus. Solange der Wohlstand in vielen Ländern zunimmt, dürfte auch international die Nachfrage nach Kaffee weiter ansteigen.