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TH Wildau testet Blockchain für die Logistik von Cannabis

TH Wildau testet Blockchain für die Pharmalogistik
Keine Angst beim Transport von Cannabis

Keine Angst beim Transport von Cannabis
v.l. Patrick Hoffmann, Mitgründer von Pedanios, Steven Reinhold, WFBB Bild: WFBB

Wer die Logistik von Betäubungsmitteln (BtM) übernimmt, trägt große Verantwortung: Während bei anderen pharmazeutischen Produkten der Hersteller in der Pflicht steht, sind es bei BtM die Pharmalogistiker selbst. Medizinalcannabis birgt eine weitere Herausforderung – der Ruf als Rauschmittel erhöht das Sicherheitsrisiko. In Berlin-Brandenburg arbeiten Pharmahersteller eng mit Logistik- und IT-Experten zusammen, um BtM-Supply-Chains noch besser zu schützen – z.B. mit der sicheren Dokumentation via Blockchain.

Um die Sicherheit zu gewährleisten und Missbrauch zu verhindern, muss jeder, der an der Supply Chain für BtM beteiligt ist, die Auflagen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erfüllen. Für zertifizierte Pharmalogistiker bedeutet das zusätzlichen Aufwand, denn jeder Warenein- und -ausgang ist an die Bundesopiumstelle zu melden: Welche Menge von welchem Präparat wurde an welchen Teilnehmer zu welchem Zeitpunkt abgegeben? Lange Zeit hatte Cannabis eine Sonderstellung, es wurde Schmerzpatienten nur in Ausnahmefällen verordnet. Eine Bescheinigung der so genannten Verkehrsfähigkeit gab es jedoch bis 2017 nicht.

Erste Cannabis-Lieferkette in Brandenburg

Die Aurora Deutschland GmbH aus Berlin, ehemals Pedanios, ist eines der ersten pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland, das sich auf medizinisches Cannabis spezialisiert hat. „Wir hatten uns lange mit dem Thema Cannabinoide auseinandergesetzt. Am Anfang konnten nur ein paar hundert Menschen pro Jahr von der schmerzbetäubenden Wirkung profitieren“, erinnert sich Patrick Hoffmann, Mitgründer von Pedanios. „Als wir 2015 starteten, war Cannabis als Arzneimittel noch nicht verkehrsfähig und somit in vielen Fachkreisen nicht anerkannt. Wir hatten zwar die Lizenzen für den Vertrieb, benötigten aber außerdem eine adäquate Logistik.“

Der Pharmalogistiker Unitax aus Berlin-Schönefeld, erfahren im Umgang mit BtM, erwirkt bei der Bundesopiumstelle eine Ausnahmegenehmigung für die nicht verkehrsfähige Ware – und übernimmt seitdem Wareneingang, Lagerung und Versand der Cannabis-Produkte von Aurora. Nach der offiziellen Marktfreigabe stiegen die Mengen rasant, von wenigen Hundert pro Jahr auf 60 000 Verordnungen im ersten Quartal 2019. Durch die kürzlich erteilte Erlaubnis, Cannabis auch in Deutschland anzubauen, ist nun mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Allerdings lehnen viele Spediteure und – bei Luftfracht – auch Flugkapitäne den Transport der Droge Cannabis ab, aus Angst vor Entführungen oder Überfällen. Um das Risiko zu senken, sind BtM-Sendungen generell äußerlich nicht gekennzeichnet; bis zum Transport werden sie in alarmgesicherten „Bunkern“ gelagert.

Manipulationssichere Dokumentation via Blockchain

Für die vorgeschriebene Meldung an die Bundesopiumstelle verfügt Unitax über eine validierte Datenschnittstelle. Bei der Auslieferung an Apotheken wird den Betäubungsmitteln ein Formular der Bundesdruckerei beigelegt. Eine elektronische Dokumentation steht dafür noch nicht zur Verfügung. Die Alternative zu diesem Verfahren könnte die Blockchain-Technologie bieten. „Wenn es um Sicherheit geht, ist die Blockchain mit ihrer vollständigen und unveränderlichen Transaktionshistorie nicht zu toppen“, sagt Michael Müller, Dozent an der Technischen Hochschule Wildau in Brandenburg. „Denn dabei wird die Zustimmung aller Beteiligten – inklusive der Apotheken – zwingend vorausgesetzt.“

Den fachlichen Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt und fördert in der Hauptstadtregion das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) gemeinsam mit dem Logistiknetz Berlin-Brandenburg LNBB. FürFür eine „Blockchain zum Anfassen“ hat die TH Wildau zusammen mit dem Berliner IT-Unternehmen Disruptive Elements ein Format entwickelt: In den Praxislaboren Logistik und auf Roadshows können sich Interessierte darüber informieren, wie sich die besonders sensiblen Supply Chains der Pharma- oder Luftfahrtindustrie oder der Nuklearmedizin via Blockchain transparent und sicher abbilden lassen. „Wir müssen in der digitalen Dokumentation stärker werden, besonders beim Thema Rückverfolgbarkeit“, empfiehlt Michael Müller. Die Blockchain biete dafür im Vergleich zum aktuellen

Dokumentationsverfahren deutlich bessere Voraussetzungen.

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