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Coronavirus: Masterflex blickt positiv in die Zukunft

Interview mit Dr. Andreas Bastin, CEO der Masterflex Group
Positiver Blick nach vorn trotz Coronavirus

Positiver Blick nach vorn trotz Coronavirus
Dr. Andreas Bastin, CEO der Masterflex Group, blickt recht positiv in die Zukunft Bild: Masterflex
Die Coronavirus-Krise bestimmt mittlerweile weltweit das Geschehen. Niemand kann derzeit ihre Auswirkungen abschätzen. Die Börsen sind im freien Fall, die Menschen halten Abstand. Im Interview gibt Dr. Andreas Bastin, CEO der Masterflex Group, Auskunft, wie ein deutscher Mittelständler mit der Situation umgeht.

Coronavirus-Krise – und kein Ende abzusehen. Herr Bastin, stehen wir am Anfang einer tiefgreifenden Rezession oder ist es eher eine konjunkturelle Delle? Und was bedeutet das für Ihr Unternehmen.

Dr. Bastin: Wie wir alle seit einiger Zeit sehen, ist die Situation sehr dynamisch. Nach Aussagen aller führenden Pandemieexperten stehen wir immer noch am Anfang einer möglichen exponentiellen Entwicklung. Als Ingenieur weiß ich sehr genau, was Exponentialfunktionen bedeuten. Deshalb müssen wir alle wohl leider eher mit einer tiefgreifenden Rezession rechnen. Unsere Geschäfte werden insgesamt sehr unterschiedlich beeinflusst. Während einige unserer Geschäftseinheiten sogar profitieren, beispielsweise unsere Produktbereiche für die Medizin-, Labor- und Pharmaindustrie, werden andere auch negativ beeinflusst, beispielsweise die Produktbereiche für den Maschinen- und Anlagenbau oder die Chemische Industrie.

Was bedeutet das konkret für die voraussichtliche Geschäftsentwicklung der Masterflex Group?

Dr. Bastin: An Zahlen lässt sich das nicht seriös festmachen, da die Auswirkungen heute schlicht und ergreifend noch nicht absehbar sind. Was mich persönlich aber in dieser beunruhigenden Lage mit Blick auf die Masterflex Group beruhigt: Wir sind strategisch und strukturell – sowohl in Bezug auf unsere Kundenbranchen als auch mit Blick auf unsere regionalen Absatzmärkte – wirklich gut und krisenfest aufgestellt.

Diese Position haben wir uns in den vergangenen Jahren hart erarbeitet. Vor allem dank unserer erfolgreichen Produktdiversifizierung in den vergangenen Jahren haben wir den Gruppenumsatz in den zurückliegenden zehn Jahren um 100 % und den Umsatz mit Produkten für die Medizinwirtschaft um mehr als 200 % steigern können. Heute steht dieser Umsatz daher schon für bald ein Fünftel unseres Gesamtgeschäftes. Hinzu kommen noch wesentliche Geschäfte für die Labor- und Pharmaindustrie, die wir aktuell aus administrativen Gründen noch nicht hinzuzählen, beispielsweise bei unseren Tochtergesellschaften APT in Neuss oder auch dem Masterflex-Stammwerk in Gelsenkirchen.

Zudem zeigt sich, dass unsere in den vergangenen acht Jahren stark vorangetriebene Internationalisierung, vor allem nach Asien und Nordamerika, zu einer zeitlich verzögerten Wirksamkeit der Pandemieauswirkungen führt. Nach heutigem Stand kann ich Ihnen sagen, dass die Masterflex Asia wieder normal arbeitet und schon erste Nachholeffekte bedient. In Nordamerika sind wir dem aktuell in Europa näherkommenden Stillstand offenbar zeitlich noch etwas voraus. Das wird helfen, die Krise in der Gesamtheit deutlich besser zu überstehen.

Herr Bastin, geben Sie uns doch kurz einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge in Asien, Europa und Amerika.

Dr. Bastian: In China hatten wir in unserem Werk rund vier Wochen Stillstand. Seit gut einem Monat läuft die Produktion wieder und seit etwa einer Woche auch wieder in Vollbesetzung, also mit voller Auslastung.

In Europa konnten wir bis Anfang letzter Woche auch noch keine spürbaren Rückgänge verzeichnen, aber in den letzten Tagen merken wir schon, dass das Geschäft in ersten Märkten zurückgeht. Kein Wunder, denn nicht nur unsere Kunden fahren ihr Geschäft runter, sondern das ganze Land bzw. sogar weite Teile Europas werden mehr und mehr runtergefahren.

In Amerika sind bislang noch keine Umsatz- oder Auftragseingangsrückgänge zu verzeichnen. Wir erwarten aber, dass dies mit einem zeitlichen Versatz – ähnlich wie zwischen Asien und Europa – in einigen Wochen erfolgen könnte.

Diese zeitlich versetzten Entwicklungen zeigen aber, dass eine internationale Aufstellung mit lokalen Produktions- und Vertriebsaktivitäten hilft, die Auswirkungen einer solch möglicherweise drastischen Krise etwas abzufedern und sei es nur durch zeitliche Verteilungen.

Sehen Sie sich insgesamt ausreichend vorbereitet?

Dr. Bastian: Wir sind nicht nur ausreichend, wir sind vor allem objektiv gut vorbereitet. Das hängt zum einen mit unserem Geschäftsmodell und unserer strategischen und internationalen Ausrichtung zusammen. Denn wir bedienen viele verschiedene Märkte mit völlig unterschiedlichen konjunkturellen Abhängigkeiten und Zyklen. Medizin, Luftfahrt, Chemie und allgemeine Industrie folgen unterschiedlichen Gesetzen.

Herr Bastin, wie sieht es mit den wirtschaftlichen Zielen für dieses Jahr aus?

Dr. Bastin: Niemand weiß, wie sich die kommenden Monate entwickeln werden und ob nach der Krise, wie an unserem chinesischen Standort, schnell Nachholeffekte eintreten werden. Insofern muss man das Jahr 2020 wohl unter ganz anderen Bedingungen bewerten als noch vor wenigen Wochen.

Nichtsdestotrotz ändert dies aufgrund unserer sehr frühzeitigen und sehr guten Vorbereitungen nichts an unserem übergeordneten Ziel, bis 2022 wieder dauerhaft eine zweistellige Ebit-Marge zu erreichen. Daran halten wir weiterhin fest – auch trotz der Pandemie.

Dennoch hat ihre Aktie wie viele andere deutlich eingebüßt. Wie bewerten Sie das und welche Auswirkungen hat das für Sie?

Dr. Bastin: Die Entwicklungen der Kapitalmärkte in den letzten Wochen sind ein Schock und in dieser Dimension eine Zäsur, zumal wir vielleicht noch gar nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Da die Börse bekanntlich nicht das Heute, sondern das Morgen bewertet, befürchte ich leider durchaus Schlimmes für unsere Gesamtwirtschaft. Eigentlich äußern wir uns als Vorstand nicht zu unserem eigenen Börsenkurs. Aber besondere Zeiten bedingen auch mal Ausnahmen.

Der Börsenkurs hat aktuell zeitweise das Niveau von 2010 erreicht. Das mutet schon ein bisschen skurril an. Damals hatten wir weniger als die Hälfte unseres heutigen profitablen Geschäfts mit Schläuchen und Verbindungslösungen. Der Anteil an konjunkturunabhängigen Geschäftsaktivitäten – insbesondere der Medizintechnik – machte nur einen Bruchteil des heutigen Volumens und Anteils aus. Die globale Marktverteilung im Schlauchgeschäft war im Vergleich zu heute quasi nicht vorhanden. Zudem hatten wir damals eine extrem hohe Verschuldung. Vor diesem Hintergrund kann ich die aktuelle Bewertung, trotz Pandemierisiken, nicht ansatzweise nachzuvollziehen.

Sie haben gemeinsam mit Ihrem Vorstandskollegen Anfang Februar dieses Jahres ein gutes Prozent an Aktien der Masterflex gekauft. War das ein Fehler oder einfach nur zu früh?

Dr. Bastin: Sich als Vorstand am Unternehmen zu beteiligen, kann aus meiner Sicht nie ein Fehler sein. In unserem Fall ist dies auch nicht über Optionen geschehen, sondern über privates Geld. Mein Vorstandskollege Mark Becks und ich wissen sehr genau, dass wir unser Geld in einen langfristig sehr gut aufgestellten, substanzstarken „klassischen deutschen Mittelständler“ investiert haben, der erfolgreich in unabhängigen Märkten agiert. Deshalb kann ich Ihnen versichern, dass wir auch heute zu 100 % von unserem Investment überzeugt sind.

Wenn man Ihnen so zuhört, kann man fast meinen, Masterflex blickt anders als derzeit die allermeisten Unternehmen positiv nach vorn. Ist das nicht etwas blauäugig?

Dr. Bastin: Blaue Augen habe ich ebenso wenig, wie ein positives Gefühl bezüglich dessen, was die gesellschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen betrifft, die noch vor uns liegen. Trotzdem gibt es für die Masterflex Group genug gute Gründe, um dennoch zuversichtlich zu sein. Dazu zählen unsere diversifizierten Absatzmärkte Medizin, Luftfahrt und Industrie sowie die internationale Verteilung unserer voneinander unabhängigen Geschäftseinheiten. Zudem sind unsere eigenen Zulieferketten weitgehend sehr robust. Was uns ebenfalls zugutekommt: Wir haben unsere Kostenstrukturen bereits optimiert und Ergebnispotenziale gehoben. Darüber hinaus haben der Vorstand und einige weitere Top-Manager in Schlüsselpositionen unseres Unternehmens bereits eine umfassende Hardcore-Sanierung sehr erfolgreich gestaltet, was auch durch entsprechende Auszeichnungen belegt ist. Diese Erfahrung haben wir vielen anderen Unternehmen und Unternehmenslenkern voraus. Insofern bin ich tatsächlich positiv gestimmt und fest davon überzeugt, dass die Masterflex Group diese durch das Coronavirus ausgelöste konjunkturelle Krise erfolgreich meistern wird.

Wir danken Ihnen für dieses Interview, Herr Dr. Bastin.

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