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Mit der Verabschiedung des neuen EU-Lieferkettengesetzes ist nun eine klare Richtung definiert, die Unternehmen dazu verpflichtet, negative Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf Menschenrechte und Umwelt zu überprüfen und zu minimieren. Viele europäische Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, um sich auf die sogenannte Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) vorzubereiten.
Eine Studie von Inverto mit 680 Teilnehmenden – darunter 74 aus der Healthcare- und Pharmabranche – zeigt, dass 84 % der Pharma- und Healthcare-Unternehmen in den neuen Richtlinien eine Chance erkennen. Die Möglichkeit, Menschenrechte und Umweltschutz in Einklang mit wirtschaftlichen Anforderungen zu bringen wird durchaus positiv bewertet. Dennoch gibt es auch Skepsis. Zwar müssen Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitenden, die ihre Produkte in der EU anbieten, die Vorgaben erfüllen. Für den außereuropäischen Markt aber gilt das nicht, daher fürchten 16 % um ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, haben Unternehmen bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter die Entwicklung von Compliance-Verfahren, die Verbesserung der Finanzberichterstattung und die Überwachung von Leistungskennzahlen. Obwohl die meisten Unternehmen davon ausgehen, dass die Umsetzung der CSDDD Kosten verursacht, erwarten viele von ihnen langfristig positive finanzielle Auswirkungen. Positive Effekte sehen viele insbesondere für das Image und die Attraktivität des Unternehmens sowie für die Verbesserung der ESG-Bilanz.
Dennoch stehen Pharmaunternehmen vor Herausforderungen bei der Umsetzung. Dazu zählen ein Mangel an Kapazitäten und unklare Vorgaben. Bei rund einem Drittel der Befragten aus dem Gesundheitssektor fehlen Mitarbeitende – deutlich mehr als in den anderen Branchen (22 %). Darüber hinaus macht mangelnde Transparenz es für Unternehmen schwierig, die Hebel für
eine wirksame Strategie zu erkennen. Pharmaunternehmen müssen eine funktionsübergreifende Strategie implementieren, um die neuen Regelungen umzusetzen. Der Einkauf spielt dabei eine zentrale Rolle, um Kostenkontrolle, soziale Verantwortung und Resilienz miteinander in Einklang zu bringen. Er stellt die Transparenz in der Lieferkette her und fordert fehlende Daten von Lieferanten ein. Durch Transparenz können Unternehmen nicht nur Kosten sparen, sondern auch ihre operative Effizienz steigern und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Die Einführung eines einheitlichen Lieferkettengesetzes auf EU-Ebene ist insgesamt für die international aufgestellten und bereits stark regulierten Pharmaunternehmen durchaus ein Vorteil im Vergleich zu unterschiedlichen nationalen Regelungen. Jetzt ist es wichtig, proaktiv zu handeln und die Zukunft im Einklang mit den neuen Richtlinien zu gestalten.