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Wiederbelebung des Pharmastandorts Deutschland

Weniger Bürokratie, mehr Energieeffizienz
Wiederbelebung des Pharmastandorts Deutschland

Wiederbelebung des Pharmastandorts Deutschland
Stefan Göstl, Associate Partner und Head of Life Sciences and Chemicals,Drees & Sommer Bild: Matthias Schmiedel, Drees & Sommer

Lange Zeit galt Europa als Apotheke der Welt. Deutschland als Heimat vieler Pharma-Schwergewichte nimmt bis heute eine wichtige Rolle ein, vor allem was die Produktion von Biopharmazeutika angeht. Biopharmazeutische Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von über 11 Milliarden Euro, das entspricht rund einem Drittel am Gesamtpharmamarkt. Ein zukunftsfähiger Wirtschaftszweig, wie es auf den ersten Blick scheint. Erst bei genauerem Hinsehen bröckelt das Bild: Deutschland verliert seit Jahren im internationalen Wettbewerb an Boden.

Ein Indikator ist die Anzahl der klinischen Studien. Bis vor wenigen Jahren spielte Deutschland in der weltweiten Spitzenliga. Im Jahr 2015 belegte die Bundesrepublik mit 641 durchgeführten Studien hinter den Vereinigten Staaten den zweiten Platz im internationalen Vergleich. 2021 waren es nur noch 589 – ein Rückgang um fast 10 %. Und das, obwohl Deutschland durch die hohe Bevölkerungsdichte, renommierte Universitäten und sehr gute Gesundheitseinrichtungen wichtige Voraussetzungen erfüllt. Das Problem: Die föderalen Strukturen erschweren das Forschen, da Unternehmen bei insgesamt 54 Ethikkommissionen und 17 Datenschutzbehörden Unterlagen für eine Genehmigung einreichen müssen. Und während hierzulande noch verwaltet wird, ziehen andere Länder mit schnelleren Entscheidungsprozessen vorbei. Dabei zählt nach einer erfolgreichen klinischen Studie jede Minute, um neue Medikamente an den Markt zu bringen, denn ein Blockbuster hat nur 10 Jahre lang Zeit, die Investitionen für F&E einzuspielen – danach läuft der Patentschutz ab und Generika drängen auf den Markt. 

Gleichzeitig locken europäische Nachbarstaaten und vor allem die USA mit Subventionspaketen, die Produktionsverlagerungen attraktiv machen. Perspektivisch kommt es damit auch zu einer Erosion der Fachkräfte – ein Brain Drain, der für den F&E-Standort Deutschland verheerend ist.

Auch wirtschaftlich stehen Pharmaunternehmen zunehmend unter Druck. Inflation und hohe Energiekosten setzen den Firmen stark zu. Vor allem das Geschäft mit der Produktion von Generika ist hart umkämpft, geht es für Unternehmen im Wettbewerb mit asiatischen Herstellern doch um jeden Cent. Steigende Energiekosten treffen diese Firmen doppelt – sowohl im eigenen Herstellungsprozess, als auch über die teurer gewordenen Vorprodukte. Diese Kosten lassen sich bedingt beeinflussen. So können Unternehmen zumindest bei der Energieeffizienz ihrer eigenen Gebäude und Anlagen ansetzen: Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade, hochdämmende Gebäudehüllen und eine Kombination aus Erdwärme und Solarthermie können in Kombination mit moderner Gebäudeautomatisierung wertvolle Energie einsparen.

Wenn Deutschland wieder in die Spitzengruppe aufschließen will, sind folglich dringend einheitliche Standards und Prozesse notwendig, um die Studiendurchführung zu erleichtern. Davon profitiert nicht nur der Forschungsstandort, sondern auch zahlreiche Patientinnen und Patienten, die Zugang zu den neuesten Medikamenten erhalten – Jahre bevor sie am Markt erhältlich sind. Gleichzeitig lohnt der Blick auf die eigenen Gebäude und Anlagen, um die Energiefresser auf Diät zu setzen.

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