Ein Algorithmus zeigt die Macht, die hinter künstlicher Intelligenz stehen kann: Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und mehrerer Universitäts-Hautkliniken haben dazu 100 Bilder von Hautmerkmalen 157 Dermatologen deutscher Universitäts-Hautkliniken zur Beurteilung vorgelegt. Abgebildet waren Hautauffälligkeiten, die Frage: Ist es ein Melanom – der berüchtigte schwarze Hautkrebs? Soll eine Biopsie zur gesicherten Diagnose durchgeführt werden? Ein Computer mit einem vorab durch 12 378 andere Bilder trainierten Algorithmus bewertete die 100 Hautmerkmale ebenso und schlug 136 der Dermatologen, 14 schafften gleiche Diagnosen und nur sieben Ärzte hatten bessere Diagnoseergebnisse als der Computer. Die Ergebnisse, die im European Journal of Cancer veröffentlicht wurden, zeigen deutlich, wie wichtig künstliche Intelligenz als Teil der Digitalisierung in der Medizin- und Pharmawelt ist und noch weiter sein wird.
Künstliche Intelligenz ist eine wertvolle Unterstützung, kann aber keine Therapie übernehmen. Damit ist Angst und Sorge unbegründet. In der Pharmaindustrie helfen Deep-Learning-Systeme, neue Wirkstoffe zu entwickeln und die Time-to-Market für neue Medikamente und Wirkstoffe zu verkürzen. Viele der großen Pharmaunternehmen bauen bereits mit verschiedenen Kooperationen und eigenen Entwicklungen KI-Kompetenz auf. Potenzielle Wirkstoffe sind so laut Branchenexpertise um knapp ein Viertel schneller und günstiger zu identifizieren.
Neben neuen Wirkstoffen können jedoch auch bereits entwickelte Substanzen zu neuen Wirkstoffkombinationen zusammengefügt werden. Dazu lassen sich medizinische Studien und Millionen Artikel aus medizinischen Publikationen automatisiert analysieren, um bisher versteckte Zusammenhänge zu entdecken. Selbst Medikamente, die aufgrund mangelnder Wirksamkeit für einen primären Einsatzzweck nicht genutzt werden, können dank KI ein zweites Leben erhalten. Die Verluste lassen sich so immens minimieren.
Algorithmen erkennen Muster schneller, als je ein Forscher sie analysieren könnte – eine Chance, die dringend genutzt werden muss. Angst ist unbegründet, denn KI wird weder den Menschen noch die Arbeit des Menschen ersetzen können. Aber künstliche Intelligenz kann die Arbeit der Forscher und Entwickler vereinfachen, Fehler reduzieren und noch weiteren Raum für wesentliche Grundlagenforschung geben, während Algorithmen eine Arbeitslast tragen können, die sonst kaum zu bewältigen wäre. Damit ist nicht nur der Forschung und Entwicklung geholfen, sondern vor allem den Patienten – auch denen, die unter seltenen Krankheiten leiden, deren Therapie sonst kaum wirtschaftlich wäre. KI wird ein wesentlicher Bestandteil von Wettbewerbsfähigkeit sein, und das nicht nur im Healthcare-Sektor.
„Künstliche Intelligenz kann
die Arbeit der Forscher und Entwickler vereinfachen, Fehler reduzieren und noch weiteren Raum für wesentliche Grundlagenforschung geben.“