Beim Schweißen – aber auch beim Glühen – unter Zutritt von Luftatmosphäre bilden sich auf Edelstahlbauteilen typische rot-blau-schwarze Anlauffarben, die im Wesentlichen aus den drei Eisenoxiden FeO, Fe2O3, Fe3O4 (Wüstit, Hämatit, Magnetit) bestehen. Diese Oxidschichten zerstören die chromoxidreiche Passivschicht und führen beim Anlagenbetrieb unter Wasserzutritt erfahrungsgemäß zu bauteilzerstörender Korrosion. Aus diesem Grund müssen Anlauffarben etwa im Rohrinneren durch Formierung mit Inertgas (z. B. Argon) vermieden und im Außenbereich durch sachgerechtes chemisches Beizen und Passivierung gesichert rückstandsfrei entfernt werden. Mechanisches Verschleifen entfernt Anlauffarben erfahrungsgemäß nicht gesichert bzw. nicht rückstandsfrei.
Abb. A 4: Entstehung von eisenoxidischen Anlauffarben in der Hitzeeinflusszone durch Sauerstoffanreicherung im Formiergas beim Schweißprozess. (Quelle: J. V. Hansen, Influence of residual oxygen on the welding result, International Conference on orbital welding, La Baule, 1997)
Abb. A 5: Einfluss des Restsauerstoffgehaltes im Formiergas Argon auf die Ausbildung von Anlauffarben in der Hitzeeinflusszone von Orbitalschweißnähten (Werkstoff 316L = 1.4404). (Quelle: AWS D18.2; Guide to weld discoloration levels on inside of austenitic stainless steel tube, American Welding Society, 550 N.W. LeJeune Road, Miami, FlL, USA, 1999)
Farbe |
Temperatur |
Dicke |
Morphologie |
Passivschicht |
≤ 5 nm |
> 1 |
|
Chromgelb |
< 400 °C |
≤ 25 nm |
> 1 |
Strohgelb |
≤ 400 °C |
25–50 nm |
> 1 |
Goldgelb |
500 °C |
50–75 nm |
< 1 |
Braunrot |
650 °C |
75–100 nm |
< 1 |
Kobaltblau |
100–125 nm |
< 1 |
|
Lichtblau |
1.000 °C |
125–175 nm |
< 1 |
Farblos |
175–275 nm |
< 1 |
|
Braungrau |
1.200 °C |
> 275 nm |
< 1 |
© 2013 – ECV – Lexikon der Pharmatechnologie