In der Betriebspraxis treten verschiedene Formen und Arten von Korrosion auf, die sich sowohl im Erscheinungsbild als auch im Entstehungsmechanismus deutlich unterscheiden. Dabei ist zu erkennen, dass der Werkstoff und v. a. auch das Angriffsmedium und die Umgebungsbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf die Korrosionsform ausüben.
Im Gegensatz zu den bekannten, vorwiegend flächigen Korrosionen bei niedriglegiertem Baustahl zeigen austenitische Edelstahllegierungen eine ganze Reihe unterschiedlicher Korrosionsformen, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind und die deutlich unterschiedliche Korrosionserscheinungsformen zeigen. In der Praxis zeigen sich häufig Mischformen mehrerer Korrosionstypen, wobei es meist einer eingehenden Expertise eines Fachmannes bedarf, die Hauptverursachung in Verbindung mit latenten Herstellungsdefekten am Bauteil und / oder entsprechenden Umgebungsbedingungen des Bauteileinsatzes zu erkennen.
Die klassischen Formen der Korrosionstypen bei Edelstahllegierungen sind:
-
Lochfraßkorrosion (Pitting), meist infolge chloridinduzierter Korrosion im sauren Medium,
-
interkristalline Korrosion infolge Chromcarbidbildung (Sensibilisierung) in den Korngrenzenbereichen,
-
Spannungsrisskorrosion infolge den chemischen Angriff begleitender mechanischer Spannungszustände im Bauteil, wobei zwischen interkristalliner Spannungsrisskorrosion und transkristalliner Spannungsrisskorrosion unterschieden wird, je nachdem ob die Rissbildung entlang der Korngrenzen (inter) oder durch das Korn (trans) verläuft,
-
Schwingungskorrosion infolge dynamischer mechanischer Spannungsbelastung des chemisch beanspruchten Bauteils,
-
flächige Korrosion durch großflächige Passivschichtauflösung infolge Fremdstoffkontamination wie Fremdrost oder aber die typische Rougingbildung (Rouging) bei heißen Reinwässern (Wasser) bzw. Reindampf,
-
Spaltkorrosion in konstruktiven Spalten bei Edelstahlkonstruktionen.
Während die flächige Korrosion einen kalkulierbaren Flächenabtrag > 0,1 mm/Jahr betrifft, sind die anderen (lokalen) Formen der Korrosion aus chemisch-physikalischer Sicht meist extrem komplex und kaum einer einfach berechenbaren Schädigung zuzuordnen. Anlagensysteme bzw. praktische Anforderungsbedingungen etwa bei Produktumstellungen sind so auszulegen, dass die Formen der lokalen Korrosionsarten sicher vermieden werden.
© 2013 – ECV – Lexikon der Pharmatechnologie