Zerstörung bzw. Auflösung der Passivschicht durch chemischen Angriff eines Mediums bzw. durch Einstellung entsprechender elektrochemischer Bedingungen bei der Elektrolyse.
Die chromoxidreiche Passivschicht auf austenitischen Edelstahloberflächen steht in einem dynamischen Gleichgewicht, das heißt, lokale De- und Repassivierungseffekte sind unter konstanten Umgebungsbedingungen qualitativ und quantitativ gleich groß.
Dieses hängt z. B. von dem Temperaturniveau und dem Sauerstoffangebot sowie der Absenz aggressiver Chloridionen in der Umgebung einer Oberfläche ab.
Eine merkliche Temperaturerhöhung und eine gleichzeitige Sauerstoffverarmung — etwa bei heißem Reinwasser bzw. Reindampf — führt erfahrungsgemäß zu einer deutlichen Verschiebung sowohl des De- / Repassivierungsgleichgewichts als auch zu einer Erhöhung der Bereitschaft (Affinität) der Eisenatome in der Passivschicht, Hydroxidbildungen bzw. Oxidbildungen einzugehen.
Diese Veränderungen führen erfahrungsgemäß zum lokalen Passivschichtkollaps und damit zur Rougingbildung (Rouging) an diskreten Stellen der Edelstahloberfläche.
Prinzipiell erfolgt auch beim chemischen Beizen sowie beim elektrochemischen Polieren eine völlige Auflösung der Passivschicht – allerdings unter kontrollierten Bedingungen und v. a. mit dem Ziel, dass sich nach Abschluss des Verfahrens neuerlich eine ungestörte bzw. unbeschränkt deckende Passivschicht aufbaut.
Auch die Lochfraßkorrosion, die in der Regel durch die lokale Anreicherung von Chloridionen etwa in Poren oder Rissen induziert wird, startet durch einen lokalen Passivschichtkollaps, indem an diesen Stellen die Passivschicht durchbrochen und der zerstörende Korrosionsstromkreis geschlossen wird.
© 2013 – ECV – Lexikon der Pharmatechnologie