Auch: Verformungsmartensit.
Lokaler martensitischer (Martensit) Gefügebestandteil infolge kaltplastischen Umformens mit hohen Umformgraden.
Er bildet sich z. B. aus Austenit oder aus Ferrit durch kristalline Umorientierung infolge energetischer Umsetzungen bei Verformungsvorgängen beim kaltplastischen spanlosen Umformen oder auch beim spanabhebenden Verarbeiten wie z. B. beim Schleifen (Schleifmartensit). Die Martensitkristalle sind als spezifische Strukturbereiche gleichmäßig verteilt und in die betroffenen austenitischen bzw. ferritischen Gefügephasen eingelagert. Gefügeänderungen (-umwandlungen) in ein martensitisches Ordnungssystem des Metallgitters sind v. a. vom Härten bekannt.
Bei kaltplastischen Umformvorgängen (z. B. Tiefziehen) werden durch Umformkräfte von außen gezielt mechanische Spannungen aufgebracht, die zum erwünschten Umformvorgang führen. Diese Spannungen verursachen entsprechende Gitterverspannungen im Metallgitter, woraus entsprechende Gleitvorgänge über bevorzugte Gitterbereiche (Gitterfehler) resultieren. Im Rahmen dieser Vorgänge können einzelne austenitische oder ferritische Gitterbereiche infolge stark erhöhter mechanischer Gitterspannungen (Gitterenergie) in martensitische Ordnungsstrukturen umklappen.
Eine Rückführung (Normalisierung) dieser Martensitstrukturen in ursprüngliche Austenit- bzw. Ferritstrukturen kann z. B. durch kontrolliertes Glühen (Rekristallisations-, Spannungsfrei- oder Lösungsglühen) erfolgen.
© 2013 – ECV – Lexikon der Pharmatechnologie