Matthias Kremer, Leiter Globales Branchenmanagement und Branchenmanager Wasser/Abwasser führte durch die Veranstaltung aus dem Mecom-Filmstudio in Fulda. Nach einer kurzen Einleitung übergab er den Staffelstab direkt an Ulrich Träger. Der Experte zur Pharmawassererzeugung erläuterte detailreich, worauf es bei der Herstellung von WFI & Co ankommt. Er gab einen Überblick über die aktuellen Normen und Regeln. Er erklärte, was in der EU und den USA erlaubt ist und was nicht. Nach einem Ritt durch die Normenwelt erläuterte der Experte die verschiedenen Methoden und gab Hilfesellung bei der Auslegung. „Bei der Herstellung von WFI setzen die Unternehmen in Europa nach wie vor auf die Destillation. Thermokompressoren, die in den USA weit verbreitet sind, spielen nur eine untergeordnete Rolle. Ebenso wie die seit 2017 zugelassenen Membrananlagen. Wir haben in den letzten Jahren gerade einmal sieben Stück verkauft“, sagt Träger.
Aufgrund ihrer Beschaffenheit besitzen Pharmawasseranlagen im Inneren riesige Oberflächen. „Eine 1000-l-Anlage hat schnell 500 m2 Oberfläche allein in der Enthärtung“, so der Experte. „Deshalb müssen die Anlagen regelmäßig sanitisiert werden.“ Hierbei tendiert Träger klar zur thermischen Sanitisierung: „Das Verfahren ist einfach, die Betriebsunterbrechungen kurz und die Ergebnisse hervorragend.“
Anspruchsvoller Anlagenbau
Der Bau einer Pharmawasseranlage ist anspruchsvoll und es benötigt eine umfangreiche, hygienische Messtechnik, die die Anlage in vielerlei Hinsicht überwacht. Messgrößen wie Temperatur, Leitfähigkeit oder Druchfluss müssen erfasst werden. Jumo liefert dazu einige Produkte, die das Unternehmen im Rahmen des Branchentags Pharmawasser vorstellte. Natürlich stand dabei die Impfstoffproduktion immer wieder im Fokus.
Den Anfang machte Jonas Naumann, Produktmanager Druck, mit seinem Vortrag „Verlässliche und hochgenaue Druckmessung bei anspruchsvollen Anwendungen“. Nach seiner Einführung in die Druckmessung präsentierte er den nach hygienischen Anforderungen auf Präzisionsmessung und Langlebigkeit konstruierten Druckmessumformer Taros S46 H. Die hohe Schutzart und das voll verschweißte, kompakte Design ermöglichen rückstandslose Reinigungsvorgänge und eine hohe Temperaturverträglichkeit für SIP- und CIP-Prozesse. Seine aktive Temperaturkompensation sorgt für präzise Druckmessungen und dadurch für erhöhte Prozesssicherheit. Durch die Verwendung FDA-konformer Materialien und hygienischer Prozessanschlüsse (Clamp, Varivent, Jumo Peka) wird die Sicherheit und gute Reinigbarkeit garantiert.
Modulares Automatisierungssystem
Im Anschluss präsentierten Michael Wiener, Produktmanager Automation, und Nico Müller, Produktmanager Software, in ihrem Vortrag „Lückenloses Impfstoff-Monitoring mit einem modularen Automatisierungssystem bis in die Cloud“, was das Jumo Varitron 500 zu leisten vermag. In diesem Gerät kommt erstmals eine völlig neue Hard- und Softwareplattform zum Einsatz, bei deren Entwicklung das Thema „Skalierbarkeit“ ganz oben auf der Agenda stand. Das Ergebnis ist modular, flexibel und zukunftsfähig. Basis des Varitron 500 ist eine Hardware-Plattform mit einem 800-MHz-Prozessor, der je nach Anwendung als Single-, Dual- oder Quad-Core-Variante eingesetzt werden kann. Die Software ist auf Basis einer Linux-Plattform modular aufgebaut und ermöglicht eine sehr gute Skalierbarkeit der Performance, Speicher und Schnittstellen. Eine weitere Besonderheit ist ein kundenspezifischer Konfigurations- und Prozess-Dateneditor. Über eine Profinet-IO-Device-Schnittstelle ist zukünftig eine Anbindung an übergeordnete Steuerungssysteme alternativ via Modbus TCP möglich.
FDA-konforme Datenaufzeichnung
Manfred Walter, Produktmanager Anzeiger, Messumformer, Registriergeräte bei Jumo, führte in seinem Vortrag „FDA-konforme Datenaufzeichnung mit Chargenreport – alle Daten sicher im Griff“ aus, wie Produktionsdaten sicher aufgezeichnet werden können. Mit dem neuen Typenzusatz 887 „Manipulationserkennung mit digitalem Zertifikat“ verfügt der Jumo-Bildschirmschreiber Logoscreen über eine TÜV-geprüfte Funktion zur Gewährleistung der Datensicherheit. Auf Basis eines digitalen Gerätezertifikats lässt sich nachweisen, dass die Registrierdaten nicht manipuliert wurden: weder im Gerät, noch während der Übertragung, noch bei der Auswertung. Dadurch hat der Anwender bei kritischen Audits einen sicheren Nachweis, dass keine Manipulation der aufgezeichneten Prozessdaten vorliegt.
Mit dem ebenfalls neuen Typenzusatz 888 „FDA 21 CFR Part 11 mit digitalem Zertifikat“ erfüllt der Bildschirmschreiber darüber hinaus alle FDA-Anforderungen zur papierlosen digitalen Prozessdatenaufzeichnung in der Pharma- und Lebensmittelindustrie.
CIP im Fokus
Den Abschluss bildete das Thema „Produktsicherheit: Cleaning-in-Place (CIP) bei der Impfstoff-Produktion – Theorie & Praxis“. Martin Eppinger, Jumo-Branchenmanager Lebensmittel/Getränke, und Lukas Kerner, Forschungs- und Entwicklungsingenieur bei Kaspar Schulz, gaben Einblicke in die Welt der Leitfähigkeits-, Konzentrations- und Reinstwassermessung. Als Praxisbeispiel diente das von Kaspar Schulz entwickelte CIP-Mobil bei der Impfstoffproduktion.
Vorträge on demand
Wer mehr über die Produktion von Pharmawasser und der dazugehörigen Mess- und Automatisierungstechnik wissen möchte, kann die Vorträge auf der Jumo-Xperience-Plattform anschauen. (br)