Vor knapp zwei Jahren wurde Chemgineering von der Biotest AG mit dem Umzug verschiedener Labore (Qualitätssicherung, Forschung & Entwicklung) und des Wareneingang Plasma (WEP) in einen Neubau beauftragt. Die besondere Herausforderung lag dabei in der Notwendigkeit, die Abteilungen bei laufendem Betrieb umzuziehen. Erfahrungsgemäß ist im Neubau bei solchen Projekten mit unerwarteten Störungen zu rechnen.
Biotest stellt aus menschlichen Blutplasmaspenden Blutgerinnungsmedikamente und Medikamente für die Intensivmedizin her. Im Rahmen einer Erweiterung am Standort Dreieich wurden ein neues Gebäude für den Wareneingang und begleitende Labors erstellt. Der Neubau gliedert sich in vier Bauteile (siehe Bild oben rechts). Die Bauteile c und d werden vom WEP genutzt. Hier wird das angelieferte Blutplasma in Empfang genommen und in Bauteil d in einer auf -30 °C gekühlten Kühlzelle eingelagert. In Bauteil a befinden sich QK-Labors. In diesen Labors werden unter anderem Plasmaproben aus dem WEP geprüft. Im ersten Obergeschoss befinden sich außerdem noch Büroräume. Im zweiten Obergeschoss sind Labors der biologischen Sicherheitseinstufung S2 und S3 für eine Forschungsabteilung untergebracht. Weitere Büros, Pausenräume usw. befinden sind im Bauteil b.
Teilprojektleitung und Koordination
Der Auftragsumfang von Chemgineering umfasste die Teilprojektleitung und Koordination für den Umzug aller hier untergebrachten Abteilungen. Am Anfang des Projekts stand die Erstellung des Umzug-Masterplans. Dieser beschreibt die Bedingungen und das Vorgehen für den Umzug und legt die Vorgehensweise, die zu erstellenden Dokumente sowie die Verantwortlichkeiten fest.
Ein Teil der Labors musste im laufenden Betrieb umziehen, damit weiterhin Proben bearbeitet werden konnten. Ein Ausfall der Labors bzw. des WEP hätte einen direkten Einfluss auf die Produktion und somit wirtschaftliche Auswirkungen gehabt. Der Umzug wurde daher in drei verschiedenen Phasen geplant. Phase 0 beinhaltete den Einkauf, die Installation und gegebenenfalls Qualifikation von neu zu erwerbendem Equipment, die Erstellung der erforderlichen Dokumente (Umzugsrisikoana-lyse, Terminplan, Umzugslisten, Ausschreibungsunterlagen usw.) und die Vergabe externer Arbeiten. In Phase 1 fand der Umzug des ersten Teils des Equipments unter Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Bestandslabors statt. Phase 2 schließlich lief nach Herstellung der Funktionsfähigkeit des Labors im Neubau an. Hier soll der Umzug des zweiten Teils des Equipments stattfinden.
Die Phase 0 fand für alle umziehenden Abteilungen zeitgleich statt. Die Phasen 1 und 2 wurden abteilungsspezifisch betrachtet und bei Bedarf pro Arbeits-/Laborbereich einer Abteilung aufgegliedert.
Als Vorbereitung für den Umzug und zur Erstellung der Ausschreibungsunterlagen wurde pro Abteilung das umziehende Equipment (Laborgeräte, Chemikalien, Reagenzien, Büromaterialien, PCs usw.) erfasst. In einer Umzugsliste pro Abteilung wurden folgende Punkte festgehalten:
- Gerätebezeichnung
- Bestands- oder Neugerät
- Alter und neuer Standort
- Geräteangaben (Hersteller, Gewicht, Abmessungen)
- Kritikalität für den Laborbetrieb
- Empfindlichkeit gegen Erschütterungen oder Temperatur
- Gefährdungspotenzial (Biostoff/Gefahrstoff)
- Geräteverantwortlicher (Ansprechpartner für den Umzug aus der Abteilung)
- Erforderlicher Herstellersupport
- Geräteanschlüsse (Strom, Wasser, Abwasser, Druckluft usw.)
- Versicherungskosten bei Neubeschaffung
- Umzugszeitpunkt (Phase)
In Zusammenarbeit mit den Ansprechpartnern aus den Abteilungen wurde zunächst ein Terminplan für den Umzug der Laborgeräte erstellt. Im Grobterminplan wurden Meilensteine für den Start des Umzugs, vorbereitende Maßnahmen und die einzelnen Umzugsphasen dargestellt. Unter der jeweiligen Phase wurden dabei die Geräte abteilungsweise aufgelistet.
Danach wurden für jedes Gerät die Umzugsaktivitäten im Feinterminplan bis zum Routinebetrieb bzw. bei Neugeräten für die Beschaffung bis zum Routinebetrieb definiert.
Der nächste Schritt war, ein Lastenheft für die Ausschreibung des Umzugs zu erstellen. In diesem Lastenheft wurden das Vorgehen für den Umzug sowie die Verantwortlichkeiten für die einzelnen Schritte beim Umzug beschrieben. Der Terminplan, die Umzugslisten und Pläne der Gebäude waren im Anhang des Lastenhefts ebenfalls Teil der Ausschreibungsunterlagen.
Der Vorteil liegt im Detail
Aufgrund der detaillierten Ausschreibungsunterlagen konnten sehr gut vergleichbare und qualitativ hochwertige Angebote ausgewertet werden, was im Vergabegespräch mit den Firmen zu großer Verhandlungssicherheit und vertrauenswürdigen Preisen führte. Das ausgewählte Umzugsunternehmen erstellte ein Umzugshandbuch. Dieses wurde vor dem Umzug den Mitarbeitern der umziehenden Abteilungen vorgestellt und diente als Leitfaden für den Umzug. Im Umzugshandbuch fanden sich Informationen zu:
- den Ansprechpartnern inklusive der Kontaktdaten des Umzugsunternehmens, der umziehenden Abteilungen und des Projektteams,
- den zu verwendenden Verpackungs-materialien,
- dem Ablauf des Umzugs für die einzelnen Abteilungen,
- der Kennzeichnung des Umzugsgutes,
- der Position des Fundbüros und des Packmaterialpools.
Zum Ende der Bauphase erfolgte die Lieferung der Neugeräte. Hier musste die Anlieferung, Einbringung, Aufstellung und Inbetriebnahme koordiniert und betreut werden. Die Liste der Neugeräte umfasste kleinere Laborgeräte wie Waagen und Zentrifugen sowie Kühl-, Gefrier- und Tiefgefrierschränke (-80 °C) und drei Autoklaven. Die Herausforderung war hierbei die Koordination der verschiedenen Lieferanten und die Abstimmung mit der Bauleitung.
Während des ganzen Projekts wurde eng mit dem Projektteam für den Neubau zusammengearbeitet. Dies war unabdingbar, da Verzögerungen auf der Baustelle auch einen direkten Einfluss auf die Umzugsplanung hatten. Auch nach Beginn des Umzugs musste das Vorgehen mit der Bauleitung eng abgestimmt werden, da noch einige Restarbeiten im Neubau zu erfolgen hatten.
Erfolgreich abgeschlossen
Die sehr detaillierte Planung und die gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien ermöglichten einen erfolgreichen Umzug. Die Labors und der WEP sind ohne umzugsbedingte Betriebsausfälle in den Neubau umgezogen und haben den Betrieb aufgenommen.
Bei so komplexen Umzugsvorhaben im laufenden Betrieb ist die detaillierte Planung und die enge Zusammenarbeit zwischen Projektleitung, Betrieb und Umzugsfirma der Schlüssel zum Erfolg. Das Beratungs- und Engineeringunternehmen Chemgineering verfügt über langjährige Erfahrung bei der Abwicklung von solchen Projekten un kann somit einen reibungslosen Projektablauf garantieren. . Chemgineering hat seinen Schwerpunkt auf Beratung und Projektrealisierung für Produktionsbetriebe der Pharma-, Biotechnologie-, Medizintechnik- und Diagnostikaindustrie gelegt. Je nach Bedarf plant der Dienstleister einzelne Projektabschnitte oder deckt als Generalplaner sämtliche erforderliche Fachbereiche ab.
www.prozesstechnik-online.deSuchwort: php0416chemgineering
Olaf Maassen
Projektingenieur,Chemgineeering
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