Der Wahrheitsgehalt von Marco Polos Reiseerinnerungen (1254 bis 1324) war schon zu seinen Lebzeiten bestritten, das hat sich bis heute nicht geändert: Warum erwähnt er wohl kein Wort von der chinesischen Mauer, wenn er tatsächlich über zehn Jahre am Hof des Kublai Khan gastierte? Warum blieb er dort so lange? Das heilige Öl aus dem Jesusgrab war doch abgeliefert. Vielleicht weil sie die 100 geforderten christlichen Missionare nicht mitgebracht hatten?Auf jeden Fall wollte der Khan die Handelsreisenden aus Venedig nicht mehr so einfach gehen lassen. Erst als die Landwege zu waren und eine Prinzessin zur Hochzeit nach Persien musste, ließ er seine Venezianer ziehen. 1295 kamen sie zurück nach Hause. 1298 zog Marco in den Seekrieg gegen Genua. Er geriet in Gefangenschaft und diktierte dort Rustichello da Pisa seine Erinnerungen (Libro delle meravigilie del mondo, später I milione). Manches ist dort minutiös geschildert, manches sehr oberflächlich. Die Gelehrten machten sich über seine sehr exakt wirkenden Angaben her; noch der Genuese Christoph Kolumbus berechnete die Route nach Indien mithilfe des Werkes. Übrigens kann man Marco Polo höchstens den Spaghetti-Import zuschreiben. Nudeln, auch getrocknet, waren bereits vorher in Europa bekannt.