Milla Sofia kommt aus Finnland, ist 24 Jahre alt und ein Fashion Girl. Das finnische Supermodel mit etwa 200 000 Followern in den sozialen Medien besitzt eine eigene Webseite und arbeitet seit letzter Woche für einen finnischen Online-Store, der Handyhüllen verkauft. Nur bei Finnlands Next Top-Model hat Milla Sofia noch nicht mitgemacht. Denn – Sie ahnen es schon – es gibt einen Haken: Die nordische Schönheit ist vollständig mit KI generiert.
Auf den ersten Blick sind die Bilder – aus einer gewissen Perspektive betrachtet – umwerfend. Selbst bei genauerer Betrachtung der Bilder von Milla Sofia lässt sich nicht entscheiden, ob es sich um eine reale Person oder eine fiktive Pixelansammlung handelt. Die Qualität der KI-generierten Bilder ist mittlerweile mehr als erstaunlich. Während bei älteren KI-Supermodels wie Lil Miquela der Unterschied noch deutlich zu sehen ist, ist bei Milla Sofia die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwunden.
Milla Sofia geht offen mit der künstlichen Identität um
Perfekte Bilder kennen wir schon von anderen realen Personen, die digital aufbereitet wurden. Keine Sommersprosse oder Hautirritation – oder gar ein Fältchen – zieren Promis auf den nachträglich bearbeiteten digitalen Fotos. Neu ist aber, dass mehr und mehr digitale Persönlichkeiten im Internet existieren, hinter denen keine reale Person steht und es immer schwieriger wird, diese zu erkennen. Im Falle von Milla Sofia ist das kein Problem, schließlich geht sie mit ihrer künstlichen Erscheinung offen um und schreibt dies auch im zweiten Satz auf ihrer Homepage. Dennoch folgen ihr viele Menschen auf Instagram, X und Youtube. Und bei vielen Kommentaren unter den Bildern hat man den Eindruck, dass dieser Umstand den kommentierenden Personen nicht ganz klar ist.
Modewelt reagiert
Das bringt die Modewelt auf den Plan. Modelabels haben nämlich die digitale Welt schon vor ein paar Jahren für sich entdeckt. Künstlich geschaffene Models wie Lil Miquela, Vicki Verano oder Milla Sofia sind pflegeleicht, haben keine Starallüren und stehen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Sie präsentieren Modemarken per Bild oder Video im Internet. So läuft Milla Sofia auf Youtube-Bildern über den Laufsteg und präsentiert die neuesten Kreationen eines Designers. Im März 2023 kündigte Levi Strauss & Co. eine Partnerschaft mit Lalaland.ai mit dem Ziel an, menschliche Models durch KI-generierte Models zu ersetzen.
Künstliche Bilderflut
Der Papst in Daunenjacke oder die Ex-Kanzlerin bei einer Rede im Wald: Es wird geschummelt, was das Zeug hält. Bildern im Internet kann man heute nicht mehr trauen. Wir müssen eine gesunde Skepsis gegenüber dem, was wir da auf dem Bildschirm sehen, entwickeln. Die Unterscheidung, was ist echt und was nicht, fällt uns allerdings immer schwerer, je besser die Maschinen werden. Und genau das liegt in ihrer ureigensten DNA. Als selbstlernende Systeme werden sie immer besser.
Milla Sofia als Servicetechnikerin?
Noch hat Milla Sofia nur einen Vertrag mit einer Online-Plattform. Doch das Geschäftsmodell mit künstlichen Identitäten geht weiter. Ich bin gespannt, wie sich der Weg von Milla Sofia weiterentwickelt. Vielleicht taucht sie irgendwann als digitale Servicetechnikerin auf, die das Wartungspersonal in der chemischen Industrie durch die Reparatur einer Pumpe oder Armatur führt. Denn hinter der schönen Fassade arbeitet eine hochintelligente Maschine, die das problemlos kann.
Ich bin bei meinem Bild jedenfalls wieder zum Original zurückgekehrt. Dann stehen eben ein paar Menschen auf der Brücke und das Bild ist nicht ganz perfekt. Dafür ist es authentisch.
Wie ist Ihre Meinung? Sollen Bilder, die durch künstliche Intelligenz erzeugt wurden, einer Kennzeichnungspflicht unterliegen? Schreiben Sie mir eine Mail an bernd.rademacher@konradin.de oder nutzen Sie das untenstehende Formular. Ich bin auf Ihre Antworten gespannt.
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