Mit Hilfe von PremiTest lassen sich Antibiotika und Sulfonamid-Verbindungen in frischem Fleisch, Fisch und Eiern nachweisen. Dieser Antibiotika-Screening-Test wurde vor kurzem vom Ministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft als zulässiges Prüfinstrument für die betriebliche Eigenkontrolle anerkannt. Ein Anwender des Tests ist die Heinrich Nölke GmbH & Co. KG. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb qualitativ hochwertiger Wurstwaren spezialisiert.
Das Unternehmen Heinrich Nölke wurde 1924 als Familienbetrieb in Versmold gegründet. Es gehört heute zur Nölke-Gruppe. Mit den Marken Gutfried, Menzefricke und Müritzer vertreibt Nölke ein breites Sortiment an Wurstwaren aus Geflügel- und Schweinefleisch. Nölke war Pionier im Bereich Selbstbedienungsverpackung und Geflügelwurst. Inzwischen hat sich das Unternehmen zum Spezialisten für Nahrungsmittel aus Putenfleisch entwickelt und ist mit der Marke Gutfried marktführend in diesem Segment. Von elementarer Bedeutung für Nölke ist, dass die Produktion auf gleich bleibend hohem Qualitätsniveau abläuft. Dies gilt auch im Hinblick auf mögliche Mängel durch Rückstände von Tierarzneimitteln.
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Bei seinen Putenprodukten sichert Nölke die Qualität des Fleisches bereits zu Beginn der Produktionskette. Hierzu arbeitet das Unternehmen eng mit den Schlacht- und Zerlegebetrieben der Velisco GmbH & Co. KG zusammen, an der die Nölke-Holding die Mehrheitsbeteiligung hat. Velisco operiert nach den streng definierten Qualitätsstandards der Gutfried-Vertrauensproduktion und wird neutral durch Orgainvent kontrolliert.
Darüber hinaus nimmt Nölke über entsprechende Abkommen mit seinen Vertragsmästern auch Einfluss auf die verwendeten Futtermittel. So ist sichergestellt, dass das Putenfleisch frei von Antibiotikarückständen ist, wenn es im Versmolder Verarbeitungsbetrieb ankommt.
Risikofaktor Schweinefleisch
Anders ist die Situation bei den Schweinefleischprodukten. Hier bezieht Nölke das Fleisch von externen Lieferanten. Die Folge: Es sind zusätzliche Instrumente notwendig, um sicherzustellen, dass das Fleisch frei von Antibiotikarückständen und damit unbedenklich ist. Denn das Risiko ist hoch: Befinden sich Rückstände im Fleisch, steht nicht nur die Gesundheit der Verbraucher auf dem Spiel, sondern es kann auch zu Fehlreifungen bei der Rohwurstproduktion kommen. Dem Fleischer bleibt dann keine andere Wahl, als solche Produkte als Ausschuss zu entsorgen.
Deshalb hat sich die Geschäftsführung von Nölke entschlossen, über die im nationalen Rückstandskontrollplan gesetzlich festgelegten Mindestkontrollen hinaus aktiv zu werden. Der Rückstandskontrollplan basiert auf der EG-Verordnung 2377/90 sowie der dazugehörigen Änderungsverordnung 1191/98. Hiermit hat die EU-Gesetzgebung ein Gemeinschaftsverfahren für die Festsetzung von Höchstmengen an Tierarzneimittelrückständen in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs geschaffen. Seit 1989 wird der nationale Rückstandskontrollplan von den Ländern gemeinsam mit dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) durchgeführt, seit dem 01. Januar 2002 unter der federführenden Koordination des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Offizielle Prüfinstrumente für die Durchführung des Rückstandskontrollplans, der von der Fleischhygieneverordnung vorgeschrieben wird, sind der Dreiplattentest oder der PremiTest.
Testsystem
Mit diesen stichprobenartigen Kontrollen gab sich Nölke jedoch nicht zufrieden. Vor rund zwei Jahren entschied man sich für die Durchführung von betrieblichen Eigenkontrollen und suchte für diese Zwecke nach einem Testsystem, das schnell zuverlässige Ergebnisse liefern sollte – bei möglichst niedrigen Kosten. Zudem sollte es ohne eine aufwändige Laborausstattung durchführbar sein, ein möglichst breites Spektrum von Wirksubstanzen erfassen und im Sinne des Gesundheitsschutzes eine entsprechende Nachweisempfindlichkeit aufweisen.
Nölke wurde bei DSM fündig und entschied sich für das PremiTest-System. Letzteres liefert innerhalb weniger Stunden ein Ergebnis, während konventionelle Antibiotika-Rückstandstests mindestens eine Inkubation über Nacht benötigen.
Test sofort nach Wareneingang
Sofort nach Wareneingang wird der Rohstoff bei Nölke getestet – bereits nach vier Stunden liegt ein zuverlässiges Ergebnis vor. Ein entscheidender Vorteil angesichts der Tatsache, dass bei herkömmlichen Verfahren der Rohstoff in der Regel längst verarbeitet ist, wenn das Ergebnis vorliegt.
PremiTest basiert auf einem pH-Indikatorsystem, das sich – abhängig vom Wachstum des Bacillus stearothermophilus – farblich verändert. Bacillus stearothermophilus ist eine Bakterie, die besonders empfindlich auf viele Antibiotika bzw. Sulfonamid-Verbindungen reagiert. Angeboten wird PremiTest als Einzeltest in Kunststoffampullen. In den Kavitäten befinden sich ein Nährboden mit Farbindikator sowie Sporen von Bacillus stearothermophilus.
Eine deutliche Farbveränderung von Violett nach Gelb zeigt an, dass der Anteil an antimikrobiellen Substanzen unter der PremiTest-Nachweisgrenze liegt. Eine violette Färbung weist auf die Anwesenheit von Antibiotika auf bzw. über der Nachweisgrenze des Testes hin. Bestätigt wurde die Nachweisempfindlichkeit von PremiTest durch eine Studie der Arbeitsgruppe pharmakologisch wirksame Stoffe der Lebensmittelchemischen Gesellschaft, einer Fachgruppe in der GDCh, gemäß der neuen EG-Verordnung EC 2002/657.
Beurteilung der Testergebnisse
Die Implementierung von PremiTest dauerte ein halbes Jahr einschließlich einer Testphase von drei Monaten. Eine besondere Herausforderung bei der Einführung war die korrekte Beurteilung der Testergebnisse. Der Test an sich ist sehr einfach aufgebaut: Eine kleine Menge Fleischsaft wird in ein Teströhrchen gegeben, der Inkubator 20 Minuten lang vorgewärmt, die Probe ca. drei Stunden lang bei 64 °C inkubiert und das Testergebnis anhand der Farbveränderung abgelesen. Mit Hilfe von Schulungen, die von DSM angeboten wurden, und einem Erfahrungsaustausch mit einem externen Labor entwickelte man bei Nölke schließlich die erforderliche Routine beim Beurteilen von Testergebnissen.
Ein besonders positiver Aspekt bei der Einführung der Eigenkontrollen waren die geringen Kosten des Systems. Weder zur Ausführung des Tests noch zur Auswertung der Ergebnisse braucht man kostspielige Laboranlagen.
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