Mit einem symbolischen Knopfdruck wurde am 1. Oktober 2001 die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Thüringer Waldquell GmbH, Schmalkalden, in Bewegung gesetzt: Eine neue Produktionslinie, mit der 20 000 Halbliter-PET-Flaschen pro Stunde hergestellt und befüllt werden können. Ein Kernstück der Ende Januar 2002 offiziell abgenommenen Anlage ist eine Blasformmaschine Blomax 16 Serie III.
Die Blasformmaschine Blomax Serie III von SIG Corpoplast gehört nicht nur zu den schnellsten Streckblasformmaschinen auf dem Markt, sie weist auch eine Fülle weiterer Verbesserungen auf. So kann die modular aufgebaute Maschinenserie individuell nach den Anforderungen des Anwenders zusammengestellt werden. Sie verfügt damit auch über ein erhebliches Aufrüstungspotential, um sich dem Markt flexibel anpassen zu können.
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Der Preform-Transport mit Hilfe von umlaufenden Transportdornen (No-Touch-Sys-tem) garantiert einen kratzer- und verformungsfreien Transport, ohne den von den Greifern verursachten Staub. Ferner zeigt der Hals stets nach unten. Dank des geringeren Gewichts dieser Dorne wird wesentlich weniger Masse transportiert und damit die Maschinendynamik verbessert.
Das strikt standardisierte, modulare Maschinen-Gesamtkonzept umfasst zunächst die Basismodule Heiz-, Förder- und Blasstation, mit verkabelten Steckverbindungen, wobei der Elektroschrank in die Maschine integriert ist. Die Maschine kann also in Plug-and-play-Manier innerhalb weniger Tage in Betrieb genommen werden.
Das Blasrad ist auf einen Tragring reduziert worden, auf dem die einzelnen standardisierten Blasstationen befestigt sind. Daher sind diese bei allen Maschinengrößen identischen Blasstationen für alle Prozesse konvertibel, sei es für Standard-, Relax- oder sogar Heißabfüllungsprozesse. Mit insgesamt vier Plattformen wird der gesamte Bereich von 4/6/8, 10/12, 14/16 und 18/20 Kavitäten abgedeckt. Aufgrund des modularen Maschinenkonzepts lässt sich die Kapazität innerhalb einer Plattform flexibel erhöhen.
Im Gegensatz zu den bislang eingesetzten Rundläuferöfen kommt in den Maschinen der Blomax-Serie III ein platzsparender Linearofen zum Einsatz, der ebenfalls modular erweiterbar ist. Durch eine verbesserte Gestaltung der Heizkästen erfolgt das Aufheizen der Preforms gleichmäßiger und intensiver. Durch einen reduzierten Mittenabstand der Preforms verläuft der Aufheizprozess auch deutlich Energie sparender.
Der bedeutend größere Prozesswinkel dieser Blomax-Generation, die um 50% schnellere Öffnungs- bzw. Schließgeschwindigkeit der Form und die mechanisch kurvengesteuerte Reckstange tragen zu einer insgesamt höheren Prozessgeschwindigkeit bei. Die Position der Reckstangen ist stets klar definiert und genaues-tens angesteuert, was für eine verbesserte gleich bleibende Flaschenqualität und, aufgrund der Geschwindigkeit, für eine bessere Molekularorientierung des PET in den Seitenwänden der Flaschen sorgt. Da diese Reckstange nicht pneumatisch arbeitet, ist ein Arbeitsluft-Kompressor nicht mehr notwendig. Ein weiterer Vorteil für den Anwender ist, dass die meisten existierenden Blasformen (auch von anderen Maschinenfabrikaten) auf den Blomax-Maschinen weiterverwendet werden können.
Kult aus dem Osten
Mit der Errichtung der neuen Produktionslinie in Schmalkalden reagiert die Thüringer Waldquell GmbH (TWQ), eine Tochtergesellschaft des Brau- und Brunnen-Konzerns in Dortmund, auf einen unaufhaltsamen Trend: Die leichten und stabilen PET-Behälter verdrängen zunehmend die schweren und unflexiblen Glasflaschen. In der Anlage werden die Boom-Marke Vita Cola sowie Mineralwasser und Wellness-Getränke in PET-Einwegflaschen mit einem Fasungsvermögen von 0,5 oder 1,5 l abgefüllt.
Der Erfolg von TWQ ist eng mit dem Kult-Getränk des Ostens verknüpft – mit Vita Cola. Bereits 1957 wurde die Marke eingeführt. Heute wie damals macht der Citrus-Kick die alternative Cola bei den Verbrauchern so beliebt: Vita Cola schmeckt durch die Zugabe von Zitrone und Vitamin C erfrischender, fruchtiger und weniger süß als andere Cola-Marken. Aufgrund dieses speziellen Geschmacks hat sich das Getränk zur beliebtesten Cola-Marke in Thüringen und zur zweitbeliebtesten in den neuen Bundesländern entwickelt. Über 600 000 hl Vita Cola wurden im vergangenen Jahr abgefüllt. Dies bedeutet eine Steigerung um 6% gegenüber dem Vorjahr. Für die nächsten Jahre erwartet man weiterhin deutliche Steigerungsraten. Die PET-Einwegflasche ist das am stärksten wachsende Gebinde für Vita Cola, die allerdings auch in Glas-Mehrwegflaschen und Dosen angeboten wird.
Die Quelle macht’s
Der Geschmack von Vita Cola und den anderen TWQ-Produkten speist sich aus zwei Mineralwasserquellen: 400 Jahre lang reift und ruht das Wasser im Fels, das unter dem Markennamen Thüringer Waldquell aus 80 Meter Tiefe gefördert wird. Hinter dem Markennamen Rennsteig verbirgt sich eine 170 Jahre alte Quelle, bei der das Wasser aus 70 Metern Tiefe an die Oberfläche gebracht wird. Thüringer Waldquell steht seit Jahren für natürliches Mineralwasser mit hervorragender Mineralisation und Reinheit, während die Rennsteig-Quelle zu den besten deutschen Mineralwässern auch für die Zubereitung von Säuglingsnahrung gehört.
Im Zuge der PET-Einführung brachte TWQ drei neue Drinks auf den Markt:
• Thüringer Waldquell Aquapur, ein Mineralwasser ohne Kohlensäure
• Thüringer Waldquell ACE Jovital, ein prebiotisches Vitamingetränk und
• Thüringer Waldquell Relax Mix, ein Mehrfruchtgetränk mit viel Vitamin B
Mit der neuen PET-Anlage erhalten die qualitativ hochwertigen TWQ-Produkte eine Verpackung, die an Vielseitigkeit nichts zu wünschen übrig lässt und den Inhalt ins beste Licht rückt.
Von Preforms zur Flasche
TWQ hat mit der Installation der SIG-Blasformmaschine Blomax 16 Serie III und der Abfüllung im eigenen Haus den Herstellungsprozess in Schmalkalden konzentriert. Früher wurde Vita Cola in PET extern beim Schwesterunternehmen Apollinaris/Schweppes abgefüllt. Die Zeit der langen Wege ist nun vorbei: Seit Oktober läuft die SIG-Blasformanlage mit einem Output von bis zu 22 400 Flaschen pro Stunde. Jens Strassner, technischer Betriebsleiter bei TWQ, zieht folgendes Zwischenfazit zur Kooperation mit SIG: „Wir haben uns wegen der kurzen Lieferzeit und der Zuverlässigkeit für SIG entschieden. Da wir keine Erfahrung in der PET-Flaschenherstellung hatten, wollten wir eine Maschine, die vollautomatisch sicher läuft und möglichst einfach per Knopfdruck zu bedienen ist. Und unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt! Die Verfügbarkeit der neuen Anlage liegt mit 98% um acht Prozentpunkte über dem von uns erwarteten Wert.”
Ausgangsmaterial für die PET-Flaschen sind Preforms, die von dem Unternehmen Wiegand-Plast in Großbreitenbach hergestellt werden. Aus den fingergroßen Kunststoff-Vorformlingen entstehen in der SIG-Anlage die unterschiedlichsten PET-Flaschen. Jensen erklärt: „Dazu werden die Preforms auf ca. 110 °C erhitzt und in den 16 Rundläufer-Werkzeugen mit einem Druck von 40 bar zu Flaschen blasgeformt.” Über eine 130 Meter lange Luftförderstrecke wandern die Flaschen zum Füller. Vor dem Befüllen werden sie automatisch ausgespült und im Füller mit CO2 vorgespannt, d.h. es wird ein Überdruck aufgebaut, damit die kohlensäurehaltigen Getränke beim Abfüllen nicht schäumen. Vor dem Verschrauben der Flaschen durchlaufen die Verschlüsse eine UV-Bestrahlung.
Aus den Preforms entstehen mit der SIG-Anlage individuell den jeweiligen Markenbildern zugeschnittene Flaschen: Bei Vita Cola wird der erfrischende Charakter des Getränks mit Zitronenprägung auf der Flasche hervorgehoben, während die Flasche für das TWQ-Mineralwasser mit Farnprägungen verziert und zudem optisch „vereist” ist. Jensen: „Mit der SIG-Blasformanlage sind die Flaschenvariationen fast unerschöpflich. Da hat der Designer alle Freiheiten, die von den Formenbauern bei SIG präzise und schnell nachvollzogen werden.” Der Kunststoff PET bietet dabei vielfältige Möglichkeiten. Die Flaschen aus diesem Werkstoff sind stabil, bruchsicher und geschmacksneutral. Und: Sie sind wesentlich leichter und damit verbraucherfreundlicher. Eine leere 0,7-Liter-Flasche aus Glas wiegt rund 720 g, während eine 1,5-Liter-PET-Flasche lediglich ein Gewicht von 43 g hat.
Halle 5, Stand 213
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