Das elektrochemische Polieren von Edelstahloberflächen dient neben der Erzeugung von hochwertigen, funktionellen Edelstahloberflächen vor allem auch der Sichtbarmachung von (latenten) Oberflächendefekten im Sinne einer effektiven Defektoskopie.
Edelstahloberflächen zeigen nach dem Elektropolieren von kaltgewalzten (Kaltwalzen) Blechflächen IIIc und mechanisch geschliffenen Blechflächen K 120-320 fallweise weißliche (graue) linienförmige Streifen in Walz- bzw. in Ziehrichtung des Bleches. Diese Streifen werden oft als typische Carbidstreifen aufgrund von lokalen Chromcarbidbildungen bezeichnet, was in diesem Zusammenhang sicher meist falsch ist.
Viel wahrscheinlicher ist, dass sowohl beim Walzen als auch beim mechanischen Schleifen, Fremdstoffe (etwa Zunderpartikel [Zunder] beim Walzen bzw. ausgebrochene Schleifkörner beim Schleifen) durch den Verformungsdruck zerkleinert und quasi als Linie in Verformungsrichtung in die Oberfläche eingepresst werden.
Beim Elektropolieren wird das austenitische Material um die elektrochemisch resistenten Fremdstoffeinpressungen abgetragen, die Fremdstoff-partikel ausgeschwemmt und so eine linienförmige Fläche mit deutlich erhöhter Rauheit erzeugt, die im reflektierenden Licht matt erscheint. Durch eine lokale Nacharbeit (mechanisches Schleifen und elektrochemisches Polieren) lässt sich der topographische Defekt einfach entfernen.
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