Die sich auf Edelstahloberflächen bildende Passivschicht wird von Chrom und Chromoxiden bzw. -hydroxiden dominiert. Untersuchungen der ca. 1-3 nm dicken Passivschicht (ca. 5–10 Moleküllagen!) der austenitischen Edelstahllegierungen 1.4404 / 1.4335 mittels Elektronenspektroskopie zur chemischen Analyse und Auger-Analyse haben ergeben, dass entgegen der früheren Annahme einer reinen Chromoxidpassivschicht eine Mischschicht aus Cr, Cr-Oxid, Cr-Hydroxid sowie v. a. Fe, Fe-Oxid und Fe-Hydroxiden vorliegt, wobei fallweise auch Ni und Ni-Oxide bzw. Mo und Mo-Oxide zu detektieren sind. Mn hingegen liegt in der oberen Schicht praktisch nicht vor. Das Verhältnis von Cr und Cr-Verbindungen zu Fe und Fe-Verbindungen ist in der optimalen Passivschicht stets > 1, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Cr und Cr-Verbindungen die Matrix bilden und Fe und Fe-Verbindungen eingelagert sind. Aus dieser Situation ist der Begriff der chromoxiddominierten Schichtverhältnisse zu verstehen. Bei veränderten Umgebungsbedingungen (Temperatur, Medien etc.) kann sich die Chromdominanz in der passiven Deckschicht thermodynamisch bedingt durchaus radikal ändern. Beispiele hierfür sind etwa Schweißnahtanlauffarben in der Hitzeeinflusszone, Rouging etc.
© 2013 – ECV – Lexikon der Pharmatechnologie